Warum sich rotes Fleisch negativ auf die Herzgesundheit auswirkt
Darmbakterien produzieren bei der Verdauung von rotem Fleisch Stoffe, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkts und Schlaganfall fördern. Wer bei seiner Ernährung auf rotes Fleisch verzichtet, kann diese schädlichen Stoffe innerhalb von drei bis vier Wochen stark senken und somit auch das Risiko für Herzkrankheiten. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung der Cleveland Clinic, eines der besten Krankenhäuser Amerikas.
Eine Forschungsgruppe des Lerner Research Institute der Cleveland Clinic untersuchte kürzlich, welche Auswirkungen der Konsum von rotem Fleisch auf die Verdauung und die Gesundheit des Menschen hat. Dabei stellte das Team fest, dass Darmbakterien während der Verdauung von rotem Fleisch vermehrt die Verbindung Trimethylaminoxid (TMAO) produzieren. Hohe TMAO-Werte im Organismus gehen laut den Forschenden mit einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall einher. Die Studienergebnisse sind kürzlich im „European Heart Journal“ erschienen.
Rotes Fleisch beeinflusst unsere Verdauungsprozesse
Die Erkenntnis, dass rotes Fleisch nicht gesund ist, ist zwar nicht neu, dennoch bieten die Forschenden der Cleveland Clinic einen neuen und detaillierten Einblick über die Prozesse der Verdauung und den Zusammenhang zwischen rotem Fleischkonsum und der Herzgesundheit. Bislang wurden in erster Linie die Fette und das Cholesterin für die schädlichen Auswirkungen verantwortlich gemacht. Das Forschungsteam um Dr. Stanley Hazen zeigt nun eine weitere schädliche Komponente, die während des Verdauungsprozesses von rotem Fleisch entsteht.
Was haben Darmbakterien mit der Herzgesundheit zu tun?
Wie die Forschenden berichten, produzieren die Darmbakterien eine schädliche Verbindung namens Trimethylaminoxid (TMAO), wenn sie die Stoffe Cholin, Lecithin und Carnitin verdauen. Diese Verbindungen kommen vorwiegend im roten Fleisch und in der Leber vor, aber auch in anderen tierischen Produkten. Die Ärzte der Cleveland Clinic erläutern, dass ein hoher TMAO-Wert ein Warnzeichen für drohende Herzkrankheiten und für ein erhöhtes Sterberisiko ist.
Je mehr rotes Fleisch, desto höher der TMAO-Wert
Die Forschungen zeigten auch, dass der TMAO-Wert umso höher ansteigt, je mehr rotes Fleisch gegessen wird. Wer 25 Prozent seiner täglichen Kalorien aus rotem Fleisch beziehe, habe die zwei- bis dreifache Menge an TMAO im Körper wie Personen, die sich vegetarisch oder mit weißem Fleisch ernähren.
Doppelter negativer Effekt
Für die Studie erklärten sich Teilnehmende bereit, über einen Zeitraum 25 Prozent ihrer täglichen Kalorien durch rotes Fleisch zu beziehen. Sie wurden währenddessen gesundheitlich überwacht. Neben den erhöhten TMAO-Werten zeigte sich auch, dass die Nieren die schädlichen Verbindungen nicht mehr effektiv entfernen konnten, wenn die TMAO-Konzentration zu hoch war. Somit sorgte der rote Fleischkonsum nicht nur dafür, dass mehr TMAO-Verbindungen im Körper sind – sie verblieben auch länger im Organismus.
Die gute Nachricht
Die Forschungsgruppe hat jedoch auch eine gute Nachricht für Fleischesser: Nachdem die Teilnehmenden die Ernährung mit rotem Fleisch beendet hatten, sanken die TMAO-Werte innerhalb von drei bis vier Wochen wieder auf ein Normalniveau. „Dies bedeutet, dass wir das Risiko für Herzerkrankungen ändern können, indem wir unsere Ernährung umstellen”, betont Dr. Hazen in der Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Weißes Fleisch zeigte weniger schädliche Auswirkungen
Der Studie zufolge zeigten die Teilnehmenden, die ihr Protein aus weißem Fleisch oder aus pflanzlichen Quellen bezogen, wesentlich geringere TMAO-Werte und eine bessere Nierenfunktion. Die Forschenden empfehlen, zugunsten der Herzgesundheit auf rotes Fleisch weitestgehend zu verzichten. „Wir wissen, dass Lebensstilfaktoren für die Gesundheit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen von entscheidender Bedeutung sind“, resümiert Hazen. Die Studie liefere einen weiteren Beweis, wie diätische Maßnahmen als effektive Behandlungsstrategie eingesetzt werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.