Täglich 300 Tote: Jedes Jahr sterben Millionen Menschen
Der Tabakkonsum fordert weltweit jährlich rund sieben Millionen Tote. Allein in Deutschland sterben pro Tag rund 300 Menschen an den Folgen des Rauchens. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai weisen Experten darauf hin, wie wichtig es ist, das Rauchen aufzugeben.
Eine Bedrohung für uns alle
„Tabak ist eine Bedrohung für uns alle“, erklärte die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, in einer Mitteilung anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai. Laut einem aktuellen Bericht der Organisation verursacht der weltweite Tabakkonsum Milliardenkosten, massive Umweltverschmutzung und vor allem auch viele Todesopfer. Jährlich sterben demnach sieben Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens, allein in Deutschland sind es pro Tag rund 300 Tote. Gründe genug, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Rauchen schadet der Gesundheit
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge wird einer von zehn Todesfällen weltweit durch Rauchen verursacht. Raucher erkranken und sterben nicht nur an Lungenkrebs.
Durch das Qualmen von Zigaretten erhöht sich auch das Risiko für mehrere andere Krebsarten und weitere Erkrankungen wie Raucherlunge beziehungsweise Raucherhusten, Asthma, chronische Bronchitis sowie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Durch mehr staatliche Eingriffe und einen verbesserten Nichtraucherschutz könnten zahlreiche Todesfälle verhindert werden. Doch Deutschland tut sich hier offenbar schwer.
Deutschland bei Tabakkontrolle auf dem vorletzten Platz
„Viele Regierungen ergreifen Maßnahmen gegen Tabak, vom Verbot von Werbung und Marketing bis hin zur Einführung von Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und rauchfreier Arbeits- und öffentlicher Plätze“, sagte Dr. Oleg Chestnov von der WHO.
Deutschland sticht hier nicht gerade heraus: „Bei der Tabakkontrolle liegen wir auf einem der letzten Plätze in Europa“, erklärte Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in einer aktuellen Mitteilung.
In absoluten Zahlen ausgedrückt: Deutschland liegt mit 16,3 Millionen Rauchern unter den Top Ten der Staaten mit den meisten Tabakkonsumenten.
Jeder siebte stirbt am Rauchen
Laut einer im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten Studie stirbt hierzulande jeder Siebte am Rauchen – damit liegt die Bundesrepublik sogar über dem weltweiten Durchschnitt.
Zwar ist seit dem Jahr 1990 in Deutschland die Verbreitung des Rauchens leicht zurückgegangen, allerdings deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit.
Der Mitteilung zufolge ging die Zahl der Rauchenden in Deutschland bei den Männern in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt um 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei den Frauen lediglich um 0,3 Prozent.
Die Deutschen sind Weltmeister – bei den Zigarettenautomaten
Deutschland ist ein Tabakhochkonsumland: Eine Prävalenz von 25-28 Prozent abhängigen Raucherinnen und Rauchern wird nur noch in wenigen Ländern Europas (zum Beispiel Österreich und Griechenland) übertroffen.
„Bei den Zigarettenautomaten sind wir Weltmeister: 330.000 Automaten gibt es sonst nirgendwo“, so Stöver.
„Ihre stillschweigende Botschaft lautet meiner Meinung nach, dass Tabakkonsum zum Alltag und zum Stadtbild gehört. Deshalb fordere ich, alle Automaten abzuschaffen. Die Registrierung per Bankkarte oder Personalausweis als volljährige Person war zwar ein richtiger Schritt zum Schutz der Jugendlichen, kann aber leicht umgangen werden und geht mir nicht weit genug.“
Pro Tag sterben 300 Deutsche vorzeitig an den Folgen des Rauchens
In Deutschland gibt es jährlich 110.000 tabakbedingte Todesfälle, das heißt: pro Tag sterben 300 Menschen vorzeitig an den Folgen des Rauchens. „Folgeschäden des Rauchens sind hierzulande die häufigste Todesursache“, sagte Stöver.
Die Krankheitskosten durch Rauchen wie Arzt-, Therapie- und Krankenhausausgaben, Arbeitsausfälle sowie Nichtraucherschädigungen werden auf ca. 21 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt.
„Die Tabakpolitik setzt in Deutschland einseitig auf Abstinenz während schadensminimierende Strategien für diejenigen Raucher/-innen, die noch nicht aufhören können oder wollen, tabuisiert werden. Rauchreduktionsprogramme und E-Zigaretten sollte hier bedeutendere Rollen einnehmen, wie es in anderen Ländern – etwa in England – bereits erfolgt ist“, forderte Stöver.
Wirksame Maßnahmen gegen das Rauchen
„Zudem wird in Deutschland vergleichsweise wenig für eine effektive Tabakprävention getan. Deutschland ist das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt, das darf nicht sein“, so der Experte.
„Tabakkontrollpolitik muss endlich wirksame Maßnahmen gegen das Rauchen ergreifen und konsequent Gesundheitsinteressen über wirtschaftliche Interessen der Tabakindustrie stellen. Auch Verluste durch Steuereinnahmen dürfen hier keine Rolle spielen“, sagte Stöver.
In der Vergangenheit haben sich auch andere Experten für ein Tabak-Werbeverbot stark gemacht. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist Deutschland noch immer ein Paradies für Raucher. (ad)
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