Weniger Sitzen verringert Risiko für Volkskrankheiten
Wer nur eine Stunde weniger sitzt pro Tag, verringert laut aktueller Studie bereits nach drei Monaten Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Eine Reduzierung der sitzenden Tätigkeiten könnte eine einfache Möglichkeit darstellen, zur Prävention der Volkserkrankungen beizutragen.
Forschende der University of Turku in Finnland haben untersucht, ob sich durch die Reduzierung der täglichen Sitzzeit während eines dreimonatigen Zeitraums gesundheitliche Vorteile erzielen lassen. Die Ergebnisse wurden in dem „Journal of Science and Medicine in Sport“ präsentiert.
Stoffwechselstörung durch weit verbreitete Risikofaktoren
Herzkrankheiten und Typ-2-Diabetes sind die am weitesten verbreiteten chronischen Krankheiten. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Oft entsteht durch diese ungünstige Kombination eine Stoffwechselstörung.
Viele verbringen ein Großteil des Tages im Sitzen
In Leitlinien zur Prävention von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird eine regelmäßige Bewegungsdauer von mindesten 2,5 Stunden pro Woche mit mittlerer Intensität empfohlen. In der Realität werden diese Vorgaben jedoch selten erfüllt. Ein Großteil der Erwachsenen verbringt die meiste Zeit des Tages sitzend.
Ablauf der Studie
Die Arbeitsgruppe aus Finnland untersuchte nun, ob sich die Risiken für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes reduzieren lassen, indem die tägliche Sitzzeit um eine Stunde verringert wird.
Hierzu verglich das Team zwei Gruppen miteinander. Alle Teilnehmenden waren im arbeitsfähigen Alter und hatten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten. Eine Gruppe verbrachte eine Stunde Arbeitszeit im Stehen, die gewöhnlich im Sitzen ausgeübt wurde. Die Kontrollgruppe verbrachte den Tag stattdessen wie gewohnt.
Innovativer Ansatz lieferte besseren Gesamtüberblick
„Was unser Forschungsdesign einzigartig macht, ist, dass die sitzende Zeit und die körperliche Aktivität beider Gruppen während des gesamten dreimonatigen Zeitraums mit Beschleunigungsmessern gemessen wurden“, berichtet Taru Garthwaite von der Universität Turku.
„Dadurch ist es möglich, mehr Informationen über die tatsächlichen Verhaltensänderungen über einen längeren Zeitraum zu erhalten“, betont Garthwaite. In früheren vergleichbaren Untersuchungen wurde die Aktivität nur zu bestimmten Zeitpunkten überprüft, beispielsweise zu Beginn und Ende der Studie.
Ergebnisse der Studie
Im Durchschnitt gelang es der Gruppe, die die tägliche Sitzzeit reduzieren sollte, pro Tag 50 Minuten weniger zu sitzen und stattdessen leichte körperliche Aktivitäten auszuführen.
Nach drei Monaten konnte bei den Probandinnen und Probanden im Vergleich zu der Kontrollgruppe Verbesserungen in Bezug auf die Blutzuckerregulierung, die Insulinsensitivität und die Lebergesundheit festgestellt werden.
Einfache Möglichkeit zur Steigerung der körperlichen Aktivität
„Es ist ein ermutigender Gedanke, dass gesundheitliche Vorteile erzielt werden können, wenn man die Zeit, die man im Sitzen verbringt, reduziert und die Menge an körperlicher Aktivität, selbst leichter Intensität, erhöht“, resümiert Garthwaite.
Für viele Menschen stellt dies vielleicht eine einfache Methode zur Steigerung ihrer körperlichen Aktivität dar, indem beispielsweise die Möglichkeit geschaffen wird, teilweise im Stehen zu arbeiten. Davon könnten vor allem ansonsten gesunde Personen profitieren, die die Bewegungsvorgaben nicht erfüllen.
Bei mehreren Risikofaktoren sind weitere Maßnahmen erforderlich
Liegen jedoch mehrere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vor, reicht die Reduzierung der Sitzzeit wahrscheinlich nicht aus, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes vorzubeugen, geben die Forschenden zu bedenken.
„Eine Verringerung der im Sitzen verbrachten Zeit könnte die Entwicklung dieser Krankheiten immer noch verlangsamen, aber ein größerer Nutzen kann natürlich durch eine Erhöhung der Menge oder Intensität der körperlichen Aktivität zusätzlich zu weniger Sitzen erzielt werden“, stellt Garthwaite klar. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Taru Garthwaite, Tanja Sjöros, Saara Laine, et al.: Effects of reduced sedentary time on cardiometabolic health in adults with metabolic syndrome: A three-month randomized controlled trial; in: Journal of Science and Medicine in Sport (2022), jsams.org
- University of Turku: Reducing Sedentary Time Mitigates the Risk of Type 2 Diabetes and Cardiovascular Diseases (veröffentlicht: 02.05.2022), utu.fi
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.