Weltgesundheitsorganisation warnt vor Folgen der alternden Weltbevölkerung
06.11.2014
Weltweit erreichen die Menschen ein immer höheres Alter. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf berichtet, sei davon auszugehen, dass im Jahr 2020 erstmals in der Geschichte der Menschheit mehr Menschen auf der Welt über 60 als unter fünf Jahre alt sein werden. Bis 2050 sei sogar von einem Anstieg der über-60-Jährigen von derzeit 841 Millionen auf über zwei Milliarden zu rechnen, so die Prognose der WHO. In der Folge müssten jedoch neue Strategien entwickelt werden, denn infolge der Alterung würden die Gesellschaften auch mit immer mehr kranken und körperlich eingeschränkten Menschen konfrontiert.
Anteil der über-60-Jährigen übersteigt 2020 erstmals den der unter-5-jährigen
Die Menschheit wird immer älter, nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte es daher schon im Jahr 2050 zu einem Anstieg der über-60-Jährigen auf über zwei Milliarden kommen. Doch auch schon in näherer Zukunft könne von gravierenden Veränderungen innerhalb der Weltbevölkerung ausgegangen werden, indem schon 2020 der Anteil der älteren Menschen den der Kinder unter fünf Jahren übersteigen werde, so die Mitteilung der WHO. Diese Entwicklung sei bislang vor allem auf den Rückgang der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Industrieländern zurückzuführen, so Colin Mathers von der WHO im Fachjournal „The Lancet“.
Ein „gutes Altern“ bedarf fundamentaler Reformen
Doch ein höheres Lebensalter habe den WHO-Experten voraussichtlich nicht nur positive Folgen. Stattdessen sei zu befürchten, dass ein höheres Alter auch eine höhere Anzahl kranker und gebrechlicher Menschen bedeute und die über 60-jährigen zukünftig von vielen Krebs sowie Lungen-, Herz- und Muskelkrankheiten betroffen sein könnten. Ein weiteres großes Problem sehen die Forscher in der Zunahme degenerativer Erkrankungen, denn „allein die Anzahl dementer Patienten werde sich bis 2050 verdreifachen, von heute 55 Millionen auf etwa 135 Millionen“, so die Prognose in „The Lancet“. Angesichts dieser Entwicklung sei es den Wissenschaftlern nach um so wichtiger, dass den Menschen weltweit ein „gutes Altern“ ermöglicht werde: „Dies bedeutet, dass fundamentale Reformen der Gesundheitssysteme und der sozialen Hilfssysteme nötig werden“, erklärt John Beard vom Department of Ageing and Life Course der WHO.
Entwicklungen in den einzelnen Ländern müssen berücksichtigt werden
Dabei könne jedoch nicht nur global agiert werden, stattdessen sei es wichtig, auch auf die jeweiligen Entwicklungen in den einzelnen Ländern zu reagieren, so die Ergänzung von Tis Boerma vom Department of Health Statistics and Information der WHO in Genf. „Während manche Maßnahmen international einsetzbar sind, ist es wichtig, dass die Länder den Zustand und die Bedingungen ihrer älteren Bevölkerung beobachten, um so Trends zu erkennen und Gesundheitsprogramme an die jeweiligen Bedingungen anzupassen.“ Dabei gehe es jedoch um weit mehr als die medizinische Versorgung, denn um den immer mehr älteren Menschen verbesserte Lebensbedingungen bieten zu können, müssten unter anderem chronische Erkrankungen schon durch eine bessere Vorsorge frühzeitig vermieden werden.
BzgA startet das Programm „Älter werden in Balance“
Das Problem sei hier allerdings oft die Datenlage, denn während es in Ländern wie Brasilien, China oder Indien bereits Untersuchungen zum Thema „alternde Gesellschaft“ gäbe, hätten andere Regionen hier noch deutlichen Nachholbedarf. Um hierzulande älteren Menschen eine Unterstützung beim „guten Altern“ zu bieten, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aktuell das Programm „Älter werden in Balance“ gestartet. Damit solle geholfen werden, auch im hohen Alter unabhängig und erfüllt zu leben, so die BZgA-Direktorin Elisabeth Pott: „Wir wissen, dass ältere Menschen heute selbstbestimmt und selbstständig leben wollen. Sie möchten mobil bleiben, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ihren Alltag gestalten.“
Bewegungsaktivitäten als zentrales Thema in der Gesundheitsförderung älterer Menschen
Im Fokus des neuen Programms stehe dabei laut Pott die Gesundheitsförderung älterer Menschen durch Bewegung, denn „die neuere Forschung zeigt, dass Bewegungsaktivitäten auch im fortgeschrittenen Alter einen hohen gesundheitlichen Nutzen haben.“ In diesem Zusammenhang war erst vor Kurzem von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, wonach künftig über die Kranken- und Pflegeversicherung rund 510 Millionen Euro in die Gesundheitsprävention investiert werden sollen. Ziel sei dabei unter anderem, sozial schwächer gestellten Menschen einen besseren Zugang zu Präventionsmaßnahmen zu bieten, um vor allem gegen Übergewicht, Bewegungsmangel sowie Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss angehen zu können. „Wir müssen gemeinsam über die Kosten, die üblicherweise mit dem Altern assoziiert werden, hinaus schauen um die Vorteile zu erkennen, die eine ältere, gesündere, glücklichere und produktivere ältere Bevölkerung auf die Gesellschaft als Ganzes haben kann“, so Dr. Somnath Chatterji von der WHO. (nr)
Bild: Christian Steiner / pixelio.de
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