Wer in der Kindheit viel Fett und Zucker isst, trinkt später mehr Alkohol
Zucker und Fett können wie eine Droge wirken und ein suchtähnliches Verhalten erzeugen. Heranwachsende, die sich regelmäßig zucker- und fettreich ernähren, neigen im späteren Leben zu einem häufigen Alkoholkonsum. Dies sind die Ergebnisse einer großen europäischen Studien, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen frühen Zucker- und Fettkonsum und späterem Alkoholtrinken feststellen konnte.
Zehn europäische Institutionen kamen in einer großen Untersuchung unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie zu dem Ergebnis, dass eine fett- und zuckerreiche Ernährungsweise bei Kindern mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, im späteren Leben häufiger zur Flasche zu greifen. Dabei spielen den Forschenden zufolge Suchtmechanismen eine Rolle, die durch den Zucker- und Fettkonsum schon früh antrainiert werden. Die Studienergebnisse sind kürzlich in dem Fachmagazin „Public Health Nutrition“ erschienen und wurden mit dem EUSPR Presidents‘ Award für herausragende Forschungsleistung ausgezeichnet.
Vom Superfood zum Risikofaktor
Chips, Pizza, Cola, Burger und Pommes – Kinder lieben fettige und zuckerhaltige Speisen und Getränke. Wie die Forschenden berichten, ist dieses Verlangen tief in unseren Genen verwurzelt. Bei unseren frühen Vorfahren galt die tägliche Nährstoffzufuhr lange nicht so als gesichert, wie es in der heutigen Zeit der Fall ist. Fette und Zucker waren früher seltene und wichtige Energielieferanten, die in einer Welt, in der Mangelernährung vorherrschte, die Lebensgrundlage sicherstellten und für Wachstum sorgten.
Zucker und Fett lösen Suchtverhalten aus
Unser Gehirn kann der Mischung aus Fett und Kohlenhydraten einfach nicht widerstehen. Bereits frühere Studien erkannten, dass Fett– und Zuckerkonsum ein suchtähnliches Verhalten auslösen kann. Dabei lösen Zucker oder Fett laut den Forschenden nicht direkt die Abhängigkeit aus, sondern vielmehr die Vorliebe dafür. Wer eine Präferenz für Süßes und Fettiges hat, neigt vermehrt zu Überkonsum, Kontrollverlust und gierigem Verlangen, berichtet das Forschungsteam. Dieses Suchtverhalten wird in Fachkreisen als „Craving“ bezeichnet.
Einstiegsdrogen Zucker und Fett
Die Forschenden untersuchten nun, ob Kinder, die vermehrt zu einem solchen Craving in Bezug auf fettige und zuckerhaltige Lebensmittel neigen, später auch schneller zur Flasche greifen und ein erhöhtes Risiko für Alkoholismus haben. Dazu analysierte das Forschungsteam die Daten von mehr als 16.000 Kindern. Dabei konnten das Team um Studienerstautorin Kirsten Mehlig klar erkennen, dass Kinder, die zu viel zucker- und fettreiche Nahrungsmittel konsumiert haben, später als Jugendliche deutlich häufiger und regelmäßiger Alkohol konsumieren, im Vergleich zu Kindern, die sich fett- und zuckerärmer ernährten.
Unabhängig von Geschlecht und Land
„Dieses Muster fand sich bei beiden Geschlechtern und in allen untersuchten Ländern“, erläutern die Forschenden in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Des Weiteren fand das Team heraus, dass bestimmte familiäre Faktoren wie ein höheres Einkommen und ein besserer Bildungsstand der Eltern die Ernährungsgewohnheiten und das Alkoholverhalten der Kinder in positiver Weise beeinflussen.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Die Studienergebnisse legen nahe, dass einmal erlernte ungesunde Ernährungsgewohnheiten im Kindesalter einen langanhaltenden negativen Einfluss auf die Gesundheit im Erwachsenenalter ausüben können. Das Studienteam empfiehlt allen Eltern, verstärkt auf die Ernährung ihrer Kinder zu achten. Außerdem fordern die Forschenden mehr politische Maßnahmen, um das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für die Auswirkungen ungesunder Ernährung zu schärfen. Auch Nahrungsmittelhersteller sollten nach Ansicht des Forschungsteam stärker reguliert werden, beispielsweise durch eine Zuckersteuer. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.