Stoffwechselstörungen bei Diabetes umfangreicher als gedacht
Eine unzureichende Insulinausschüttung und eine verminderte Insulinempfindlichkeit sind typische Anzeichen von Typ-2-Diabetes. Wie stark diese Veränderungen den Stoffwechsel in verschiedenen Organen beeinflusst, war zentrales Thema einer aktuellen schwedischen Forschungsarbeit.
Forschende der Universität Uppsala in Schweden haben untersucht, wie sich Typ-2-Diabetes auf den Stoffwechsel in unterschiedlichen Organen auswirkt. Dazu analysierte das Team Proteine in allen Geweben, die von Insulin beeinflusst werden, wie Bauchspeicheldrüse, Leber, Fett und Blut. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Cell Reports“ präsentiert.
Weitreichende Stoffwechselstörungen durch Typ-2-Diabetes
Die schwedische Arbeitsgruppe verglich das Protein-Profil von Diabetes-Betroffenen mit dem Profil gesunder Personen sowie dem von Menschen, die bereits Prädiabes entwickelt haben. Auf diese Weise konnte das Team nachvollziehen, wie sich der Stoffwechsel durch Diabetes verändert.
Die Studie offenbart, dass die Störungen im Stoffwechsel weitreichender sind, als bisher bekannt war. Zudem kann anhand der Proteine erkannt werden, in welchem Stadium die Krankheit ist.
Krankheitsstadien an den Proteinen ablesbar
„Wir entdeckten viele Proteine, die in Geweben von Menschen in verschiedenen Krankheitsstadien entweder höher oder niedriger als normal waren“, bestätigt Studienkoordinator Professor Claes Wadelius.
„Menschen mit Prädiabetes wiesen größere Veränderungen auf, die mit Entzündungen, Gerinnung und dem Immunsystem in den Pankreasinseln zusammenhängen“, erklärt der Professor. Die Pankreasinseln oder Langerhans-Inseln sind spezialisierte Zellinseln in der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion von Insulin verantwortlich sind.
„Bei voll entwickeltem Typ-2-Diabetes gab es weit verbreitete Anomalien, zum Beispiel im Fett- und Glukosestoffwechsel und in der Energieproduktion in Leber, Muskel und Fett“, erläutert der Forschungsleiter.
Ablauf der Studie
Die Forschenden werteten im Rahmen der Studie Gewebeproben aus, die von Spenderinnen und Spendern in verschiedenen Diabetes-Krankheitsstadien entnommen wurden. Diese Proben wurden mit denen von gesunden Menschen verglichen.
Mithilfe modernster Technik konnte die Arbeitsgruppe Tausende von Proteinen aus jedem Organ quantifizieren und so ein Bild des Stoffwechsels dokumentieren. So detaillierte Einblicke gab es nach Angaben des Forschungsteams bislang noch nicht.
„Die Techniken zur Messung von Proteinen haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt, und unsere Kollegen von der Universität Kopenhagen, die an der Studie beteiligt waren, sind weltweit führend auf diesem Gebiet“, betont Dr. Klev Diamanti aus der Arbeitsgruppe.
Neue Einblicke in die Entstehung von Diabetes
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass sich durch Typ-2-Diabetes weitreichende Stoffwechselstörungen bilden, die in verschiedenen Bahnen in den untersuchten Organen ablaufen. Die Erkenntnisse öffnen die Tür für neue Behandlungsansätze und ermöglichen neue Einblicke in die Entstehungsmechanismen der Krankheit.
Erster Schritt zur personalisierten Diabetes-Therapie
„Unsere Ergebnisse könnten auch die Entwicklung einfacher Tests unterstützen, mit denen Menschen mit einem hohen Risiko für Diabetes und seine Komplikationen identifiziert werden können“, resümiert Jan Eriksson, ein klinischer Diabetologe aus dem Forschungsteam.
Zudem kann laut Eriksson anhand der Protein-Profile abgeleitet werden, welche Behandlungsmethode für die einzelne Person am besten geeignet ist. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Klev Diamanti, Marco Cavalli, Maria J. Pereira, et al.: Organ-specific metabolic pathways distinguish prediabetes, type 2 diabetes, and normal tissues; in: Cell Reports (2022), cell.com
- Universität Uppsala: Widespread metabolic dysregulation in different organs in type 2 diabetes (veröffentlicht: 07.10.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.