Erste erfolgreiche Behandlung eines Sehfehlers mit 40 Dioptrien Zylinderwert
Fehlsichtigkeit kann bei einzelnen Patienten extreme Ausmaße annehmen und erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag mit sich bringen. In der Universitätsmedizin Mainz haben Spezialisten nun erstmals bei einem Patienten mit einem Sehfehler von 40 Dioptrien Zylinderwert eine erfolgreiche Therapie mittels einer künstlichen Linse erreicht.
Die Ärzte implantierten dem Patienten die weltweit stärkste Linse zur Korrektur eines extremen Sehfehlers, so die Mitteilung der Universitätsmedizin Mainz. Die speziell für den Patienten angefertigte Linse erreiche eine Zylinderkorrektur von 40 Dioptrien. Mit Hilfe der besonderen Linsen lasse sich auch eine extreme Fehlsichtigkeit beheben, welche früher noch als nicht-therapierpar galt.
Weltweit einzigartiger Eingriff
Operationen am Auge, bei denen eine getrübte natürliche Linse durch eine künstliche Intraokularlinse ersetzt wird, sind laut Angaben der Mediziner mittlerweile eine Routineleistung. Das Implantieren einer speziell für den Patienten angefertigten Linse mit einer Zylinderkorrektur von 40 Dioptrien bilde jedoch ein weltweit einzigartiges Ereignis.Durchgeführt wurde dieser Eingriff in Mainz von dem Leiter des dortigen Spezialbereichs Refraktive Chirurgie, Privatdozent Dr. med. Urs Voßmerbäumer. Bei einem 76-jährigen hochgradig sehbehinderten Patienten, der unter einem weit fortgeschrittenen Grauen Star litt und zudem eine extreme Hornhautverkrümmung aufwies, implantierte der Experte die einzigartige Linse.
Serienmäßige Linsen maximal bis 12 Dioptrien geeignet
Nur einen Monat nach der OP betrug die Sehstärke des Patienten auf dem operierten Auge bereits rund 35 Prozent des üblichen Sehvermögens, so die Mitteilung der Universitätsmedizin Mainz. Die Berechnung dieses personalisierten Medizinprodukts und dessen Implantation sei allerdings eine enorme Herausforderung gewesen und stelle eine herausragende medizinische Leistungen dar. Mittels der Implantation einer speziell angefertigten Intraokularlinse habe Dr. Voßmerbäumer die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) von 40 Dioptrien korrigiert. Üblicherweise liege die Grenze für serienmäßig gefertigte Linsen bei 12 Dioptrien.
Extreme Herausforderung bei der Konstruktion und Implantation
Die Korrektur einer solch extremen Sehbehinderung war laut Angaben der Mainzer Universitätsmedizin in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung: So bedurfte es für die Produktion der Linse zunächst einer extrem genauen Vermessung des Auges und der Hornhautverkrümmung. Im zweiten Schritt habe die spezielle Konstruktion der außergewöhnlich anspruchsvollen Intraokularlinse besondere Anforderungen an die Ingenieure der Erlanger Herstellerfirma gestellt. Nicht zuletzt verlangte die Implantation des personalisierten Medizinprodukts von dem Operateur Dr. Voßmerbäumer Höchstleistungen, so die Mitteilung der Universitätsmedizin Mainz.
Linse wird zunächst gefaltet ins Auge eingebracht
Um sich auf die rund 30-minütige Operation vorzubereiten, habe Voßmerbäumer den Eingriff im Vorfeld sehr genau geplant und sei die Schnittführung gedanklich immer wieder durchgegangen, berichtet die Universitätsmedizin Mainz. Zudem habe er die Falteigenschaften der Linse mehrfach geprüft, da die Linse nur gefaltet durch den feinen Kanal des Injektorsystems passe, mit dem sie ins Auge eingebracht wird, um sich dort wieder aufzuklappen. Auch sei es wichtig gewesen, die Platzierung vor dem Eingriff genau zu bestimmen und die Linse während der Operation extrem präzise zu positionieren.
Extrem dicke Linsen sind schwierig zu implantieren
„Die implantierte, hochleistungsfähige Linse basiert zwar auf dem standardisierten Modell einer Hornhautverkrümmung ausgleichenden, sogenannten torischen Linse, sie ist jedoch wesentlich dicker“, erläutert die Universitätsmedizin Mainz. Dies sei bei der Operation ein wichtiger Faktor, da die große Linse nur gefaltet in das Auge eingebracht werden kann. Für diesen Arbeitsschritt habe Dr. Voßmerbäumer lediglich ein ca. 2,8 mm breiter Schnittkanal zur Verfügung gestanden. „Die erfolgreiche Implantation der speziell angefertigten Linse ist ein Paradebeispiel für personalisierte Spitzenmedizin“, betont der Professor Dr. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz.
Auch extreme Fehlsichtigkeit ist therapierbar
„Extreme Fehlsichtigkeit ist kein Schicksal mehr“, so Dr. Voßmerbäumer. Denn für die refraktive Chirurgie müsse heutzutage die Ausprägung einer Fehlsichtigkeit keine Beschränkung mehr sein. In Mainz werde den Patienten auch bei extremen Sehfehlern die Möglichkeit geboten, eine operative, refraktive Behandlung durchzuführen und so zu einem guten Sehvermögen zu gelangen. „In den vergangenen Jahren habe ich bereits mehrere Extremkorrekturen vorgenommen, aber die Implantation der weltweit stärksten Linse von 40 Dioptrien Zylinderwert war wirklich etwas ganz Besonderes“, betont Dr. Voßmerbäumer. (fp)
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