Flexible Wirbelsäulenstabilisierung gibt dem wieder Rücken Halt
14.05.2014
Angeborene Fehlbildung, altersbedingter Verschleiß, eine schwache Rumpfmuskulatur, Überanspruchung, Verletzungen – für ein Wirbelgleiten kommen verschiedene Ursachen infrage. Während das Verschieben zwei übereinander liegender Wirbel anfangs keine Symptome aufweist, kommt es später durch die damit einhergehende Instabilität der Wirbelsäule zur Einengung von Nerven und der sogenannten Spinalkanalstenose. Betroffene klagen vor allem über Schmerzen, die in Gesäß und Beine ausstrahlen und unter Belastung zunehmen: Jede Bewegung ist mit unerträglichen Qualen verbunden und ein Weg von 100 Metern ohne Pause nicht mehr zu bewältigen. Wann eine konservative Behandlung für Linderung sorgt oder eine Versteifungsoperation oder bewegungserhaltende Verfahren wie die flexible Wirbelsäulenstabilisierung erforderlich sind, weiß Dr. Mathias Pippan, Wirbelsäulenchirurg und Facharzt für Orthopädie aus dem Wirbelsäulen-Institut im Orthopädischen Zentrum Mainz (OZM).
Im Alter entstehen Gleitwirbel vor allem durch Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule. So können Wirbelkörper, Bandscheiben, Gelenke, Bänder und Muskeln Dauerbelastung und Alter nicht mehr standhalten und geben nach. „Vor allem durch Lockerungen im Bereich der Gelenke und der für die Wirbelsäulenstabilität wichtigen Bänder verschieben sich Wirbel leicht“, erklärt Dr. Pippan. „Angegriffene Bandscheiben und eine schwache Rückenmuskulatur erhöhen die Gefahr eines Wirbelgleitens. Der Körper versucht, diese Instabilität durch Aufbau von Knochenmasse an Wirbelkörpern und -gelenken auszugleichen, was zusätzlich zur Wirbelkanalenge und zu bis in die Beine ausstrahlenden Schmerzen führt.“
Erster Therapieschritt ist in der Regel die Behandlung akuter Schmerzen. So schafft häufig eine Kombination aus Schmerzmitteln und gezielter Bewegungstherapie in Form von Krankengymnastik und Rückenschule zur Stärkung von Rücken- und Bauchmuskulatur bereits Linderung. „Bei Schonung droht nämlich eine Verschlimmerung der Beschwerden, da Muskeln durch ungenügende Bewegung an Kraft einbüßen und dies die Stabilität vermindert“, bemerkt Dr. Pippan. „Muskeln stützen die Wirbelsäule sonst wie ein körpereigenes Korsett und verhindern das Wirbelgleiten bereits im Ansatz. Spezielle Übungen zur Kräftigung stellen die Beweglichkeit und Stabilität im Rücken wieder her.“ Wärmebehandlungen, Elektrotherapie und andere physikalische Anwendungen sowie Akupunktur und Neurostimulation kommen in manchen Fällen ergänzend zum Einsatz. Sinnvoll kombiniert schaffen diese Maßnahmen zusätzliche Erleichterung. Bei Symptomen einer Nervenwurzelbeteiligung können Ärzte die Behandlung mittels wurzelnah injizierter, schmerzstillender und abschwellender Medikamente empfehlen. In speziellen Fällen erfolgt eine Injektion örtlicher Betäubungsmittel in die Facettengelenke.
Manchmal stößt die konservative Behandlung jedoch an ihre Grenzen. „Vor allem, wenn es zu starken Taubheitsgefühlen kommt, Nerven Schaden nehmen und Gleitwirbel und Knochensporne den Rückenmarkkanal stark einengen, raten Mediziner zur Operation“, weiß Dr. Pippan aus der Praxis. Im Rahmen des Eingriffs erweitern Chirurgen den Wirbelkanal und entfernen störende Gewebestrukturen, die zu einer Einengung führen. Mitunter schließt sich daran eine Stabilisierungsoperation an. Hier gilt als Methode der Wahl eine Versteifungsoperation unter der jedoch, wenn mehrere Wirbelsegmente miteinander versteift werden, die Beweglichkeit leiden kann. Seit einigen Jahren lenken Fachärzte daher zunehmend ihr Augenmerk auf bewegungserhaltende Operationsverfahren. Eine vielversprechende Methode ist die flexible Wirbelsäulenstabilisierung, auch bekannt als TOPS-System. „Als dynamisches Implantat sorgt es dafür, dass der Patient nach der operativen Erweiterung wie gewohnt in alle Richtungen beweglich und dauerhaft schmerzfrei bleibt“, beschreibt Dr. Pippan das Verfahren. (pm)
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