Schlafmangel erhöht nicht nur die Müdigkeit während des Tages, sondern führt auch zu einem gesteigerten Appetit am nächsten Tag. Die Schlafexpertin Dr. Nancy Foldvary von der Cleveland Clinic erläutert, wie Schlafdefizite den Hormonhaushalt beeinflussen und so den Hunger verstärken.
Viele Menschen haben Probleme regelmäßig ausreichend Schlaf zu bekommen, was aufgrund von gesteigerter Müdigkeit beispielsweise die Leistung bei der Arbeit negativ beeinflussen kann. Gleichzeitig erhöht mangelnder Schlaf auch vorhandene Hungergefühle.
Hunger auf fettreiche Lebensmittel
Dabei scheint sich insbesondere der Hunger auf ungesunde und fettreiche Lebensmittel durch den Schlafmangel zu verstärken, wie eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt. Bestimmte Hirnareale erhalte demnach offenbar nicht genügend Informationen und überkompensieren dies, indem sie Nahrung mit reicherer Energiedichte auswählen.
Laut den beteiligten Forschenden könnte es möglich sein, dass diese anderen Bereiche im Gehirn die Signale im olfaktorischen Kortex nicht berücksichtigen, weshalb wir uns bei Schlafmangel möglicherweise eher für ungesunde Lebensmittel entscheiden.
Schlaf beeinflusst die Hormone
Auch Dr. Foldvary von der Cleveland Clinic betont, dass schlechter Schlaf zu einer erhöhten Aufnahme von ungesunden Lebensmitteln beiträgt. Gleichzeitig könne mangelnder Schlaf die Hormone im Körper beeinflussen.
„Schlaf reguliert die Ausschüttung von Hormonen, und zu diesen Hormonen gehören auch die Appetithormone“, erklärt die Medizinerin in einer aktuellen Pressemitteilung.
Erhöhter Hunger
Der Körper setzt im Schlaf Hormone frei, die maßgeblich an der Regulierung des Appetits beteiligt sind. Bei vorliegendem Schlafmangel werden die Appetithormone im Körper laut Dr. Foldvary durcheinander gebracht, wodurch am nächsten Tag ggf. mehr Nahrung aufgenommen werde.
Ein gestörter Schlafrhythmus könne durch die Störung des Hormonhaushalts (insbesondere eine fehlerhafte Ausschüttung von Ghrelin und Leptin) den Hunger erhöhen und gleichzeitig das Sättigungsgefühl reduzieren.
Wie man Schlafproblemen entgegenwirkt
Um Schlafprobleme zu verhindern, sei es wichtig, eine regelmäßige nächtliche Routine zu entwickeln und jeden Tag zur gleichen Zeit aufzuwachen. Zudem kann es für Betroffene ratsam sein, ab dem Nachmittag auf den Konsum koffeinhaltiger Getränke wie Kaffee verzichten, erläutert Dr. Foldvary.
„Koffein kann eine sehr unterschiedliche Halbwertszeit haben. Es kann im zentralen Nervensystem weit länger verweilen, als man es erwarten würde. Einige von uns reagieren darauf empfindlich und können Koffein wirklich nur am frühen Morgen zu sich nehmen“, so die Medizinerin.
Schlaf & Ernährung eng verbunden
So besteht durchaus ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen dem Schlaf und der Ernährung. Dabei sollten wir die Bedeutung eines gesunden Schlafs in Bezug auf die Prävention von Übergewicht und Stoffwechselstörungen nicht unterschätzen.
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Gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität könnten auch die Appetitregulation verbessern und bieten damit spannende Perspektiven für zukünftige Forschungsarbeiten und praktische Anwendungen in der Gesundheitsvorsorge. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- James D Howard, Rachel Reynolds, Phyllis C Zee, Jay Gottfried, Thorsten Kahnt, et al.: Olfactory connectivity mediates sleep-dependent food choices in humans; in eLife (veröffentlicht 08.10.2019), eLife
- Cleveland Clinic: The Connection Between Sleep and Hunger (veröffentlicht 23.03.2025), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
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