Genitale Version der Viruserkrankung auf dem Vormarsch
Ein Großteil der Weltbevölkerung ist mit Herpes infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab am Mittwoch Schätzungen bekannt, wonach mehr als 3,7 Milliarden Menschen im Alter unter 50 Jahren mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) infiziert sind. Die Anzahl der Erkrankten entspricht also etwa 67 Prozent aller Menschen dieser Altersgruppe weltweit.
Herpes ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung und sehr verbreitet. Viele Betroffene stecken sich mit dem Herpes-Virus schon in ihrer Kindheit an. Die WHO gab bekannt, dass Schätzungen zufolge etwa 3,7 Milliarden Menschen mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) infiziert sind. Zusätzlich gibt es noch ungefähr 417 Millionen Menschen, die den Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) in sich tragen. Beide Varianten gelten als sehr ansteckend und unheilbar. Die erste globale Schätzung der HSV-1-Infektion wurde nun in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ veröffentlicht.
Unterschied zwischen HSV-1 und HSV-2
Das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) wird primär durch oralen Kontakt übertragen. Die Erkrankung verursacht Geschwüre im und um den Mund. Im Gegensatz dazu wird der HSV-2 Virus fast vollständig sexuell durch Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen. Dieser Vorgang führt dann zu genitalem Herpes. Dies ist schon lange bekannt, aber nun entdeckte die WHO, dass HSV-1 oft auch eine wichtige Ursache für genitalen Herpes ist. In Industrieländern mit höheren Gesundheitsstandards infizieren sich immer weniger Menschen mit dem HSV-1 Virus in ihrer Kindheit. Dieser Zustand ist auf bessere vorhandene Hygiene- und Lebensbedingungen zurückzuführen. Allerdings warnt die WHO, dass gerade solche Menschen gefährdet seien, sich mit genitalem Herpes durch Oralverkehr zu infizieren, wenn sie beginnen sexuell aktiv zu werden.
Halbe Milliarde Menschen an genitalem Herpes erkrankt
Der Zugang zu Bildung und Informationen über beide Arten von Herpes und sexuell übertragbare Infektionen ist entscheidend für die Gesundheit junger Menschen, erklärte die Medizinerin Dr. Marleen Temmerman, Direktor der WHO-Abteilung für Reproduktive Gesundheit und Forschung in einer Stellungsnahme. Im Januar werden 417 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 49 Jahren an der HSV-2-Infektion erkrankt sein, schätzt die Weltgesundheitsorganisation. Zusammengenommen zeigen die Schätzungen, dass inzwischen mehr als eine halbe Milliarde Menschen im Alter unter 50 Jahren an genitalem Herpes leiden. Verursacht wird die Erkrankung entweder durch HSV-1 oder HSV-2. Die neuen Schätzungen zeigen, dass es sehr wichtig ist, die Datenerfassung zu den beiden Krankheits-Typen und sexuell übertragbaren Infektionen zu verbessern, fügte Dr. Temmerman in einer Erklärung hinzu.
Keine wirksamen Behandlungen oder Medikamente gegen Herpes vorhanden
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für keine der beiden Infektionen eine Möglichkeit zur Behandlung oder dauerhaft wirksame Medikamente. Die WHO und ihre Helfer arbeiten an einer schnelleren Entwicklung von Impfstoffen. Mehrere Impfstoffe und Mikrobizide gegen die Infektion werden zurzeit auf ihre Wirksamkeit untersucht. Es ist schwierig, den Anteil der HSV-infizierten Menschen weltweit zu bestimmen, weil die Symptome gering ausfallen können oder einfach nicht als Herpes erkannt werden. Herpes ist eine lebenslange Infektionen und kann durch die Anwesenheit von Antikörpern für HSV-1 oder HSV-2 im Blut nachgewiesen werden. Die Symptome für genitalen Herpes treten meist in Form einer oder mehrerer schmerzhafter Bläschen im Genital- oder Analbereich auf.
Virus belastet die Psyche von vielen Infizierten
Bei der Übertragungen von Herpes sind in vielen Fällen keine Symptome festzustellen. Mit dem Auftreten erster Symptome kann jedoch ein erheblicher negativer Einfluss auf die mentale Gesundheit und die persönlichen Beziehungen der Erkrankten einhergehen. Menschen mit einer offensichtlichen Herpes-Infektion werden oft mit einer sozialen Stigmatisierung konfrontiert, diese welche sich dann in psychische Belastung umwandeln kann, so die Experten der WHO. In seltenen Fällen kann eine HSV-1-Infektion auch zu schwerwiegenden Komplikationen, wie einer Enzephalitis (Hirnentzündung) oder Augenerkrankungen führen. Die WHO bemüht sich zurzeit eine wirksame Strategie zu entwickeln, die global hilft, sexuell übertragbare Infektionen einzudämmen und zu bekämpfen.(as)
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Wichtiger Hinweis:
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