Abschaffung der Praxisgebühr verursacht keinen Anreiz zu mehr Arztbesuchen
28.12.2012
Zum Jahreswechsel fällt die Praxisgebühr weg. Eingeführt wurde die Quartalsgebühr mit dem Argument, unnötige Arztbesuche zu mindern. Eine Umfragestudie im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit ging im Zeichen der Abschaffung der Frage nach, ob Patienten Arztbesuche und Untersuchungen verschieben, um die Zahlung der Praxisgebühr in Höhe von zehn Euro zu vermeiden.
Ab 2013 fällt die Praxisgebühr für gesetzlich Krankenversicherte weg
Seit der Gesundheitsreform im Jahre 2004 mussten alle Kassenpatienten einen Zuschlag beim Arzt oder Zahnarzt in Höhe von 10 Euro je Quartal entrichten. Auf Vorschlag der schwarz-gelben Bundesregierung hatten Bundestag und Bundesrat einstimmig beschlossen, die Praxisgebühr zum ersten Januar 2013 wieder abzuschaffen. Eine aktuelle Untersuchung des Meinungs- und Forschungsinstituts „Forsa“ im Auftrag der DAK wollte herausfinden, ob Patienten Untersuchungen oder Arztkonsultationen verschieben, um die Gebühr einzusparen. Eine weitere Frage war, ob Versicherte nach dem Wegfall der Praxisgebühr wieder öfter zum Arzt gehen. Die Antwort fiel eindeutig aus: Fast 97 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, die Abschaffung der Praxisgebühr habe keinen Einfluss auf die Terminierung von Arztkonsultationen.
Fast nur jüngere Menschen warten bis zum nächsten Jahr
Laut der DAK Umfrage verzichteten in den letzten Wochen vor allem jüngere Menschen auf einen Arzttermin, um die Praxisgebühr zu sparen. So heißt es in der Auswertung der Studie: „Bei den 18- bis 29-Jährigen gab rund jeder Zehnte eine Verschiebung an. In der Altersgruppe über 60 Jahre waren es nur vier Prozent der Befragten.“ Die Studienautoren resümieren daraus, dass die Zahl der Arztbesuche im Jahre 2013 aller Voraussicht nach nicht wesentlich ansteigen wird. Fast keiner der Befragten (3 %) meinte nämlich häufiger zum Arzt zu gehen als in den letzten Monaten, wenn die Praxisgebühr wegfällt.
„Unsere Befragung zeigt, dass die Praxisgebühr, anders als von der Politik geplant, keine steuernde Wirkung bei Arztbesuchen entfaltet hat. Sie war letztlich nur ein reines Finanzierungswerkzeug im Gesundheitssystem“, sagte der Sprecher der DAK-Gesundheit, Jörg Bodanowitz.
Anstieg der Arztbesuche unwahrscheinlich
Nach Ansicht der Autoren zeige die Umfrage darüber hinaus, dass Menschen allen Anschein nach weniger zum Arzt gehen, als in der öffentlichen Debatte zum Teil behauptet wird. In Diskussionen um die Abschaffung der Praxisgebühr nannten Politiker aber auch Experten immer wieder Zahlen aus Untersuchungen, die sich so nicht bestätigen ließen. Demnach lautete ein Argument, die „Deutschen gehen im Schnitt 18 mal pro Jahr zum Arzt“. Während der aktuellen Studie gaben nur sieben Prozent der Probanden an, sie wären im noch laufenden Jahr 2012 mehr als 15 mal zum Haus- oder Facharzt gegangen. Die Mehrzahl der Befragten (57 Prozent) waren hingen zwischen ein und fünf Mal beim Arzt. Sieben Prozent der Befragten gaben sogar an, überhaupt keinen Arztbesuch benötigt zu haben.
An der repräsentativen Umfrage nahmen insgesamt 1001 Männer und Frauen unterschiedlicher Altersstufen teil. Die Studie wurde durch das Forsa-Institut im Auftrag der Krankenkasse DAK durchgeführt. (sb)
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Bild: Günter Havlena / pixelio.de
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