An Werte appellieren: So lassen sich Jugendliche von gesünderem Essen überzeugen
Weltweit sind immer mehr Menschen übergewichtig oder gar fettleibig. Auch viele Kinder und Heranwachsende ernähren sich ungesund und sind viel zu dick. Eltern wissen oft keinen Rat, wie sie ihren Nachwuchs von gesünderem Essen überzeugen könnten. US-amerikanische Wissenschaftler haben darauf jetzt eine neue Antwort.
Teenager lieben Cola und Chips
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit. Auch viele Kinder und Jugendliche ernähren sich ungesund und konsumieren deutlich zu viel Zucker und Fett. Cola, Chips und Co sind nun mal beliebt bei den Heranwachsenden. Doch wie bringen Eltern den Nachwuchs dazu, zu gesünderen Lebensmitteln zu greifen? Forscher aus den USA haben darauf eine Antwort.
Speziell auf Jugendliche zugeschnittene Ernährungskampagnen
„Unser Ziel war es, gesunde Ernährung als eine Möglichkeit darzustellen, sich gegen Ungerechtigkeit zu positionieren“, berichten die Wissenschaftler um Christopher J. Bryan von der University of Chicago und David Yeager von der University of Texas in einer Meldung im Fachmagazin „EurekAlert!“.
In der Tat sind speziell auf sie zugeschnittene Ernährungskampagnen bei Jugendlichen wirksamer – zumindest ein bisschen, schreiben die US-Psychologen in der Fachzeitschrift „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).
Werte die bei Heranwachsenden stark ausgeprägt sind
Den Forschern zufolge müsse man an Werte appellieren, die bei Heranwachsenden besonders stark ausgeprägt sind, wie etwa soziale Gerechtigkeit. Generelle Informationen über gesundes Essen würden hingegen wenig bringen.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa hatten die Wissenschaftler ihre Versuche in zwei aufeinanderfolgenden Jahren an insgesamt 536 Schülerinnen und Schülern der achten Klasse einer Middle School (Mittelschule) in Texas durchgeführt.
Die Heranwachsenden bekamen Texte zu lesen, in denen Methoden der Lebensmittelindustrie angeprangert werden – zum Beispiel, dass sie auf Verpackungen den Anschein erweckt, ungesunde Lebensmittel seien gesund. Es zeigte sich, dass diese Schüler bei einer kurz darauf stattfindenden Schulfeier etwas seltener zu ungesunden Lebensmitteln und Getränken griffen als ihre Altergenossen, die allgemeiner oder gar nicht informiert wurden.
Methoden die bei Kindern fruchten bleiben bei Pubertierenden erfolglos
„Eine wesentliche Einschränkung der aktuellen Theorien in der Verhaltensforschung ist ihre Unfähigkeit, Strategien zu bieten, die internalisierte Veränderungen bei jugendlichen Ernährungsvorlieben hervorbringen“, so die Wissenschaftler. Bei Pubertierenden blieben psychologische Vorgehensweisen, die bei Kindern fruchteten, erfolglos. Die Psychologen entschieden sich daher dafür, spezifisch jugendliche Werte anzusprechen.
Ein Teil der teilnehmenden Teenager bekam Artikel zu lesen, in denen es um Methoden der Lebensmittelindustrie ging, beispielsweise dass sie Produkte herstellt, die ein gewisses Suchtpotenzial haben oder dass sie mit ihrer Werbung insbesondere Kinder und arme Menschen ansprechen will. Andere Schüler erhielten neutrale Informationen über Gesundheit und Ernährung und einige bekamen gar keine Infos zum Thema.
Jugendliche greifen wegen bestimmten Infos zu gesünderen Lebensmitteln
Die Psychologen konnten feststellen, dass die journalistischen Artikel Wirkung zeigten: Die Schüler, die sie gelesen hatten, stimmten in Fragebögen unmittelbar danach stärker als die übrigen Untersuchungsteilnehmer Aussagen wie „Wenn ich gesund esse, fühle ich, dass ich die Kontrolle über meine Ernährungsgewohnheiten übernehme.“ – „Wenn ich gesund esse, trage ich meinen Teil dazu bei, Kinder zu schützen, die von Lebensmittelunternehmen gesteuert werden.“ – „Ich respektiere gesunde Esser mehr als ungesunde Esser.“ zu.
Einen Tag nach der Befragung fand eine Feier statt, bei der sowohl eher ungesunde Lebensmittel und Getränke wie Kekse und Softdrinks sowie eher gesunde wie Obst und Wasser angeboten wurden. Damit die Schüler keinen Zusammenhang mit den Befragungen herstellen konnten, wurde die Feier schon Wochen zuvor vom Schuldirektor angekündigt.
Hier zeigte sich, dass die Jugendlichen, die die journalistischen Artikel gelesen hatten, im Durchschnitt 2,13 ungesunde Portionen, die übrigen Schüler jedoch 2,3 wählten. Es machte dabei keinen Unterschied, ob Schüler allgemeine Informationen über Gesundheit und Ernährung oder gar keine erhalten hatten.
Rund 15 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen sind zu dick
Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig. Laut der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kinder- und Jugendalter leiden 8,5 Prozent der 14- bis 17-Jährigen sogar an starkem Übergewicht mit krankhafter Veränderung des Stoffwechsels (Adipositas).
Der BZgA zufolge sind die gesundheitlichen Folgen Veränderungen bei den Blutwerten, eine geringere körperliche Fitness sowie ein schnellerer Verschleiß von Gelenken. Neben fett- und zuckerreicher Ernährung, zu wenig Bewegung, zu wenig oder unregelmäßigem Schlaf und Stress gelten teilweise auch die Erbanlagen als Ursachen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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