Was wirklich gegen Wespen hilft: Mit einfachen Hausmitteln die Plagegeister vertreiben
Bei hochsommerlichen Temperaturen gibt es nicht Schöneres, als mit einem kühlen Erfrischungsgetränk auf der Terrasse zu sitzen. Doch es gibt einen lästigen Störfaktor: Wespen. Diese werden im August immer aggressiver, zudem haben sich dieses Jahr durch den milden Winter besonders viele Tiere entwickelt. Was hilft wirklich gegen die gelb-schwarzen Insekten? Der Experte Prof. Dr. Heinz Mehlhorn gibt wertvolle Tipps.
Essen und Getränke locken die Allesfresser an
Wer mit einem Eis oder einem Glas Apfelschorle gemütlich im Garten sitzt, wird bereits nach wenigen Sekunden von den ersten Wespen attackiert. Der Grund: Die beiden Arten (Gemeine und Deutsche Wespe), die im August lästig werden, sind Allesfresser und kommen angeflogen, sobald sie etwas Essbares entdecken. „Normalerweise jagen sie Insekten und Spinnen. Wenn sie bei uns Nahrung finden, müssen sie nicht erst mühsam jagen“, sagt Prof. Dr. Heinz Mehlhorn, Insektologe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Tiere nicht töten oder in Sirup-Falle locken
Schafft man es nicht, die aggressiven Insekten loszuwerden, droht ein Stich. Dieser ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann im Falle einer Allergie sogar lebensgefährlich sein. Dementsprechend sollten die Plagegeister bereits im Vorfeld bestmöglich vertrieben werden. Getötet oder in Fallen gelockt sollten die Tiere hingegen nicht. Auch die Nester seien tabu und dürften im Extremfall nur von einem Fachmann entfernt werden, erklärt Prof. Dr. Mehlhorn.
Denn Wespen „[.] sind sehr nützlich und stehen deshalb unter Artenschutz. Sie jagen Fliegen, Mücken, Spinnen etc. – alles was uns sonst noch so auf die Nerven geht oder Infektionen überträgt. Und das in rauen Mengen“, so der Biologe gegenüber der Zeitung. Je nach Jahreszeit habe ein Wespenvolk oft 3500 so genannte „Arbeiterinnen“, die wiederum für die Ernährung etwa eben so vieler Larven sorgen müssen. Daher werde eine Menge Nahrung benötigt, für welche die Wespen dementsprechend viele Schädlinge fressen würden.
Schlechte Gerüche helfen nicht zur Abschreckung
Um die aggressiven Beutejäger zu vertreiben, gäbe es jedoch laut Mehlhorn „kein Patentrezept“. Auch Ablenkfutterplätze könnten nicht immer helfen, da die Tiere gerne auch in der Umgebung auf die Suche nach Essbarem gehen würden. Wer auf dem Balkon oder Terrasse frühstücken möchte, sollte darauf achten, verlockende Lebensmittel wie Marmelade oder den Aufschnitt erst zum Schluss raus zu bringen. „Dann kann man meist in Ruhe essen.“
Auf dem Tisch verteilte Kupfermünzen, Tomatenpflanzen oder verbranntes Kaffeepulver würden sich zur Vertreibung nicht eignen. Denn die Idee, dass die Wespen von bestimmten Gerüchen abgeschreckt würden, sei „Unsinn“. Dafür sei die Gefräßigkeit zu groß: „Wenn die Wespen Hunger haben oder Nahrung für den Nachwuchs brauchen, schreckt sie noch nicht mal beißender Grill-Rauch vom Räubern ab. Da sind sie unerbittlich“, sagt der Insektologe.
Kein morsches Holz im Garten liegen lassen
Um zu verhindern, dass die Wespen kein Nest im eigenen Garten bauen, sollte kein morsches Holz liegen gelassen werden. Denn dieses würde die Tiere als Baustoff dienen, indem sie es abschaben, kauen, mit Speichel vermischen und schließlich zum Errichten der Nester nutzen.
Sind Wespen in Sicht, gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren. Denn „von sich aus stechen die Wespen Menschen nicht“, sagt Prof. Mehlhorn. Dies ändere sich jedoch, wenn sie sich z.B. durch wildes Schlagen mit den Armen bedroht fühlen. Denn dann würden die Tiere „Alarm-Pheromone“ ausschieden, durch welche andere Wespen angelockt würden und die Aggressivität steige.
Vorsichtiges Wegschieben statt wildem Schlagen
Daher sollte versucht werden, die Insekten vorsichtig und sanft wegzuschieben. Herrsche ausreichend Ruhe könne eine Wespe dem Experten nach sogar beim Fressen gestreichelt werden, ohne dass sie zusticht. Kommt es doch dazu, sei dies nicht automatisch Grund zur Panik, denn „ein oder auch mehrere Wespenstiche sind normalerweise vollkommen ungefährlich“, sagt Prof. Mehlhorn.
Besondere Vorsicht ist jedoch bei einer Allergie geboten. Hier könne je nach Empfindlichkeit schon ein einzelner Stich einen lebensbedrohlichen allergischen Schock verursachen. Dies sei jedoch durch spezielle Anti-Allergie-Medikamente (Antihistaminika) aus der Apotheke vermeidbar, zudem könne eine so genannte „Insektengift-Immuntherapie“ einen wirkungsvollen Schutz bieten, so der Fachmann.
Kinder durch Strohhalm trinken lassen
Dennoch drohe auch bei Nicht-Allergikern „Erstickungsgefahr, wenn man in Mund, Rachen oder Schlund gestochen wird“, so die Warnung. Dementsprechend sollte man sich vor jedem Bissen und jedem Schluck unbedingt vergewissern, dass keine Wespe verschluckt werden kann. Ratsam sei es, Getränke vorsichtshalber zu verschließen oder abzudecken, gerade für Kinder sei zudem das Trinken durch einen Strohhalm empfehlenswert.
Bei einem Stich sollte die Stelle gekühlt werden, sei es „mit Spucke, Wasser oder Eis“, rät der Experte. Dadurch werde der Schmerz gelindert und die Ausbreitung des Giftes gestoppt. Neben dem könnten Antihistaminika aus der Apotheke helfen, Allergiker sollten hingegen ihre speziellen Notfallmedikamente einnehmen. Zusätzlich sollte die Umgebung informiert und über Erste-Hilfe-Maßnahmen aufgeklärt werden, um im Notfall eine entsprechende Unterstützung erhalten zu können.
Bei Übelkeit und Kurzatmigkeit sofort den Notarzt rufen
„Treten im Falle eines Insektenstichs auffällige Symptome wie Kurzatmigkeit, Hautausschlag oder Übelkeit auf, sollte sofort der Notarzt gerufen werden“, so Prof. Dr. Bernhard Homey, Allergologe der Medizinischen Einrichtung der Universität Düsseldorf. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollten umstehende Personen jedoch auf Anraten des Deutschen roten Kreuzes erste Hilfe leisten. Dies bedeutet vor allem beruhigender Zuspruch, Kühlung und eine Lagerung mit erhöhten Beinen (Schocklage). Zudem sei es unter Umständen erforderlich, den Stachel zu entfernen. Dabei sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass dieser nicht herausgezogen, sondern vorsichtig seitlich aus der Haut „gewischt“ wird, um eine weitere Ausbreitung des Giftes zu vermeiden. (nr)
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