Warum die Abkühlung mit einem leckeren Eis keine gute Idee ist
In Deutschland werden derzeit mancherorts Temperaturen von fast 40 Grad Celsius erreicht. Abkühlung tut dringend Not. Viele kühlen ihre Getränke daher mit Eiswürfeln oder gönnen sich ein leckeres Eis. Doch auch wenn solche Getränke und Speisen kalt sind, können sie kontraproduktiv wirken, wenn um das Abkühlen geht. Eine Expertin erklärt, warum.
Kalorienreiche Leckereien im Sommer
An einem heißen Sommertag gibt es kaum etwas erfrischenderes als leckeres Eis. Gesundheitsexperten raten jedoch von einem zu hohem Konsum ab, schließlich zählt Speiseeis zu den typischen Kalorienfallen im Sommer. Allerdings sind längst nicht alle Sorten Kalorienbomben. So richtig gut zum Abkühlen ist Eis aber ohnehin nicht geeignet. Warum das so ist, erklärt eine Expertin aus Österreich.
Gekühlte Getränke und ein leckeres Eis
Eiswürfel im Getränk und/oder noch eine Kugel vom cremigen Vanilleeis: damit machen sich viele Menschen die heißen Tage der schweißtreibenden Hitzewelle erträglicher.
Doch was bewirken diese Formen der Abkühlung beim menschlichen Organismus eigentlich?
Die Antworten und einige Hitzetipps hat Assoz.-Prof.in PdinMag.a Dr.in Sandra Holasek vom Lehrstuhl für Immunologie und Pathophysiologie am Otto Loewi Forschungszentrum der (Medizinischen Universität) MedUni Graz in einer Mitteilung parat.
Verlangsamtes Trinkverhalten
Im Sommer halten sich die meisten Menschen gerne im Freien auf. Allerdings bedeuten die Hitze an sich und vor allem körperliche Aktivitäten bei hohen Temperaturen für den Körper auch Stress.
Mit einem Eis als Nachspeise und drei, vier Eiswürfeln im Glas lassen sich hohe Temperaturen gleich viel besser aushalten.
„Im Allgemeinen ist es so, dass uns Getränke besser schmecken, wenn sie weniger als 22 Grad haben und deswegen verspüren wir das Verlangen, nur gekühlte Getränke zu konsumieren“, so die Ernährungsexpertin.
„Wenn wir die Getränke jedoch zusätzlich mit Eiswürfeln noch stärker herunterkühlen, wird unser Trinkverhalten automatisch verlangsamt. Man nimmt also insgesamt weniger Flüssigkeit zu sich, weil das Getränk für den Körper zu kalt ist“, erklärt Holasek.
Erfrischender Effekt hält nur kurz an
Doch gerade im Sommer, wenn der Körper leichter dehydriert und damit noch stärker auf ausreichend Flüssigkeit angewiesen ist, ist das problematisch.
Zuviel des Guten ist in Sachen Abkühlung laut der Expertin also kontraproduktiv. Das gilt auch für den Genuss von Eislutscher, Speiseeis und Co.
Denn diese süßen Versuchungen verschaffen uns zwar die ersehnte Abkühlung und wirken akut zusätzlich durch den Zuckeranteil leistungssteigernd und damit „erfrischend“, dieser Effekt hält allerdings nur kurz an.
„Der Mundraum des Menschen ist ein Checkpoint, hier spielt sich sehr viel ab. Noch bevor wir das Eis heruntergeschluckt haben, werden über Geschmacks- und Thermorezeptoren Signale ins Gehirn übertragen“, erläutert Holasek.
„So signalisiert uns ein gekühltes Lebensmittel nicht nur eine subjektive Wahrnehmung der „Frische“ aus unserem Geschmacksarchiv, sondern es kommt auch physiologisch messbar zu einer Kühlung des Kopfbereichs und das empfinden wir als angenehm“ beschreibt die Ernährungsexpertin den Prozess.
Kopfschmerzen durch hastigen Eisverzehr
Und wer es vor lauter Hitze schon einmal übertrieben hat und das Eis zu schnell gegessen hat, kennt vielleicht auch den typischen Kälte-Kopfschmerz, den sogenannten „brain freeze“.
„Jeder von uns kennt das, durch den schnellen Verzehr von kalten Lebensmitteln und Getränken kommt es zu einem vermehrten Blutfluss im Kopfbereich und die Gefäße erweitern sich. Dies ist auch der Grund für die so genannten Kältekopfschmerzen“, erklärt Sandra Holasek.
Also bei kühlen Erfrischungen lieber etwas mehr Zeit lassen und das erfrischende Eis in Ruhe genießen.
Besonders im Sommer viel trinken
Am allerwichtigsten, um fit durch die Hitzewelle zu kommen, ist die tägliche, ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Das gilt nicht nur, aber vor allem im Sommer.
„Am wichtigsten ist, dass wir trotz Ablenkung durch die verschiedenen Aktivitäten unser Durstgefühl nicht übersehen oder vergessen, ständig etwas zu trinken. Im Idealfall beginnt man wirklich gleich als erstes in der Früh damit, ein Glas an Flüssigkeit zu sich zu nehmen“, sagt die Expertin.
Anschließend sollte man über den ganzen Tag hinweg immer wieder Glas für Glas trinken. Eine Lücke in der Flüssigkeitszufuhr sollte vermieden werden, da man dann dazu neigt, diese zu schnell auf einmal wieder füllen zu wollen.
„Mindestens zwei bis drei Liter nicht zu kaltes Wasser oder gespritzte Fruchtsäfte über den Tag verteilt zu trinken, ist die beste Methode, um Durst oder ein Überhitzen des Körpers zu vermeiden“, so Sandra Holasek.
Ein guter Tipp ist auch Pfefferminze, frisch ins Glas, gekühlter Tee oder als Kaugummi dazwischen. Das darin enthaltene Menthol stimuliert auch oropharyngeale Kälterezeptoren, erleichtert die Atmung und ergänzt den Kühleffekt.
Bestens für einen heißen Sommertag gerüstet steht dann auch dem Genuss einer Kugel Eis nichts mehr im Weg. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.