Krebs: Neue Erkenntnisse über Metastasen-Bildung
Wie gefährlich eine Krebs-Erkrankung ist, hängt vor allem davon ab, ob sich im Körper Metastasen bilden. Die meisten Todesfälle durch Krebs werden auf die Bildung von solchen Tochtergeschwülsten zurückgeführt. Ein deutsches Forschungsteam erlangte nun tiefere Einblicke in die Entstehung von Metastasen und entdeckte dabei einen bislang unbekannten Faktor bei der Ausbreitung von Krebs.
Forschende der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau fanden im Rahmen einer aktuellen Studie heraus, dass das Strukturprotein Aktin eine größere Rolle bei der Ausbreitung von Krebs im Körper zu spielen scheint als bislang gedacht. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Advanced Science“ präsentiert.
Warum bildet ein Tumor Metastasen?
Damit sich Metastasen bilden können, müssen Krebszellen zunächst in der Lage sein, ihren Zellverband zu verlassen, um in andere Gewebe einzuwandern. Bereits bekannt ist, dass Krebszellen bestimmte Signalmoleküle absondern, die diesen Prozess begünstigen. Das Vorhandensein bestimmter Signale ist daher entscheidend bei der Einstufung der Bösartigkeit.
Unbekannter Faktor der Krebsausbreitung identifiziert
Das Team um Professor Dr. Robert Grosse und Dr. Carsten Schwan von der Universität Freiburg hat nun einen bislang unbekannten Zusammenhang zwischen der Ausschüttung eines bestimmten Signalmoleküls und der Ausbreitung von Krebs entdeckt. Das Strukturprotein Aktin, welches wichtig für das Zellskelett ist, scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen.
Welche Aufgabe hat Aktin?
Das Protein Aktin ist Teil des Zellskeletts und trägt zur Stabilität und Fortbewegung von Zellen bei. Aktinfilamente bilden ein Netzwerk, welches dynamisch auf- und abgebaut werden kann. Hierzu werden am Ende der Filamente Bausteine ergänzt oder abgespalten. Reguliert wird dieser Prozess durch andere Moleküle, wie beispielsweise durch sogenannte Formine.
Krebszellen nutzen Aktin für andere Zwecke
Das Aktin-Netzwerk ermöglicht den Zellen dynamisch auf bestimmte Situationen wie die Heilung von Wunden zu reagieren. Laut der aktuellen Studie scheinen Krebszellen das Protein jedoch auszunutzen, um sich im Körper zu verteilen.
Die Arbeitsgruppe aus Freiburg fand mithilfe von hochauflösenden Mikroskopen nun erstmals heraus, dass über das Aktin-Netzwerk auch bestimmte Signale freigesetzt werden, die die Entstehung von Metastasen im Körper begünstigen.
Wie Aktin die Freisetzung von Krebszellen begünstigt
Dies geschieht, indem ein Protein namens ANGPTL4 direkt zu den Aktinfilamenten transportiert wird, wodurch diese verlängert werden. Die Krebszelle kann sich dann einfacher aus dem Zellverband lösen. Der Transport wird laut der Studie durch ein Formin-ähnliches Molekül namens FMNL2 reguliert.
„Es war schon bekannt, dass eine erhöhte FMNL2-Aktivität bei vielen Tumoren prometastatisch wirkt“, kommentiert Grosse. Die aktuellen Erkenntnisse liefern nun wichtige mechanistische Hintergründe zu der Beobachtung.
Neue Ansätze für die Diagnose und Behandlung
Dieses neue Wissen könne für die Diagnostik sowie für die Therapie von Krebs eingesetzt werden. Beispielsweise zeige die Anwesenheit von aktivem FMNL2 ein erhöhtes Krebsrisiko an. Gleichzeitig stelle das Moleküle einen potenziellen Angriffspunkt für neuartige Ansätze der Krebsbehandlung dar. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Aktin wirkt auf mehreren Wegen auf die Ausbreitung von Krebs (veröffentlicht: 24.01.2023), cibss.uni-freiburg.de
- Frank, D., Moussie, J.C., Ulferts, S., Lorenzen, L., Schwan, C., Grosse, R. (2023). Vesicle-Associated Actin Assembly by Formins Promotes TGFß-Induced ANGPTL4 Trafficking, Secretion and Cell Invasion. In Advanced Science. DOI: 10.1002/advs.202204896, onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
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