Viele Menschen in Deutschland leiden unter Hörverlust, jedoch haben bei weitem nicht alle Betroffenen ein Hörgerät. Die regelmäßige Nutzung eines Hörgeräts könnte jedoch ihr Risiko eines vorzeitigen Todes erheblich reduzieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Southern California wurden die Zusammenhänge zwischen Hörverlust, Hörgerätenutzung und einem frühzeitigen Sterberisiko untersucht. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachjournal „Lancet Healthy Longevity“ publiziert.
Negative Auswirkungen des Hörverlusts
Menschen, welche eigentlich ein Hörgerät benötigen, sollten dieses auch unbedingt regelmäßig nutzen, betonen die Forschenden. Denn frühere Untersuchungen hätten bereits ergeben, dass ein unbehandelter Hörverlust unter anderem negative Auswirkungen wie soziale Isolation und ein erhöhtes Risiko für Depression und Demenz mit sich bringt.
Ob die Verwendung von Hörgeräten das Risiko eines vorzeitigen Todes reduzieren kann, hat das Team in der neuen Studie untersucht. Um diese Frage zu klären, verwendeten die Forschenden die Daten der National Health and Nutrition Examination Survey aus den Jahren 1999 bis 2012.
So gelang es knapp 10.000 erwachsene Teilnehmende zu identifizieren, die eine Audiometrie (einen Test zur Messung des Hörvermögens) absolviert und verschiedene Fragebögen ausgefüllt hatten. Die Forschenden überprüften die Sterblichkeit der Teilnehmenden über einen durchschnittlichen Zeitraum von zehn Jahren.
Wenige Betroffene nutzen Hörgeräte
Es zeigte sich, dass insgesamt 1.863 Teilnehmende unter Hörverlust litten. Allerdings trugen nur 237 dieser Personen regelmäßig ein Hörgerät und 1.483 Teilnehmende mit Hörverlust trugen niemals ein Hörgerät, berichtet das Team. Zudem habe es einige Teilnehmende gegeben, die weniger als einmal im Monat oder noch seltener ein Hörgerät verwendeten, was als unregelmäßige Nutzung eingestuft wurde.
Reduziertes frühzeitiges Sterberisiko
Es gab einen deutlichen konstanten Unterschied (fast 25 Prozent) im Bezug auf das Risiko eines vorzeitigen Todes zwischen Personen, die regelmäßig ein Hörgerät tragen, und Teilnehmenden, die kein solches Gerät nutzen, berichtet das Team.
Zudem zeigt die Studie, dass es keinen Unterschied für das Risiko eines vorzeitigen Todes zwischen Teilnehmenden gab, die unregelmäßig oder nie eine Hörgerät verwendeten. Dies deutet laut den Fachleuten darauf hin, dass die gelegentliche Nutzung von Hörgeräten keine Vorteile für die Lebenserwartung mit sich bringt.
Warum erhöhen Hörgeräte die Lebenserwartung?
Die Fachleute nehmen an, dass die längere Lebenserwartung durch die regelmäßig Nutzung eines Hörgeräts auf die Verbesserung der geistigen Gesundheit und der kognitiven Fähigkeiten zurückgeht, die mit einem verbesserten Hörvermögen verbunden sind, was wiederum die allgemeine Gesundheit fördere und so die Lebenserwartung erhöhe.
„Wir haben herausgefunden, dass Erwachsene mit Hörverlust, die regelmäßig Hörgeräte tragen, ein um 24 Prozent geringeres Sterberisiko haben als diejenigen, die sie nie tragen. Diese Ergebnisse sind interessant, weil sie darauf hindeuten, dass Hörgeräte eine schützende Rolle für die Gesundheit der Menschen spielen und einen frühen Tod verhindern können“, fügt Studienautorin Dr. Janet Choi in einer Pressemitteilung hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Janet S Choi, Meredith E Adams, Eileen M Crimmins, Frank R Lin, Jennifer A Ailshire: Association between hearing aid use and mortality in adults with hearing loss in the USA: a mortality follow-up study of a cross-sectional cohort; in: Lancet Healthy Longevity (veröffentlicht Januar 2024), Lancet Healthy Longevity
- University of Southern California: Hearing aids may help people live longer (veröffentlicht 03.01.2023), University of Southern California
Wichtiger Hinweis:
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