Tiergestützte Therapie: „Hunde können Herzen öffnen“
Hunde werden oft als der „beste Freund des Menschen“ bezeichnet. Sie können menschliche Emotionen erspüren und heilende Effekte auf die Psyche haben. Die Tiere werden schon seit langem auch als Spür-, Rettungs- oder Blindenhunde eingesetzt. Außerdem gibt es mittlerweile auch öfter Therapiehunde, die in der Psychiatrie helfen.
Hunde als Helfer in der Psychiatrie
Weil Tiere auf die menschliche Psyche heilende Effekte zu haben scheinen, etablieren sich neben Spür- und Rettungshunden mittlerweile auch öfter Therapiehunde. Die tierischen Therapeuten helfen etwa bei der Drogentherapie und auch bei Depressionen ist die tiergestützte Therapie seit Jahren verbreitet. In vielen Einrichtungen sind mittlerweile Hunde zu finden, die Patienten in der Psychiatrie helfen. Auch in der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wo die tiergestützte Therapie als eine innovative Behandlungsform bei der Arbeit mit Patienten angeboten wird.
Tiere zaubern ein Lächeln in die Patientengesichter
Die beiden Hunde in der Tübinger Klinik heißen Jasper und Faye, zwei richtige Kuschelmagnete. Kaum ein Patient kann sich dem Charme der über die Krankenhausflure eilenden Chihuahuas entziehen. Die kleinen Hunde bringen die Menschen zum Schmunzeln, sie werden gestreichelt und ihnen wird durchs Fell gewuschelt. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hat das tierische Duo eine verantwortungsvolle Aufgabe: Jasper und Faye, die seit kurzem quasi zum Personal der Psychiatrie gehören, sollen ein Lächeln in die Gesichter der Menschen zaubern. Auch die beiden Labradoodle Layla und Keegan gehören in der Tübinger Klinik zu den Helfern auf vier Pfoten. Zwar sind solche vierbeinigen Therapiebegleiter noch eher die Ausnahme, allerdings nutzen immer mehr Therapeuten, Pädagogen, Kliniken, Heime und Schulen in Deutschland tiergestützte Therapien.
Besonders Schwerkranke suchen Kontakt zu Hunden
Wie das Universitätsklinikum Tübingen in einer älteren Mitteilung erklärte, geht die Idee in ihrer Einrichtung auf die Krankenpfleger Alfred Mollenhauer (59) und Stefanie Köhler (31), denen die Tiere gehören, zurück. „Die Hunde sind echte Eisbrecher. Sie können eine Brücke bauen, die für uns den Zugang zu den Patienten erleichtert“, sagte Mollenhauer. Er erläuterte, dass alles begann, als er bei einem Patienten-Ausflug seinen Hund dabei hatte. „Wir beobachteten, dass besonders die schwerkranken Patienten den Kontakt zum Tier suchten und dabei eine Beziehung zulassen konnten.“ Die Patienten können seither auch auf der Station mit den Tieren spielen, sie streicheln oder einfach nur ansehen. Wie Pflegerin Köhler hervor hob, könne jeder Patient selbst entscheiden, ob und wie viel Kontakt er zulasse. „Wenn ich die Hunde mit auf die Station bringe, dann ist das immer ein Highlight für alle Beteiligten.“ Die Vierbeiner lockern den Klinikalltag mit seinen sonst so festen Strukturen etwas auf.
Nähe zulassen und Vertrauen aufbauen
Rainer Wohlfarth, Präsident der Europäischen Gesellschaft für tiergestützte Therapie, erläuterte in der dpa-Meldung: „Tiere helfen in einem therapeutischen Prozess vor allem, indem sie die Kommunikation erleichtern, Angst und Stress mindern, das Wohlbefinden steigern und die Motivation erhöhen.“ Insbesondere Menschen mit Autismus, geistiger Behinderung oder Demenz, aber auch Patienten, die über ein Trauma nicht sprechen können, profitierten demnach von tiergestützten Therapien. „Tiere sind unvoreingenommen, sie kümmern sich nicht um körperliche oder seelische Makel und nehmen eine Person so an, wie sie eben ist“, so Wohlfarth. Experten zufolge sei diese tierische Neutralität ein hohes Gut, weil Krankheiten oft mit Stigmatisierung einhergingen. Laut den Pflegern erleichtern die Hunde besonders den Zugang zu Menschen mit schweren Krankheiten. Depressive, selbstmordgefährdete oder schizophrene Patienten würden demnach lernen, Nähe zuzulassen und Vertrauen aufzubauen.
„Menschen aus der Isolation und Einsamkeit holen“
„Hunde können Herzen öffnen und Menschen aus der Isolation und Einsamkeit holen“, erklärte auch die Stationspflegerin in einem Berliner Vivantes-Klinikum, Sabine Hahn. Bereits seit Jahren setzt der Klinikkonzern bei der Behandlung von psychiatrischen und geriatrischen Patienten Therapiehunde ein. „Patienten fühlen sich durch die Tiere angenommen und werden fast immer zum Sprechen und Handeln angeregt“, so Hahn. Wie Rainer Wohlfarth betonte, seien die Hunde aber keine Art Allheilmittel. „Die bloße Anwesenheit eines Tieres sagt noch nicht vorher, ob die Therapie gut oder schlecht verlaufen wird.“ Ein positiver Einfluss auf die Gesundheit dürfte aber auf jeden Fall erreicht werden. Es gilt als belegt, dass schon die pure Anwesenheit und noch mehr das Streicheln von Hunden dazu beiträgt, den Blutdruck und die Herzfrequenz des Menschen zu senken. Außerdem mindert der Umgang mit den Tieren Stress und Angst. (ad)
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