Masern-Ausbruch in Europa: Zahl der Neuinfektionen laut WHO gestiegen
21.04.2011
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in den letzten Monaten über 6000 Menschen an der Kinderkrankheit Masern erkrankt. Die WHO macht für das erneute Ausbreiten der Krankheit eine relative „Impfablehnung“ der Bevölkerung verantwortlich.
Nach Angaben der WHO habe der europäische Raum in den letzten Monaten einen recht großen Ausbruch der Infektionskrankheit Masern erlebt. Bei etwa 6500 Patienten in 33 Staaten Europas wurde die Kinderkrankheit diagnostiziert. Die meisten Infektionsfälle wurden aus Frankreich gemeldet. Im ersten Quartal (Januar bis März) diesen Jahres haben sich 4937 Menschen infiziert. Im gesamten Vorjahr waren es knapp über 5000 gemeldete Fälle (5.090), so dass Experten der WHO davon ausgehen, dass der Vorjahreswert 2011 bei weitem übertroffen wird.
Infektionskrankheit Masern
Masern werden durch hoch ansteckende Masernviren per Tröpfcheninfektion hervorgerufen, die vor allem Kinder treffen. Neben den für Masern typischen roten Flecken auf der Haut verursacht die Infektionskrankheit Fieber und einen sehr geschwächten Allgemeinzustand. In ungünstigen Konstellationen können lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungenentzündung oder Hirnhautentzündungen auftreten. Derart schwerwiegende Verläufe treten allerdings nur in 0,1 Prozent der Fälle auf.
Impfablehnung weit verbreitet
Für das neue Aufkeimen der Erkrankung macht die WHO die weit verbreitete Impfmüdigkeit in der Bevölkerung verantwortlich. Vielmals werden Impfungen aus ideologischen Gründen abgelehnt oder schlicht weg vergessen. Laut Untersuchungen der WHO seinen insbesondere die 10 bis 19-Jährigen oftmals nicht geimpft. Es sollten allerdings mindestens 90 Prozent der europäischen Einwohner geimpft sein, um ein solches Ausbreiten zu verhindern, so die WHO. Neben Frankreich wurden im spanischen Andalusien mindestens zwei große Masern-Ausbrüche seit Oktober 2010 gemeldet. In Mazedonien haben sich seit Jahresbeginn mindestens 400 Menschen infiziert.
Verbreitung der Masern in Deutschland
Nicht nur Frankreich, Spanien und Mazedonien, sondern auch Deutschland ist Mittelpunkt regelmäßiger Ausbrüche. Im vergangenen Jahr 2010 wurden insgesamt 780 Infektionsfälle behördlich registriert. Das entspricht nach Angaben des Robert-Koch-Institut (RKI) einem Anstieg von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (plus 200). Seit Januar 2011 bis heute haben sich rund 230 Menschen mit dem Masernvirus angesteckt. Etwa die Hälfte aller Fälle wurden aus Baden-Württemberg gemeldet. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden sei die Erkrankungsrate bislang etwa sieben mal so hoch, als im Vorjahresverlauf. Von 107 Patienten waren 45 Kinder unter zehn Jahre alt. Im Jahr zuvor lag der Vorjahreswert bei 16 Fällen.
Drei- und Vierfach Schutzimpfungen
Eine Impfung gegen Masern wird als Dreifach- oder Vierfach Schutzimpfung verabreicht. Zumeist wird in einer Kombination gegen Masern, Mumps und Röteln oder Masern, Mumps, Röteln und Windpocken geimpft. Mögliche Nebenwirkungen eine Impfung können Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit sein. Zudem können lokale Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Stelle der Injektion auftreten. Beobachtet wurden auch vereinzelt schwere Impfkomplikationen, die zu allergischen Reaktionen führten. Sehr selten sind Gehirnentzündungen oder ein Abfall der Blutplättchenzahl. Da solche Reaktionen bereits aufgetreten sind, wird die Masern-Schutzimpfung vor allem von Impfkritikern immer wieder kontrovers diskutiert. Nicht bewiesen sind Folgeerkrankungen wie Allergien, Asthma, Diabetes oder Morbus Crohn. Kritiker bemängeln, dass Studien hierzu nicht ausführlich unternommen wurden, um einen Zusammenhang vollends auszuschließen.
Masern-Party zur Immunisierung
Sehr weit und von Medizinern immer wieder kritisch beäugt sind sogenannte„Masern-Party“ bei den Nicht-Infizierte mit infizierten Kindern bewusst zusammengeführt werden. Somit soll erreicht werden, dass die Kinder sich frühzeitig infizieren und somit eine spätere Immunisierung erlangen. Ein Ausbruch der Erkrankung im späteren Erwachsenenalter erhöht die Gefahr von schwerwiegenden Komplikationen. Von solchen „Masern-Partys“ raten viele konventionelle Mediziner allerdings ab. Schließlich sei die Krankheit als solches „nicht zu bagatellisieren“. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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