Malaria: Hunderttausende Tote jedes Jahr
Die in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie hat die Gefahren von Malaria in der Öffentlichkeit etwas in den Hintergrund gedrängt. Doch noch immer sterben Hunderttausende Menschen pro Jahr an der durch Mücken übertragene Infektionskrankheit. Die meisten von ihnen in Afrika.
Jede Minute stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Malaria
In Afrika stirbt jede Minute eine Kind unter fünf Jahren an Malaria. Pro Tag macht das rund 1.400 Todesfälle, die laut Hilfsorganisationen leicht vermeidbar wären. „Gegen Malaria kann man sich einfach und kostengünstig schützen, und man kann sie auch heilen“, erklärte Expertin Valentina Buj vom Kinderhilfswerk Unicef einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge. Doch an den Folgen des Stichs der Anopheles-Mücke sterben noch immer jedes Jahr fast 600.000 Menschen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 90 Prozent davon in Afrika südlich der Sahara.
Millionen Menschen können sich keine Medikamente leisten
Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, in Nigeria, haben viele Millionen Menschen kein Geld für Moskitonetze, Medikamente oder einen Arzt. „Als wir von der Schule nach Hause kamen, hatte meine Schwester Mayowa plötzlich Kopfweh und schnell ansteigendes Fieber“, erläuterte Tomiwa Oladipo aus Dutse Alhaji, einem Vorort der Hauptstadt Abuja, laut dpa. „Meine Eltern konnten sich die empfohlene Medizin nicht leisten, deswegen haben sie ihr örtliche Kräuter gegeben“, so der 29-Jährige. „Dann starb sie.“ Das Mädchen wurde nur zehn Jahre alt.
Malaria geriet wegen Ebola etwas in Vergessenheit
Durch die Konzentration auf die in Westafrika grassierende Ebola-Seuche geriet die weit mehr Opfer fordernde Plage Malaria etwas in Vergessenheit. Die WHO setzt sich anlässlich des Weltmalariatags am 25. April ehrgeizige Ziele: Die Zahl der Malaria-Erkrankungen und Todesfälle soll bis zum Jahr 2030 jeweils um 90 Prozent sinken. Dafür müssten jährlich etwa 5,1 Milliarden US-Dollar (4,8 Milliarden Euro) für den Kampf gegen Malaria zur Verfügung stehen. 2013 waren es aber lediglich 2,7 Milliarden US-Dollar. Mit einer neuen Kampagne setzt Unicef nun darauf, die medizinische Malaria-Prophylaxe bei Schwangeren auszubauen. „Die nötigen Medikamente kosten pro Mutter weniger als einen halben Dollar“, erklärte die Expertin Buj.
Nigeria hält traurigen Weltrekord
Übertragen wird der Malaria-Erreger über Stiche der weiblichen Anopheles-Mücke. Die Krankheit, die mit hohem Fieber einhergeht, zählt zu den tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt. Neben der hohen Temperatur kommt es auch zu Symptomen wie Schüttelfrost und Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Malaria kann zwar geheilt werden, doch aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung sterben viele Patienten. Eine vorbeugende Impfung gibt es bislang nicht. Nigeria hält einen traurigen Weltrekord: In dem Staat mit rund 178 Millionen Einwohnern gibt es laut Schätzungen jährlich rund 100 Millionen Malaria-Erkrankungen, mehr als 300.000 Menschen sterben daran. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut, das Gesundheitssystem ist unterfinanziert und überfordert.
Über drei Milliarden Menschen leben in Risikogebieten
Auch wenn Hilfsorganisationen und Regierung versuchen, jeder Familie ein mit Insektizid behandeltes Moskitonetz zu geben, muss dies auch von Aufklärungskampagnen flankiert werden. „Ich nutze das Moskitonetz nicht“, sagte etwa Aisha Mohammed, eine 32-jährige Händlerin aus einem Vorort von Abuja. Während der Schwangerschaft habe sie eines von der Regierung bekommen. „Aber ich reagiere auf die Chemikalien, und darunter wird es so heiß“, erklärte die zweifache Mutter entschuldigend. Laut der WHO haben rund 280 Millionen Menschen in Afrika kein adäquates Moskitonetz in ihrem Zuhause. Der Organisation zufolge leben weltweit 3,3 Milliarden Menschen in Malaria-Risikogebieten. Da Prophylaxe und ärztliche Behandlung im wohlhabenderen Asien und in Lateinamerika deutlich besser seien, entfällt der Löwenanteil der Malaria-Erkrankungen auf Afrika. Allerdings sehen Experten auch Grund zur Freude. Die Zahl der Infektionen und Todesfälle ist seit dem Jahrtausendwechsel dank besserer Prävention und Behandlung stark zurückgegangen. Unicef geht davon aus, dass es seit 2001 etwa 670 Millionen weniger Malaria-Erkrankungen gegeben hat und 4,3 Millionen Leben gerettet wurden. Davon waren rund 3,9 Millionen afrikanische Kinder. (ad)
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Bild: Maurus Völkl / pixelio.de
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