Welt-Aids-Konferenz: Schweigeminute für MH17-Opfer
21.07.2014
Am Sonntag hat im australischen Melbourne die 20. Welt-Aids-Konferenz begonnen. 12.000 Experten aus rund 200 Ländern werden sich dort unter anderem über Medikamente und Impfstoffforschung austauschen. Zu Beginn der Konferenz wurde der Opfer des in der Ukraine abgestürzten Fluges MH17 mit einer Schweigeminute gedacht. An Bord waren auch sechs Delegierte auf dem Weg nach Australien.
Sechs Delegierte auf dem Weg zur Konferenz gestorben
Die 20. Welt-Aids-Konferenz in Melbourne hat am gestrigen Sonntag mit einer Schweigeminute für die Opfer des in der Ukraine abgestürzten Fluges MH17 begonnen. An Bord waren auch sechs Delegierte der Konferenz auf dem Weg nach Australien gewesen. Etwa 12.000 Forscher, Experten und Aktivisten aus rund 200 Ländern berichten in Melbourne bis zum Freitag über neue Medikamente und Impfstoffforschung und tauschen Erfahrungen im Umgang mit dem HI-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids aus. Die Fachleute setzen sich ehrgeizige Ziele.
Epidemie bis 2030 beenden
„Bis 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90 Prozent sollen Zugang zu Medikamenten haben und bei 90 Prozent soll das Virus nicht mehr nachweisbar sein“, sagte der Exekutivdirektor der UN-Organisation UNAIDS, Michel Sidibé, laut einer dpa-Meldung, als er die neue Vision präsentierte. Er folgerte weiter: „So kann die Epidemie bis 2030 beendet werden.“ Allerdings handelt es sich dabei um eine Mammutaufgabe, denn noch immer seien sich 54 Prozent der weltweit 35 Millionen Betroffenen ihrer Infektion gar nicht bewusst.
Diskriminierende Gesetze erschweren das Erreichen der Ziele
Auf dem Weg zu diesem Ziel stellen diskriminierende Gesetze, wie es sie beispielsweise in Russland, Indien oder afrikanischen Ländern gibt, ein Hindernis dar. Dort würden Homosexuelle und HIV-Positive durch die geltenden Verordnungen in den Untergrund getrieben. „Wir dürfen nicht einfach zusehen, wenn Regierungen monströse Gesetze erlassen, die die verwundbarsten Gesellschaftsschichten marginalisieren“, erläuterte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, Françoise Barré-Sinoussi.
Menschen mit HIV mit Respekt behandeln
„Lasst uns in Schulen und Kliniken gehen und die Leute aufklären“, rief die junge Indonesierin Ayu Oktariani, die mit mehr als einem Dutzend mit HIV infizierten Jugendlichen in traditionellen Kostümen auf die Bühne kam. „Niemand soll mehr in Schande und Verleugnung leben. Lasst uns an einer Welt arbeiten, in der alle Menschen mit HIV überall mit Respekt behandelt werden.“ Den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge führt die Kriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen, wie Drogenkonsum, Sexarbeit oder Männersex mit Männern, dazu, dass gerade diejenigen Gruppen, die die größte Gefahr laufen, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, medizinisch nicht angemessen versorgt werden.
Auch in Deutschland erleben Infizierte Diskriminierungen
Auch in Deutschland erleben HIV-Positive noch immer Diskriminierungen, wobei oftmals Unwissenheit den Nährboden der Vorurteile bildet. Wie „Spiegel Online“ kürzlich berichtete, sei den Mitmenschen oft nicht klar, dass eine Übertragung des Virus im Alltag äußerst unwahrscheinlich ist oder dass die modernen Therapien vielen Infizierten erlauben, ein weitgehend normales Leben zu führen und beispielsweise eine Familie zu gründen. Gegenüber dem Magazin betonte der Pressesprecher der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), Holger Wicht, dass dieses Wissen in der Gesellschaft immer noch nicht verlässlich verankert sei. Die DAH wird ihr Konzept der „Wussten Sie eigentlich?“-Kampagne bei der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne vorstellen. Neben der Prävention und einer angemessenen Versorgung der Betroffenen gehören zu den maßgeblichen Zielen der Deutschen AIDS-Hilfe unter anderem auch die Überwindung von Vorurteilen und Ängsten beim Umgang mit HIV-Infizierten. (ad)
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