Schlafbruxismus: Zähneknirschen kann Kiefergelenke schädigen
Zähneknirschen (Bruxismus) ist weit verbreitet. Oft knirschen Betroffene unbewusst oder im Schlaf mit ihren Zähnen und merken davon gar nichts. Dabei kann Zähneknirschen zu Schmerzen sowie Zahnschäden führen. Zudem können dadurch die Kiefergelenke geschädigt werden, wie eine neue Studie nun zeigt.
Wie auf dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“ erklärt wird, knirscht etwa jeder fünfte Mensch mit den Zähnen – häufig unbewusst nachts im Schlaf, aber auch bewusst wahrnehmbar tagsüber. Bruxismus ist oft nicht nur akustisch unangenehm, sondern kann auch die Zähne massiv schädigen – und auch die Kiefergelenke.
- Nächtliches Zähneknirschen und Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer werden als „Schlafbruxismus“ bezeichnet und können verschiedene gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.
- Ob Schlafbruxismus mit der Entstehung beziehungsweise dem Fortschreiten von Erkrankungen des Kiefergelenks in Zusammenhang steht, wird von der zahnmedizinischen Wissenschaft kontrovers diskutiert.
- Im Rahmen einer Studie wurden nun bestimmte Zahnformen und Zahnpositionen identifiziert, die sehr wohl zu Kiefergelenkproblemen in Folge von Bruxismus führen könnten.
Negativer Effekt auf die Kiefergelenkstrukturen
Zähneknirschen im Schlaf kommt besonders häufig im jüngeren Lebensalter vor. Der oft enorme Druck, der dabei auf Zahnflächen und Kiefer ausgeübt wird, gilt als Auslöser verschiedener Konsequenzen für die Zahngesundheit, kann jedoch auch zu Schmerzen in der Kaumuskulatur und Kopfschmerzen führen.
Laut einer aktuellen Mitteilung haben Forschende um Benedikt Sagl an der Universitätszahnklinik der Medizinischen Universitär (MedUni) Wien jetzt untersucht, ob Schlafbruxismus auch einen negativen Effekt auf die Kiefergelenkstrukturen nach sich ziehen kann.
Ausgangspunkt ihrer Forschungen war die Theorie, derzufolge spezielle Kombinationen aus Zahnform und Zahnposition beim Knirschen einen Einfluss auf die mechanische Belastung des Kiefergelenks haben und dadurch als Risikofaktor für Erkrankungen in diesem Bereich gelten können.
Zusammenspiel von zwei Faktoren
Durchgeführt wurden die Untersuchungen an einem Computermodell der Kauregion, das Knochen-, Knorpel- sowie Muskelstrukturen enthält. Mit Hilfe solcher Computermodelle können Forschungsfragen untersucht werden, die aus ethischen Gründen an Patientinnen und Patienten nicht direkt durchführbar sind.
Gegenstand der Forschung war das Zusammenspiel von zwei Faktoren, die beim Zähneknirschen aufeinandertreffen. Zum einen handelt es sich dabei um die Form des betroffenen Zahnes, insbesondere um den Neigungswinkel jenes Zahnhöckers, der beim Knirschen mit seinem Gegenüber in Kontakt ist.
Und zum anderen wurde die Position des Zahnkontakts (die sogenannte Abnutzungsfacette) während einer dynamischen Knirschbewegung vom Forschungsteam berücksichtigt.
Im Rahmen der Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of Advanced Research“ erschien, wurden die Auswirkungen von seitlichem Knirschen am ersten Mahlzahn und am Eckzahn mit sechs verschiedenen Neigungen der Abnutzungsfacetten simuliert, was insgesamt zwölf simulierte Fälle ergibt.
Weitere Forschung nötig
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl Neigung als auch Position der Abnutzungsfacetten einen Einfluss auf die Stärke der mechanischen Belastung des Kiefergelenks haben“, erklärt Benedikt Sagl.
„Vor allem aber scheint die Steilheit der Knirschfacette dafür ausschlaggebend zu sein. Je flacher der Zahn, desto höher fällt die Gelenksbelastung und damit das Risiko für eine Kiefergelenkserkrankung aus.“
Umgekehrt gilt: Wenn die beim Bruxismus involvierten Zahnhöcker einen höheren Neigungswinkel haben, so konnte selbst bei gleicher „Knirschkraft“ (Bruxierkraft) eine niedrigere Belastung im Gelenk berechnet werden.
Ob diese Erkenntnis in die Entwicklung therapeutischer Maßnahmen bei Schlafbruxismus einfließen kann, sollen jetzt weitere mit klinischen Untersuchungen gekoppelte Forschungen zeigen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universitär Wien: Nächtliches Zähneknirschen kann Kiefergelenke schädigen, (Abruf: 06.03.2022), Medizinische Universitär Wien
- Benedikt Sagl, Martina Schmid-Schwap, Eva Piehslinger, Michael Kundi, Ian Stavness: Effect of facet inclination and location on TMJ loading during bruxism: An in-silico study; in: Journal of Advanced Research, (veröffentlicht online: 29.04.2021 und in: Volume 35, Pages 25-32, Januar 2022), Journal of Advanced Research
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“: Zähneknirschen (Bruxismus), (Abruf: 06.03.2022), Gesundheit.gv.at
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.