US-Studie zu Geschlechterrollen: Helfen Männer im Haushalt haben die Eheleute weniger Sex
31.01.2013
Soll eine neue Studie antiquierte Rollenbilder bestätigen? Zu diesem Ergebnis könnte man gelangen, wenn man das Resümee der Forscher des Juan-March-Institut in Madrid liest. Demnach sollen verheiratete Männer, die aktiv Haushaltsaufgaben übernehmen, weniger Geschlechtsverkehr haben, als Männer, die meinen, das Putzen von Küche und Bad sei reine Frauensache. Entscheidend sei aber nicht, ob Männer sich auch im Haushalt betätigen, sondern auch ob beide gleichermaßen berufstätig sind.
„Wird Hausarbeit beiderseitig bei Verheirateten gleichermaßen aufgeteilt, so verringert sich die sexuelle Aktivität“, schreiben die psychologischen Wissenschaftler im US-Amerikanischen Fachmagazin "American Sociological Review". Somit widersprechen die Psychologen der gängigen Annahmen, dass das Engagement der Männer im Haushalt mit einer Häufung von Sex belohnt wird. Wegweisend sei jedoch „nicht das Engagement als solches, sondern die tatsächliche Aufgabenverteilung.“
Studiendaten von 4500 Paaren ausgewertet
Für die Studie werteten die Wissenschaftler um Sabino Kornrich vom Juan-March-Institut in Madrid Fragebogen von rund 4500 heterosexuell orientierten und verheirateten Paaren aus den USA aus. Die Bögen wurden im Rahmen einer anderen Forschungsarbeit an Ehepaare in den 1992 und 1994 aufgegeben. Zwar erscheint die Datenlage etwas älter, allerdings ist die Studie in dieser Größe die „aktuellste“.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Eheleute rund 34 Stunden pro Woche mit Haushaltsaufgaben wie Putzen, Kochen oder Einkaufen beschäftigt sind. Weitere 17 Stunden werden für „typisch männlich assoziierten Aufgaben wie Gartenarbeit, Reparaturen oder Pflege des Autos aufgewendet“. Ein Fünftel der befragten Männer halfen beim Putzen oder Kochen und etwa 50 Prozent der Frauen übernahmen auch „männlich dominierte Tätigkeiten“. Alle Paare gaben an, etwa fünf mal je Monat den Geschlechtsakt miteinander zu vollziehen.
Halfen Männer weniger im Haushalt, hatten die Paare häufiger Sex
Die Forscher konnten bei genauerem Auswerten einige Auffälligkeiten entdecken. Paare, bei denen die Frauen alle „traditionell weiblichen Haushaltstätigkeiten“ alleine ausführten, hatten im Schnitt rund 60 Prozent häufiger Sex, als bei Paaren, bei denen die Männer komplett den Haushalt in Schuss halten.
Im Anschluss untersuchten die Wissenschaftler Persönlichkeitsmerkmale wie dominantes Verhalten der Männer innerhalb der Partnerschaft. Diesen Aspekt konnten die Forscher allerdings nach eigenen Angaben schnell ausschließen. Auch ein „Aufnötigen“ des Geschlechtsverkehrs konnten die Forscher ausschließen. Die Umfragestudie hatte nämlich ergeben, dass die sexuelle Zufriedenheit der Frauen nicht mit der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs abnahm. Auch eine Zunehme der Hilfe im Haushalt durch die Männer hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit der praktizierten Sexualität.
Im nächsten Schritt vermuteten die Psychologen, dass die Berufstätigkeit eine Rolle spielen könne. Hier verglichen sie die Häufigkeit des Geschlechtsaktes mit der Frage, ob Beide berufstätig waren. „Weder das Einkommen der Frau noch das Berufsleben hatte einen Einfluss“, so die Studienleiterin. „Auch die Zufriedenheit mit der Ehe, die Zugehörigkeit einer Religion oder Geschlechtsideologien konnten wir ausschließen“.
Anziehung als Nachhall alter Rollenbilder
Als Erklärungsansatz vermuten nunmehr die Forscher, dass das Erleben des Partners in geschlechtstypischen Rollen das sexuelle Verlangen steigern könnte. Hinweise hierauf gebe es aus vorangegangene Studien. „Möglich ist aber auch, dass Frauen die allein den Haushalt erledigen, ein eher traditionelles Rollenverständnis haben und daher es als Pflicht ansehen, mit dem Mann regelmäßig Sex zu haben“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Möglich sei aber auch, dass klassische Rollenbilder Ehekonflikte minimiere und daher eine Häufung von Sex zu beobachten sei. Ein abschließende Erklärung kann aber nicht mit absoluter Gewissheit abgegeben werden.
Männer sollten dennoch nicht anfangen, sich aus den Aufgaben im Haushalt zurückzuziehen, warnt Kornrich. "Männer, die es ablehnen, im Haushalt zu helfen, könnten Ehekonflikte herbeiführen und die Zufriedenheit ihrer Frau mit der Ehe verringern". Besser sei es hingegen, in Absprache alle anfallenden Aufgaben nach dem eigenen Rollenverständnis zu erledigen. "Die Bedeutung des Geschlechts hat mit der Zeit nachgelassen", erläutert der Experte. Dennoch habe diese noch immer eine nachhallende Wirkung. (sb)
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