Experten bewerten Pestizid als potenziell krebserregend
Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat gehören weltweit zu den am häufigsten eingesetzten Produkten zur Unkrautbekämpfung. Doch die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) hat das Mittel als “wahrscheinlich krebserregend” eingestuft. Nun fordern Umweltorganisationen sofortige Konsequenzen, um gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden. Denn Kritiker fürchten schon länger, dass der Kontakt mit dem Pestizid neben Krebs z.B. auch Hormonstörungen und Fehlbildungen hervorrufen könne.
Unter der Produktbezeichnung “Roundup” auch im privaten Bereich stark verbreitet
Glyphosat zählt zu den meistverwendeten Pflanzenschutzmitteln und wird in Deutschland seit vier Jahrzehnten verkauft. Vor allem in der Landwirtschaft kommt das Mittel in großem Umfang zum Einsatz, wobei es nicht nur zur Unkrautbekämpfung vor bzw. nach der Aussaat auf die Felder kommt. Stattdessen nutzen Landwirte das Pestizid zunehmend auch kurz vor der Ernte, denn Glyphosat trocknet die Pflanze aus und ermöglicht so eine genauere Planung des Erntezeitpunktes. Unter der Produktbezeichnung “Roundup” wird es auch privat verwendet und dient einer Vielzahl von Hausbesitzern und Kleingärtnern als Anti-Unkraut-Mittel.
Doch schon seit Jahren geben Studien immer wieder Hinweise auf eine gesundheitsschädliche Wirkung, dementsprechend fordern Kritiker wie Greenpeace oder die Grünen schon seit Längerem ein Verbot. Möglicherweise bald mit Erfolg, denn nach der Auswertung mehrerer Untersuchungen hat die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) das Mittel als “wahrscheinlich krebserregend” eingestuft. Schon im März hatte die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Behörde im Fachmagazin “Lancet Oncology” von ihrer Einschätzung berichtet. Nun veröffentlichte sie am Mittwoch einen neuen Bericht, indem die Experten die Begründung nachlieferten. Demnach hätten sich in den Studien bei Menschen eingeschränkte sowie bei Tierversuchen ausreichende Belege dafür gezeigt, dass Glyphosat Krebs erzeuge.
Bundesinstitut für Risikobewertung hatte Glyphosat jüngst als unbedenklich bewertet
„Nach einer systematischen Überprüfung und Bewertung der wissenschaftlichen Belege, klassifiziert die Monographie Arbeitsgruppe Glyphosat als wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen (Gruppe 2A)“, so die Mitteilung der IARC. Damit widerspricht die WHO-Behörde der Einschätzung anderer Einsrichtungen wie z.B. dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Denn dieses war in seiner jüngsten Bewertung zu dem Ergebnis gekommen, „dass sich nach der derzeitigen Datenlage bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Glyphosat kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen ableiten lässt.“ Derzeit werde die Einstufung der IARC jedoch geprüft, so die aktuelle Mitteilung des BfR. Ein aus Kritiker-Sicht dringend notwendiger Schritt, denn „es ist unverantwortlich, Glyphosat weiter als unbedenklich einzustufen”, so der Pestizidexperte des BUND, Tomas Brückmann gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Umweltorganisationen wie Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland fordern derweil umgehende Konsequenzen: „Alle Anwendungen, bei denen es sehr wahrscheinlich ist, dass Menschen mit Glyphosat in direkten Kontakt kommen, müssen umgehend ausgesetzt werden”, erklärte die Agrarexpertin von Greenpeace Deutschland, Christiane Huxdorff weiter. (nr)
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