Präventiver Antibiotika-Einsatz bei Operationen sollte reduziert werden
04.03.2014
Im Rahmen operativer Eingriffe werden häufig Antibiotika verabreicht, um das Risiko von Infektionen – insbesondere von Wundinfekten – zu minimieren. Doch begünstigt der übermäßige Einsatz von Antibiotika die Entstehung resistenter Krankenhauskeime. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) fordern daher die präventive Antibiotikagabe deutlich zu reduzieren.
Auf dem 131. Chirurgenkongress Ende März in Berlin wollen die Experten der DGCH und DGAV einen Fünf-Punkte-Plan vorstellen, mit dem „die Zahl der Wundinfektionen gesenkt, aber gleichzeitig unnötiger Antibiotikagebrauch verhindert werden kann.“ Zwar erleiden „Patienten, die auf chirurgischen Stationen liegen, doppelt so oft Infektionen wie Patienten anderer Fachdisziplinen“, doch die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika sei nur bedingt sinnvoll, so die Mitteilung der Chirurgenverbände. „Die einmalige Gabe eines Antibiotikums vor einem Eingriff unter drei Stunden ist völlig ausreichend, eine weiterführende Prophylaxe nach der Operation hingegen überflüssig“, berichtet die DGCH in ihrer aktuellen Pressemitteilung. Dem DGCH-Präsident Professor Dr. med. Joachim Jähne zufolge gilt „hier das Motto: weniger ist mehr.“
Fünf-Punkte-Plan zum Antibiotika-Einsatz
Als Beispiel für Operationen, bei denen besonders häufig Wundinfektionen auftreten, nennen die Chirurgenverbände Eingriffe im Bauchraum. Rund zwanzig Prozent der Patienten erleiden nach einer entsprechenden Operation eine Infektion, so die Mitteilung der DGCH. Die prophylaktische Verabreichung von Antibiotika kann dieses Risiko jedoch nur bedingt beeinflussen. Um eine optimale Vorbeugung zu gewährleisten und dennoch die Entstehung resistenter Krankenhauskeime möglichst zu vermeiden, hat die DGAV einen Fünf-Punkte-Plan zum Umgang mit Antibiotika vor und nach operativen Eingriffen entwickelt. Dabei stehe zunächst die „die Auswahl eines geeigneten Antibiotikums in korrekter Dosierung“ an erster Stelle, berichtet die DGCH.
Professor Stefan Maier, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Kaufbeuren, erklärte, dass „eine interdisziplinäre Gruppe dazu eine Liste mit Empfehlungen“ erstellt habe. In dem Empfehlungen werde zum Beispiel berücksichtigt, „welche Erreger bereits Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben“, berichtet die DGCH. Die Liste mache auch deutlich, „welche Eingriffe – wie etwa Schilddrüsen-Operationen – ohne Antibiotika erfolgen können“, betonte Privatdozent Dr. med. Christian Eckmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum Peine. Gemeinsam mit Professor Maier leitet er die Arbeitsgruppe Viszeralchirurgische Infektionen der DGAV. Des Weiteren werde festgelegt, das die Verabreichung des Antibiotikums Aufgabe der Anästhesie ist und sichergestellt werden muss, dass die Prophylaxe zuverlässig sechzig bis dreißig Minuten vor dem Eingriff erfolgt, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Einmalige Gabe von Antibiotika reicht oft aus
Bei Operation, die voraussichtlich nicht länger als drei Stunden dauern, ist laut Aussage der Experten die einmalige Gabe von Antibiotika ausreichend. „Nur bei längerer Operation oder einem starken Blutverlust sollte das Antibiotikum während des Eingriffs erneut gegeben werden“, erläuterte Professor Maier. Die Verabreichung entsprechender Medikamente über die Operation hinaus ist den Chirurgenverbänden zufolge unbedingt zu unterlassen. „Dieser letzte Punkt ist uns besonders wichtig“, da „es unnütz (ist), nach der Operation weiterhin vorbeugend Antibiotika zu verabreichen“, betonte Christian Eckmann. Der unnötige Antibiotika-Gebrauch fördere die Entstehung und Verbreitung lebensgefährlicher Krankenhausinfektionen, weil sich sogenannte multiresistente Krankenhauskeime entwickeln, die auf gängige antibakterielle Wirkstoffe nicht mehr ansprechen. (fp)
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