Langes Sitzen oft Ursache für Rückenschmerzen
Viele Berufstätige in Deutschland verbringen einen Großteil des Tages sitzend. Dies hat durchaus weitreichende Folge. „Wer lange in einer Position verharrt, verliert an Muskelkraft und die Körper-Koordination wird schlechter“, warnt das Universitätsklinikum Freiburg. Zudem seien Rückenschmerzen eine häufige Folge des langen Sitzens. Einige einfache Übungen können hier allerdings helfen, das Erkrankungsrisiko möglichst gering zu halten.
Etwa fünf Prozent aller Krankentage sind laut Mitteilung des Freiburger Universitätsklinikums durch Rückenschmerzen bedingt. Diese stehen den Experten zufolge häufig im Zusammenhang mit den täglichen Sitzzeiten. „Die Zeit, in der wir sitzen, hat die Zeit, in der wir uns bewegen, leider überholt“, betont der Leiter der Zentralen Physiotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, Jörg Bohmann. Die Auswirkungen auf unsere Gesundheit sind dabei durchaus bedenklich.
Zahlreiche negative Effekte bei langem Sitzen
Den Experten des Freiburger Uniklinikums zufolge ist der „Bewegungsmangel eines der größten gesundheitlichen Probleme unserer Zeit.“ Durch das lange und krumme Sitzen würden nicht nur die Gelenke und die Wirbelsäule negativ beeinflusst, sondern auch das Herz-Kreislauf-System, die Gefäße, die Atmung, das Verdauungssystem und das psychische Wohlbefinden leiden. Durch zu langes Verharren in einer Position gehe Muskelkraft verloren und die Koordination mit den anderen Körperteilen werde schlechter. Außerdem schwinde das Bedürfnis, sich zu bewegen, immer weiter, da der Körper sich sozusagen an das krumme Sitzen und den Bewegungsmangel gewöhnt hat.
Die Wirbelsäule braucht Bewegung
Normalerweise gleicht die Wirbelsäule einer doppelten S-Kurve, die durch Muskulatur und Bänder stabil gehalten wird, wobei die Bandscheiben bewegungsausgleichend und puffernd wirken. So werde „das aufwendige Zusammenspiel der Strukturen bei gleichzeitiger Stabilität und Beweglichkeit möglich“, erläutern die Freiburger Experten. Hierfür müsse das System jedoch regelmäßig bewegt und koordiniert trainiert werden. Dies kommt im Alltag vieler Menschen jedoch deutlich zu kurz. Die Folge sind vermehrte Rückenbeschwerden.
Schmerzen setzen oft plötzlich ein
Das Auftreten der Rückenschmerzen ist dabei laut Aussage des Freiburger Physiotherapeuts oft in Situationen festzustellen, bei denen die Wirbelsäule in einer krummen Fehlhaltung akut belastet wird. „Es passiert nicht selten, dass akute Schmerzen, unter Umständen auch einmal ein Bandscheibenvorfall, beim Heben schwerer Lasten, beim Nießen oder beim Pressen auf der Toilette auftreten“, erläutert Jörg Bohmann. Denn dies seien Haltungen, in denen die Wirbelsäule nicht optimal für solche Belastungen ausgerichtet ist.
Nicht immer ein Arztbesuch erforderlich
Zeigen sich akute Rückenschmerzen, entsteht oftmals ein Teufelskreis, denn „der Schmerz führt zu einer Verspannung der Muskulatur, die wiederum zu einer Verstärkung des Schmerzes führt“, so Bohmann. Daher sollte laut Aussage des Experten zunächst eine schmerzfreie Position gefunden werden. Auch können Wärme und kleine, leichte Bewegungen helfen, die Verspannung zu lösen, erläutert der Freiburger Physiotherapeut weiter. Nicht immer müsse hier ein Arzt hinzugezogen werden.
Warnsignale erkennen
Ob ein Arztbesuch erforderlich ist, hängt laut Aussage des Experten von unterschiedlichen Faktoren ab. Grundsätzlich sei ein solcher geboten, wenn sich der Körper im Stehen zu einer Seite neigt beziehungsweise eine auffällige Asymmetrie besteht. Gleiches gelte, wenn die Schmerzen in Arme oder Beine ausstrahlen oder mit neurologische Veränderungen wie Kribbeln, Taubheit und untypischer Muskelschwäche einhergehen. Insbesondere neurologische Beschwerden sollten in solchen Fällen so schnell wie möglich abgeklärt werden, warnt Bohmann.
Bewegung im Alltag integrieren
Im Sinne der Prävention ist Bewegung dringend geboten. Allerdings sollte beim Sport darauf geachtet werden, dass nicht zu einseitig trainiert wird, so Bohmann. Ausdauer, Kraft, Mobilität und Koordination seien gleichermaßen zu trainieren. Auch könnten kleine Herausforderungen in den Alltag eingebaut werden, wie beispielsweise „ein Stockwerk früher als nötig aus dem Aufzug aussteigen und die Treppe nehmen, das Auto ein paar Meter weiter weg parken oder gleich mit dem Rad fahren“, so die Mitteilung der Freiburger Uniklinik.
Auch am Arbeitsplatz lassen sich leicht ein paar Übungen einbinden. Zwar sollten schwere und häufig benutzte Gegenstände möglichst immer auf Brusthöhe ins Regal gestellt werden, „aber leichte Dinge können ruhig ganz weit oben oder auch mal unten stehen“, betont Bohmann. Dann muss man sich jedes Mal strecken oder aktiv beugen, ws für Bewegung sorgt. Und schließlich sollte die Wirbelsäule ja wirbeln, also sich bewegen, so der Physiotherapeut weiter. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.