Studien liefern neue Beweise über die menschliche Beteiligung am Klimawandel
Hitze, Dürre, Überschwemmung, Waldbrände – Wetterextreme werden in den kommenden Jahren wohl häufiger vorkommen. Zwei kürzlich veröffentlichte Studien zeigen starke Veränderungen in den großen Luftströmen, die immer wieder zu sogenannten Wetter-Blockaden führen. Wie die Wetterforscher berichten, kann dadurch Regen eher Überschwemmungen und Sonnenwetter eher Dürre und Waldbränden auslösen. Zusätzlich verdichten sich die Beweise, dass der Mensch an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt ist.
Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) berichten über zwei aktuelle Studien, die sich mit dem Einfluss der übermäßigen Erwärmung der Arktis auf die Zirkulationsmuster von Luftströmen befassen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Menschen durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe die Zirkulation hoher Luftströmen verändert haben, wodurch sich immer wieder Wetterblockaden bilden, bei denen eine bestimmte Wetterlage ungewöhnlich lange an einem Ort hängen bleibt. Die Studien sind kürzlich in den renommierten Fachjournalen „Nature Communications“ und „Scientific Reports“ erschienen.
Wetterextreme werden sich häufen
Egal ob Regen oder Sonnenschein – in Nordamerika, Europa und in Teilen Asiens wird das Wetter in den kommenden Sommern wohl immer länger gleich bleiben. Dies zeigt ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in dem ersten umfassenden Überblick über die Forschungen zu sommerlichem Blockadewetter und Jetstream. Die unflexiblen Wetterlagen würden auch ein größeres Risiko für Wetterextreme und Katastrophen mit sich bringen. Regen löst zunehmend Überschwemmungen aus und Hitzeperioden Dürren und Waldbrände.
Ein menschengemachtes Problem?
„Riesige Luftströme umkreisen unsere Erde in der oberen Troposphäre – wir sprechen von planetaren Wellen”, erläutert Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Jetzt würden sich die Beweise häufen, dass die Menschheit diese gewaltigen Windströmungen durcheinander bringt. Es sei wahrscheinlich, dass die menschengemachten Treibhausgasemissionen die natürlichen Zirkulationsmuster verzerren, so der Klimaexperte.
Die Erwärmung der Arktis steht im Mittelpunkt
Im Normalfall schwingen die riesigen Luftströme zwischen dem Äquator und dem Nordpol und transportieren dabei Hoch- und Tiefdruckgebiete. „Doch wenn sie durch einen subtilen Resonanzmechanismus festgehalten werden, verlangsamen sie sich, so dass das Wetter in einer bestimmten Region hängen bleibt“, erklärt Schellnhuber.
Dieser Sommer ist ein eindrucksvolles Beispiel
„Im Sommer mehr sonniges Wetter zu haben, das klingt erstmal gar nicht schlecht“, kommentiert Dim Coumou vom PIK. Tatsächlich stecke aber ein erhebliches Risiko dahinter. Die globale Erwärmung würde ohnehin schon für steigende Temperaturen sorgen. Wenn diese Wetterlagen auch noch öfter ortsgebunden seien, käme es häufiger zu katastrophalen Wetterextremen. „Das ist leider ziemlich beunruhigend”, so Coumou. Der aktuelle Sommer sei ein eindrucksvolles Beispiel für eine solche Wetterblockade.
Ein umfassender Überblick
Wie die PIK-Experten berichten, gibt es Unmengen von Studien zu dem Thema, die zum Teil widersprüchliche Ergebnisse lieferten. Nun hat ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die bestehenden Ergebnisse gesichtet und ausgewertet sowie verschiedenen Forschungsansätze miteinander verbunden.
Komplexe Zusammenhänge
„Alle bislang erkannten Mechanismen funktionieren nicht isoliert voneinander, sondern beeinflussen sich gegenseitig”, erklärt Simon Wang von der Utah State University. Im Zuge der globalen Erwärmung heize sich die Arktis rascher auf als die übrige nördliche Erdhalbkugel. Dadurch verringere sich der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator. Diese Temperaturdifferenz sei eine maßgebliche Antriebskraft für die großen Luftströme in der Atmosphäre.
Die kanadische Waldbrandkatastrophe als Fallbeispiel
Der Waldbrand in der kanadischen Region Alberta im Jahr 2016 konnte erschreckend demonstrieren, welche Auswirkungen die verlangsamten Sommerwinde haben können. Forschende konnten in einer Studie nachweisen, dass dem Brand tatsächlich ein Stocken von Luftströmen in der Region vorausgegangen war.
Wellenmuster lassen sich voraussagen
„Tatsächlich zeigt unsere Analyse, dass die planetaren Wellen auch über dieses Einzelereignis hinaus bereits seit den 1980er Jahren ein relevanter Einflussfaktor für die Waldbrandgefahr in der Region sind“, berichtet Vladimir Petoukhov vom PIK, der Leitautor der Fallstudie. Da es möglich sei, die Wellenmuster mit einer relativ langen Vorlaufzeit von zehn Tagen vorherzusagen, könne dies zukünftig als Warnung für Waldbrände genutzt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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