Anstieg der Nichtübertragbaren Krankheiten – Herzerkrankungen und Krebs immer noch zu häufig
11.07.2014
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer aktuellen Pressemitteilung die unzureichenden Fortschritte im Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten (NCD; noncommunicable diseases) wie Herzerkrankungen, Krebs, Diabetes und chronische Lungenerkrankungen kritisiert. Noch immer würden jährlich 38 Millionen Menschen (davon 28 Millionen in Entwicklungsländern) an nichtübertragbaren Krankheiten sterben. In allen Regionen der Welt habe die Anzahl der Todesfälle durch die NCD seit dem Jahr 2000 deutlich zugenommen, wobei Süd-Ost-Asien und die West-Pazifik Regionen den stärksten Anstieg aufwiesen, berichtet die WHO.
Die WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan erklärte, sie sehe in Bezug auf die Eindämmung der NCD „keinen Mangel an Engagement, sondern einen Mangel an Handlungsfähigkeit – vor allem in den Entwicklungsländern.“ So würden die erarbeiteten Länderprofile zeigen, dass „85 Prozent der vorzeitigen Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten in Entwicklungsländern auftreten.“ Allerdings nehmen sie hier oftmals nur einen geringen Anteil der gesamten Todesfälle ein, wohingegen in den Industrienationen häufig über 90 Prozent der Todesfälle durch NCD bedingt werden.
Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten
Maßgeblich beeinflusst wird das Vorkommen der nichtübertragbaren Krankheiten durch den Lebensstil, wobei Tabakkonsum, Alkoholmissbrauch, Bluthochdruck und Übergewicht beziehungsweise Adipositas als entscheidende Risikofaktoren gelten. Daher hat die WHO in den Länderprofilen auch die Verbreitung dieser wichtigsten Risikofaktor dargestellt. Für Deutschland wird hier zum Beispiel angegeben, dass 30 Prozent der Bevölkerung rauchen, 31,5 Prozent erhöhten Blutdruck haben, 25,1 Prozent fettleibig sind und jährlich durchschnittlich 11,8 Liter reiner Alkohol pro Kopf konsumiert werden. Im Nachbarland Österreich trinken die Leute zwar weniger Alkohol (10,3 Liter pro Kopf), haben seltener Bluthochdruck (28,4 Prozent der Bevölkerung) und sind seltener fettleibig (20,9 Prozent der Bevölkerung), doch dafür ist dort der Tabakkonsum noch deutlich weiter verbreitet (46 Prozent der Bevölkerung rauchen). Sowohl in Deutschland als auch in Österreich liegt die Wahrscheinlichkeit, vor dem 70. Lebensjahr an einer nichtübertragbaren Krankheit zu versterben bei 12 Prozent. Der Anteil der NCD an den Gesamttodesfällen lag in Deutschland bei 91 Prozent und in Österreich bei 92 Prozent.
NCD in Entwicklungsländer
Im Kontrast zu den WHO-Länderprofilen der westlichen Industrienationen stehen die Profile von Entwicklungsländern wie Tansania oder Bhutan. So sind die NCD in Tansania lediglich für 31 Prozent und in Bhutan für 56 Prozent der Gesamttodesfälle verantwortlich. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit im Alter zwischen 30 und 70 Jahren an einer nichtübertragbaren Erkrankung zu sterben in beiden Ländern deutlich höher als in Deutschland. In Tansania waren 16 Prozent der Todesfälle vor dem 70. Lebensjahr auf NCD zurückzuführen und in Bhutan sogar 21 Prozent. Hier wird deutlich, dass kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Krebs und chronische Lungenerkrankung in den Entwicklungsländer sehr viel häufiger einen frühzeitigen Tod bedingen, als in den modernen Industrienationen.
WHO-Aktionsplan gegen die nichtübertragbaren Krankheiten
Angesichts der zunehmenden Verbreitung der NCD haben sich „mehr als 190 Regierungen zu einem globalen WHO-Aktionsplan entschieden, mit dem eine Verringerung der vorzeitigen Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten um 25 Prozent bis zum Jahr 2025 erreicht werden soll“, so die Mitteilung der WHO. Der WHO-Experte für nichtübertragbare Krankheiten Dr. Oleg Chestnov betonte, dass die Weltgesundheitsorganisation eine „globale Infrastruktur“ eingerichtet habe, „um den Anstieg der nichtübertragbaren Krankheiten zu stoppen und insbesondere die weniger entwickelten Ländern bei ihren Bemühungen zu unterstützen.“ Bislang bleiben die Erfolge bei der Eindämmung der NCD jedoch auch und dies obwohl durch einfache Maßnahmen, wie eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und den Verzicht auf Alkohol und Tabak viele der nichtübertragbaren Krankheiten vermeidbar wären. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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