Zehn Fälle von Polio bereits bestätigt
29.10.2013
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich im Norden Syriens zehn Kinder unter zwei Jahren mit dem so genannten „Poliovirus“ infiziert, dem Auslöser der gefährlichen Kinderlähmung. Laut der WHO bestehe nun das Risiko, dass sich das Virus schnell verbreiten könnte.
22 Kinder unter zwei Jahren mit Verdacht auf Infektion
Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, habe sich in der nordöstlichen Provinz Deir al Sur in Syrien bei zehn von 22 Kindern unter zwei Jahren mit Verdacht auf eine Infektion mit Polioviren die Krankheit bereits bestätigt. Die Ergebnisse für die weiteren zwölf Kinder stünden jedoch noch aus, so der Sprecher der Polio-Abteilung der WHO, Oliver Rosenbauer. Nach Angaben Rosenbaums hätten alle betroffenen Kinder akute Lähmungszustände, wie sie typischerweise durch eine „Kinderlähmung“ (med. Poliomyelitis, kurz: Polio) verursacht werden.
Ansteckung erfolgt über Schmierinfektion
Die betroffenen Kinder hatten vermutlich – wie viele andere auch – bislang keine Impfung gegen die Infektionskrankheit erhalten, weitere Fälle seien laut Rosenbaum jedoch bislang nicht bekannt. Dennoch sei die Gefahr einer Ausbreitung groß, denn bei Polio handelt es sich um eine hochansteckende Krankheit, wobei die Ansteckung meist über „Schmierinfektion“ bzw. kotverschmutzte Hände oder Gegenstände sowie indirekt über den Verdauungstrakt aufgenommene Erreger (vor allem verunreinigtes Trinkwasser) erfolgt.
Keine ausreichenden Impfungen seit Beginn des Bürgerkriegs
Bislang galt die Krankheit in Syrien seit 1999 eigentlich als ausgerottet, da nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) bis zum Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 95 Prozent der Kinder als geimpft galten. Doch im Zuge des Bürgerkriegs seien die Impfungen – der einzige wirkungsvolle Schutz gegen Polio – nicht weiter durchgeführt worden, was laut der UN insgesamt eine halbe Million Kinder betreffen würde.
Bevölkerungsbewegungen durch Flucht als weiterer Risiko-Faktor
Auch für Gesundheitsexperten liegt der Zusammenhang zwischen den bekannt gewordenen Fällen und dem Bürgerkrieg in Syrien auf der Hand: Da alle betroffenen Kinder unter zwei Jahre alt sind, entspräche dies genau dem Zeitraum, in dem Kinder nicht mehr "nicht hinreichend geimpft" worden sind. Auch die massenhafte Flucht vor dem Krieg sei ein zusätzlicher Risiko-Faktor: „Natürlich ist dies eine übertragbare Krankheit. Durch Bevölkerungsbewegungen kann sie andere Gebiete erreichen. Daher ist das Risiko einer Verbreitung in der gesamten Region hoch", so WHO-Sprecher Rosenbauer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Der nächste Schritt wird sein, sich die genetisch isolierten Viren genau anzuschauen und zu sehen, wo sie herkamen. Das sollte Klarheit über die Herkunft geben", so Rosenbauer weiter. (nr)
Bild: Paul Sippel / pixelio.de
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