Bereits eine geringe Reduzierung der täglichen Kalorienzufuhr fördert laut einer aktuellen Studie das allgemeine Wohlbefinden, sorgt für stärkere Muskeln und stimuliert Gene, die an einer gesunden Alterung mitwirken.
Eine Arbeitsgruppe der National Institutes of Health (USA) zeigte im Rahmen einer Forschungsarbeit, dass eine Reduzierung der täglichen Gesamtkalorienzufuhr um 12 Prozent die Muskeln verjüngt und biologische Wege aktiviert, die für eine gute Gesundheit und eine gesunde Alterung wichtig sind. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Aging Cell“ vorgestellt.
Viel Essen gehört zum guten Ton
Viele Menschen hierzulande sind es gewöhnt, so viel zu essen, bis sie pappsatt sind. Wer andere einlädt, hat oft die Sorge, dass das Essen nicht reicht. Ein Kalorienüberschuss gehört vielerorts also quasi zum guten Ton. Die Folge: Übergewicht. Nach Angaben des RKI sind 60,5 Prozent der Männer und 46,6 Prozent der Frauen in Deutschland davon betroffen.
Bei Kalorien ist weniger mehr
Es ist zwar allgemein bekannt, dass überschüssige Pfunde wieder durch eine Verringerung der Kalorienzufuhr abgebaut werden können, doch eine langfristige Kalorienreduzierung hat laut der aktuellen Studie noch viel weitreichendere Effekte auf den Körper, insbesondere, wenn dadurch nicht die Versorgung wichtiger Vitamine und Mineralien gefährdet wird.
Schon 12 Prozent weniger Kalorien haben weitreichende Effekte
Die Forschenden konnten anhand von Daten einer Langzeitstudie (Comprehensive Assessment of Long-Term Effects of Reducing Intake of Energy) aufzeigen, dass eine Reduzierung der täglichen Kalorienzufuhr um nur 12 Prozent über zwei Jahre hinweg ausreichte, um biologische Signalwege zu aktivieren, die für ein gesundes Altern wichtig sind.
Die gleichen Signalwege, die durch die Kalorienrestriktion aktiviert werden, standen in Tiermodellen mit der Verzögerung von altersbedingten Krankheiten in Verbindung. Die aktuelle Studie legt nahe, dass die gleichen biologischen Mechanismen auch beim Menschen zum Tragen kommen.
„Eine Reduzierung der Kalorienzufuhr um 12 % ist sehr bescheiden“, unterstreicht der korrespondierende Autor Dr. Luigi Ferrucci. Diese Einsparung ist ihm zufolge für die meisten Menschen ohne große Einschränkung machbar – kann aber einen „großen Unterschied für die Gesundheit machen“.
Weniger Muskelmasse – mehr Kraft
Aus einer anderen Forschungsarbeit war bereits bekannt, dass Menschen, die sich einer langfristigen Kalorienzufuhr unterziehen, zwar Muskelmasse verlieren, die verbleibenden Muskeln jedoch an Muskelkraft gewinnen.
Durch genetische Analysen konnte das Team in der aktuellen Studie diesen scheinbaren Widerspruch erstmals auflösen. Die Forschenden fanden heraus, welche Gene während der Kalorienrestriktion hochreguliert waren und welche heruntergefahren wurden.
Weniger Kalorien = weniger Entzündungen
So wurden beispielsweise Gene, die für die Energieproduktion und den Stoffwechsel verantwortlich sind, durch die reduzierte Kalorienzufuhr hochreguliert, während Entzündungsgene herunterreguliert wurden, was insgesamt zu weniger Entzündungen im Körper führte.
„Da Entzündungen und Alterung eng miteinander verbunden sind, ist eine Kalorienrestriktion ein wirksamer Ansatz, um den entzündungsfördernden Zustand zu verhindern, den viele ältere Menschen entwickeln“, resümiert Dr. Ferrucci. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jayanta Kumar Das, Nirad Banskota, Julián Candia, et al.: Calorie restriction modulates the transcription of genes related to stress response and longevity in human muscle: The CALERIE study; in: Aging Cell (2023), onlinelibrary.wiley.com
- National Institute on Aging: Calorie restriction in humans builds strong muscle and stimulates healthy aging genes (veröffentlicht: 13.10.2023), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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