Prostatakrebs: Neues Ultraschall-Verfahren reduziert Biopsien
14.04.2014
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Doch bei der Vorsorge kneifen viele Herren, unter anderem wegen der Angst vor der rektalen Tastuntersuchung. Ein neues Ultraschall-Verfahren soll nun zumindest die Zahl der Biopsien deutlich reduzieren.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei deutschen Männern
Bei Männern in Deutschland ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der Neuerkrankungen in den vergangenen Jahren stets gestiegen. Ab dem Alter von 45 Jahren steht jedem Mann hierzulande eine Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung pro Jahr zu. Trotzdem kneifen viele Herren bei der Früherkennung. Doch Schuld daran ist nicht nur die Scheu vor unangenehmen Untersuchungen, sondern auch die Verfahren werden immer wieder diskutiert. Beispielsweise sorgt der Tumormarker PSA für manche Verwirrung, da er nicht nur gefährliche Entwicklungen anzeigt, sondern daneben auch harmlose Tumore outet und somit auch unnötige Ängste und Behandlungen auslösen kann.
Experten diskutieren über Nutzen von PSA-Tests
Entscheidet sich ein Mann nach der Tastuntersuchung auch für eine PSA-Wert-Bestimmung und ist dieser Entzündungswert zu hoch, dann werden vorsichtshalber Gewebeproben aus der Prostata entnommen. Pro Check sind dies derzeit etwa zehn bis zwölf. Urologen diskutieren immer wieder über den Nutzen solcher PSA-Tests und einige Experten und Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) warnen sogar davor, den Bluttest wie die Mammographie beim Brustkrebsscreening einzusetzen, denn die Untersuchung kann einerseits zwar Leben retten, aber andererseits auch fatale Fehlalarme auslösen. Derzeit würden entsprechende Langzeit-Studien laufen, die eine Schaden-Nutzen-Betrachtung des PSA-Tests zuließen.
Ultraschall-Verfahren könnte Zahl der Biopsien deutlich verringern
Nun wirbt der Flensburger Urologe Tillmann Loch für ein Ultraschall-Verfahren, welches die Zahl solcher Biopsien deutlich verringern könnte. Allerdings zieht die Urologen-Fachgesellschaft nicht mit, weil größere Studien zur computer- und datenbankgestützten Ultraschallanalyse fehlen. Aus Sicht Lochs sehe es aber so einfach aus: „Es geht darum, verdächtige Areale einzugrenzen und Gewebeproben deutlich gezielter zu entnehmen als bisher.“ Der Urologe gleicht dazu mit seinen Kollegen die Ultraschallaufnahmen mit einer großen Datenbank von Prostatakrebsfällen ab und markiert vor dieser Maske diejenigen Areale, die Gefahren bergen könnten. Loch erklärte, dass dann nur sechs statt bislang bis zu zwölf Biopsie-Einstiche nötig seien. Dadurch werde auch Geld gespart.
Mehrere Therapiemethoden sind möglich
In Deutschland arbeiten bereits mehr als hundert Praxen mit dem C-Trus/Anna genannten Verfahren. Auch wenn Lochs Team schon Tausende Ultraschallbilder untersucht hat, so wurden jedoch erst jene von 60 Patienten in einer Studie ausgewertet. Der Vorstand der Stiftung Männergesundheit und früherer Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, Lothar Weißbach, findet, dass diese Zahl zu klein ist. „Prostatakrebs ist ein ubiquitärer Krebs – er kommt überall in der Prostata vor“, so Weißbach. Er hält es bei der derzeitigen Datenlage daher für geboten, weiterhin zwölf Biopsien pro Check zu machen. Wenn die Urologen dabei fündig werden, ist die nächste Frage, wie die Behandlung weitergeht, denn die extrem langsam wachsenden Tumore werden zumeist in einem frühen, lokal begrenzten Stadium erkannt, und mehrere Therapiemethoden sind grundsätzlich möglich. Dabei reicht das Spektrum von engmaschiger Beobachtung über Hormongabe, Bestrahlung bis zu operativer Entfernung der Prostata.
Finanzierung durch Gazprom ruft Kritiker auf den Plan
Mitte April will Lothar Weißbach die Ergebnisse einer ersten großen, über fünf Jahre laufenden Studie mit 3.300 Teilnehmern aus Deutschland vorstellen, die die Wirksamkeit der sogenannten aktiven Überwachung unterstreichen soll. Dabei wird der PSA-Wert mit einem Tastbefund und gegebenenfalls Biopsien im Vierteljahresabstand mit gutem Erfolg eingesetzt. „Derzeit dominiert die Operation als Methode der Wahl überwältigend, aber das wird sich ändern“, meint Weißbach. Allerdings wurde die nicht randomisierte Studie von Gazprom finanziert und rief allein schon deshalb Kritiker auf den Plan.
Großstudie soll Bewertung der unterschiedlichen Behandlungsansätze ermöglichen
Auch die Deutsche Urologen-Fachgesellschaft (DGU) macht sich nun daran, die diversen Behandlungsansätze des Niedrig-Risiko-Karzinoms langfristig zu evaluieren. Sie starteten im Januar 2013 die bislang größte Studie zu Prostatakrebs, die über 7.000 Männer einschließen und inklusive Nachsorge bis 2030 laufen soll. Auch wenn bislang erst 80 Patienten rekrutiert sind, so sprach Studienleiter Michael Stöckle jüngst doch davon, dass sie mit dem Start zufrieden seien. „Jetzt im zweiten Jahr müssen die Zahlen allerdings deutlich ansteigen“, so der Mediziner. Die Deutsche Krebshilfe sowie die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen werden bis zum Jahr 2030 rund 25 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um in dieser Großstudie eine objektive Bewertung der unterschiedlichen Behandlungsoptionen zu ermöglichen. (sb)
Bild: Christoph Droste / pixelio.de
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