Hautveränderungen können auf eine HIV-Infektion hinweisen
Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV. Hierzulande wird die Zahl der Betroffenen auf rund 90.000 geschätzt. Allerdings wird auch von einer nicht zu unterschätzenden Dunkelziffer ausgegangen. Viele wissen einfach nicht, dass sie sich angesteckt haben. Bestimmte Hautveränderungen können ein Hinweis auf eine HIV-Infektion. Dann sollten sich Betroffene sofort testen lassen.
Der Welt-Aids-Tag, der vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufen wurde, findet jedes Jahr am 1. Dezember statt. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Ungleichheiten beenden. Aids beenden. Pandemien beenden.“ Anlässlich des Aktionstages weisen Fachleute darauf hin, dass typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten auf eine HIV-Infektion hinweisen können.
Dermatosen bei HIV-Infizierten häufiger
Wie die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, leiden HIV-infizierte Menschen im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger unter Dermatosen. Im Verlauf einer unbehandelten HIV-Infektion treten oft typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten auf.
Wenn solche Anzeichen früh erkannt werden, ist ein HIV-Test sofort durchzuführen. Dann kann eine effektive lebenslange antiretrovirale Behandlung früh beginnen und damit auch die Weiterverbreitung von HIV verhindert werden. Zudem können die die Sterblichkeitsraten gesenkt werden, denn Spätdiagnosen reduzieren den Behandlungserfolg.
Die DDG weist anlässlich des Welt-Aids-Tages auf die Bedeutung von Hautveränderungen als Indikatoren für HIV wie Exantheme mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen, orale und vulvovaginale Candidosen, Gürtelrose bis hin zu Kaposi-Sarkomen hin und empfiehlt dann HIV-Tests.
Behandlung kann Sterblichkeit und Häufigkeit senken
Den Angaben zufolge infizieren sich hierzulande jährlich etwa 2.600 Menschen mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) leben in Deutschland rund 88.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Diese Infektion wird durch das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) verursacht und geht mit dem Verlust der CD4+ T-Helfer-Zellen einher.
Ohne Therapie nimmt die Immundefizienz zu, und in einem Zeitraum von bis zu zehn Jahren entwickeln sich Tumoren und weitere Infektionen, die aufgrund der gestörten Immunabwehr auftreten und häufig schwer verlaufen.
Eine moderne medikamentöse Behandlung mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) hat laut der DDG geholfen, die Sterblichkeit und die Häufigkeit der Erkrankung insgesamt zu senken. Gleichzeitig konnte die Lebenserwartung von Personen, die mit einer HIV-Infektionen leben (people living with HIV; PLWH) verbessert werden. Die Zahl der Neuinfektionen ist seit einigen Jahren leicht rückgängig.
Erstdiagnose oft erst in fortgeschrittenen Infektionsstadien
Für Professor Dr. med. Peter Elsner, Medienbeauftragter der DDG, wird diese positive Entwicklung dadurch getrübt, dass zugleich der Anteil derjenigen, deren Erstdiagnose erst in fortgeschrittenen Stadien der Infektion erfolgt, mit 32 Prozent konstant hoch ist.
„Wie bei vielen anderen dermatologischen Erkrankungen ist eine frühe Diagnose für den Therapieerfolg immens wichtig“, so Elsner. Zum anderen gelten effektiv behandelte HIV-Infizierte (HIV+) als nicht mehr ansteckend. Dies verhindert die Weitergabe des Virus und stabilisiert zudem die Situation der PLWH, die nach wie vor mit Vorurteilen konfrontiert sind und ausgegrenzt werden.
„Viele AIDS-definierende Erkrankungen zeigen sich an Haut und Schleimhäuten. Umso wichtiger ist es, dass Dermatologinnen und Dermatologen beim Untersuchen erkrankter Haut die Möglichkeit einer HIV-Infektion als ursächlich in Betracht ziehen“, hebt Elsner hervor.
Eine akute HIV-Infektion geht oft mit einem Hautausschlag (auch Exanthem genannt) mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen einher. Pilzinfektionen im Mund sowie im weiblichen Genitalbereich können im weiteren Verlauf dazukommen, ebenso Gürtelrose (Herpes zoster) und Krebsfrühstadien von Gebärmutterhalskrebs. Auch bei anderen Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis, die mit Hauterscheinungen einhergeht, sollte laut den Fachleuten eine Ko-Infektion mit dem HI-Virus ausgeschlossen werden.
Der DDG zufolge ist bei unbehandelten PLWH das Kaposi-Sarkom die häufigste AIDS-definierende Neoplasie. Dabei handelt es sich um einen Hautkrebs, der durch das Humane Herpesvirus 8 mit verursacht wird. Flache, rote bis purpurne Flecken oder Knoten treten auf der Haut auf. Ein schweres seborrhoisches Ekzem kann ebenfalls ein Hinweis sein. Erkennbar ist es durch gelbliche, fettige Schuppen auf der Kopfhaut, jedoch auch im Gesicht.
Viele HIV-Erstdiagnosen aufgrund von Hautveränderungen
Wie es in der Mitteilung heißt, werden bislang etwa zehn Prozent der HIV-Erstdiagnosen aufgrund der Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten gestellt. Dieser Anteil ist für Professor Elsner durchaus steigerbar.
„Als Hautexperten sind wir besonders befähigt, auf HIV-Infektionen deutende Hautveränderungen zu diagnostizieren. Menschen, die aufgrund ihres Sexualverhaltens eine Ansteckung nicht grundsätzlich ausschließen können, sollten bei irritierenden Hauterscheinungen unbedingt dermatologischen Rat suchen“, so der Experte. „Gleichzeitig können wir auf möglicherweise begleitende Infektionen screenen und sie rechtzeitig behandeln.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft: Welt-Aids-Tag: Typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten können auf eine HIV-Infektion hinweisen, (Abruf: 29.11.2021), Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.