Bakterien und Mikroben im Darm scheinen Veränderungen an der Wirbelsäule auszulösen. Offenbar stimuliert die Darmflora unter anderem systemische Entzündungen und verändert den Stoffwechsel, was Rückenschmerzen auslösen kann.
In einer Studie unter Beteiligung von Forschenden des Rush University Medical Center wurde der Zusammenhang zwischen der Darmflora und dem Auftreten einer degenerativen Spondylolisthese (Gleitwirbel) untersucht. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JOR Spine“ veröffentlicht.
Einfluss der Darmflora?
Veränderungen der Wirbelsäule können durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren wie den Lebensstil, Übergewicht oder die Genetik verursacht werden. Bislang war jedoch unklar, welche Rolle die Darmflora dabei spielt.
Um dies zu klären, untersuchte das Team, ob sich die Darmflora von Personen mit und ohne degenerative Wirbelsäulenerkrankung unterscheidet. Andere Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie die Wirbelsäule beeinflussen können, wurden ebenfalls berücksichtigt, erläutern die Forschenden.
Was ist Spondylolisthese?
Bei einer Spondylolisthese verschiebe sich ein Wirbelkörper nach vorne oder hinten, was auf eine Degeneration der Bandscheiben oder der Facettengelenke zurückzuführen sei. Die Fachleute vermuteten, dass bei den entsprechenden Rückenschmerzen Entzündungen eine Rolle spielen, die durch die Darmflora beeinflusst werden.
Es könnte auch sein, dass die Darmflora Stoffwechselveränderungen auslöst und zu einer bakteriellen Invasion führt, die solche Rückenschmerzen begünstigt, so die Forschenden weiter.
Was wurde untersucht?
In der neuen Studie untersuchte das Team daher mögliche Zusammenhänge zwischen der Darmflora und Rückenschmerzen an 21 Personen mit degenerativer Spondylolisthese der Lendenwirbelsäule und 12 Personen ohne derartige Beschwerden.
Hierfür wurden nicht nur Blut-, Stuhl- und Speichelproben der Teilnehmenden analysiert, sondern auch bildgebende Verfahren zur Untersuchung der Wirbelsäule eingesetzt.
Veränderte Darmflora bei Spondylolisthese
So konnten die Forschenden tatsächlich signifikante Unterschiede in der Darmflora zwischen den Teilnehmenden der beiden Gruppen identifizieren.
„Es gab ein paar sehr signifikante Darmbakterien, die mit degenerativer Spondylolisthese des unteren Rückens in Verbindung gebracht werden“, berichtet Studienautor Professor Dino Samartzis in einer aktuellen Pressemitteilung.
So wiesen die von Spondylolisthese betroffenen Teilnehmenden generell höhere Werte von entzündungsfördernden Bakterien (Dialister, CAG-352) im Darm auf und gleichzeitig waren eine Abnahme an entzündungshemmenden Bakterien (Slackia, Escherichia Shigella) festzustellen, erläutert das Team.
Verbesserte Behandlung möglich?
„Diese Entdeckung erweitert unser Verständnis für klinisch relevante Degenerationen der Wirbelsäule erheblich“, betont Professor Samartzis. Dies könne auch neue Behandlungsoptionen eröffnen, die den Schwerpunkt auf die Darmflora setzen.
Dass die Darmflora zu einer gesunden und schmerzfreien Wirbelsäule beitragen kann, sollte eine Priorität der zukünftige Wirbelsäulenforschung bilden, in der klinische Praxis Berücksichtigung finden und auch die Basis persönlicher Lebensstil-Entscheidungen bilden, fügen die Forschenden hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Khaled Aboushaala, Ana V. Chee, Darbaz Adnan, Sheila J. Toro, Harmanjeet Singh, et al.: Gut microbiome dysbiosis is associated with lumbar degenerative spondylolisthesis in symptomatic patients; in: JOR Spine (veröffentlicht 10.10.2024), JOR Spine
- Rush University Medical Center: Does gut microbiome affect spine health? (veröffentlicht 14.10.2024), Rush University Medical Center
Wichtiger Hinweis:
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