Erste Liste besonders gefährlicher Pilzerreger veröffentlicht
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste krankheitserregender Pilze veröffentlicht, um die wachsende Bedrohung durch gefährliche Pilzinfektionen stärker in den Fokus zu rücken. Vier besonders kritische Erreger werden dabei hervorgehoben.
Die neue „WHO-Liste prioritärer Pilzerreger als Richtschnur für Forschung, Entwicklung und Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit“ liefert eine Übersicht der gefährlichsten Pilze, wobei vier Erregern eine kritische Priorität und sieben eine hohe Priorität zugeschrieben wurde.
Pilzinfektionen eine wachsende Bedrohung
Infektionskrankheiten gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen und sind eine der Hauptursachen für Behinderungen, berichtet die WHO. Vor allem Infektionen mit multiresistenten Bakterien werden hierbei als maßgeblicher Faktor bewertet, doch auch invasive Pilzerkrankungen nehmen laut den Fachleuten stark zu – insbesondere bei immungeschwächten Bevölkerungsgruppen.
Die Diagnose und Behandlung der Pilzinfektionen werden dabei oft erschwert durch den begrenzten Zugang zu qualitativ hochwertiger Diagnostik und Behandlung sowie durch das Auftreten von Resistenzen bei den Erregern, erläutern die Fachleute.
Trotz der wachsenden Bedrohung durch Pilzinfektionen werde diesen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Durch die fehlende Bereitstellung von Ressourcen bestehe ein Mangel an qualitativ hochwertigen Daten über die Verbreitung von Pilzerkrankungen und die Resistenzmuster. Folglich sei es unmöglich, die genaue Belastung zu schätzen.
Liste besonders gefährlicher Pilzerreger
In Anlehnung an die Liste bakterieller prioritärer Erreger (WHO BPPL), die von der WHO bereits im Jahr 2017 vor dem Hintergrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen entwickelt wurde, hat die WHO nun die erste Liste vorrangiger Pilzerreger (WHO FPPL) entwickelt.
„Die FPPL der WHO ist der erste globale Versuch, Pilzerreger systematisch nach Prioritäten zu ordnen, unter Berücksichtigung des ungedeckten Forschungs- und Entwicklungsbedarfs und der wahrgenommenen Bedeutung für die öffentliche Gesundheit“, berichtet die WHO.
Welche Pilze werden genannt?
Dabei standen Pilzerreger im Fokus, die invasive akute und subakute systemische Pilzinfektionen verursachen können und bei denen Arzneimittelresistenzen oder andere Behandlungsprobleme bestehen.
Die identifizierten Erreger wurden in eine Rangliste aufgenommen und dann in drei Prioritätsgruppen (kritisch, hoch und mittel) eingeteilt.
- In die Gruppe mit kritischer Priorität haben die Fachleute der WHO die Pilze Cryptococcus neoformans, Candida auris, Aspergillus fumigatus und Candida albicans eingeordnet.
- Der Gruppe mit hoher Priorität wurden Nakaseomyces glabrata (Candida glabrata), Histoplasma spp, Eumyzetom-Erreger, Mucorales, Fusarium spp., Candida tropicalis und Candida parapsilosis zugeordnet.
- Die Gruppe mit mittlerer Priorität umfasste Scedosporium spp., Lomentospora prolificans, Coccidioides spp., Pichia kudriavzeveii (Candida krusei), Cryptococcus gattii, Talaromyces marneffei, Paracoccidioides spp. und Pneumocystis jirovecii.
Diese Gegenmaßnahmen schlägt die WHO vor
Besondere Aufmerksamkeit sollte bei den Maßnahmen laut der WHO auf der Verhinderung einer Resistenzentwicklung gegen Pilzmedikamente liegen. Hierfür werden drei Hauptaktionsbereiche vorgeschlagen:
- Stärkung der Laborkapazitäten und Überwachung;
- nachhaltige Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation;
- Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit.
Die Länder werden ermutigt, ihre mykologischen Diagnosekapazitäten für Pilzinfektionen zu erhöhen und die Überwachung zu verbessern. Zudem sind laut WHO zur Verbesserungen der Behandlung nachhaltige Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation erforderlich.
Zudem müsse in den Gesundheitssystemen das Bewusstsein für Pilzinfektionen unter anderem durch Einbeziehung in die medizinische (klinische) und öffentliche Gesundheitsausbildung, Programme und Lehrpläne auf allen Ausbildungsebenen geschärft werden.
Nicht zuletzt ist laut der WHO eine sektorübergreifende Zusammenarbeit erforderlich, um die Auswirkungen des Einsatzes von Antimykotika auf die Resistenz anzugehen und es seien regionale Unterschiede und nationale Kontexte zu berücksichtigen, um geeignete Gegenmaßnahmen festzulegen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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