Wirkstoff gegen den Prozess der Altersvergesslichkeit im Test
28.07.2011
Um so älter Menschen werden, um so höher steigt auch der Grad der Vergesslichkeit an. Es ist geradezu ein Leid nicht mehr zu wissen, was vor gut zwei Wochen geschah. Warum die Vergesslichkeit im Alter kontinuierlich zunimmt, ist bis heute tatsächlich nicht vollständig geklärt. Forscher der US-Universität Yale haben anhand einer Studie versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Die Hauptfrage lautete, ob ein bezeichneter Wirkstoff die Erinnerungsfähigkeit wieder zurückerlangt werden kann. Die Tierstudie wurde an Affen unterschiedlichen Alters durchgeführt.
Informationsverarbeitung im Gehirn verlangsamt sich
Um so älter der Mensch wird, um so vergesslicher wird er auch. In der medizinischen Fachwelt wird dieser Prozess „Altersvergesslichkeit“ (leichte kognitive Einschränkungen) genannt. Dabei macht es keinen Unterschied, welches Geschlecht man hat. Wissenschaftler der Universität Yale haben nun einen neuartigen Wirkstoff getestet, der angeblich den Prozess zu mindestens entschleunigen soll. Warum das Erinnerungsvermögen mit der Zeit abnimmt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Erwiesen ist lediglich, dass in Gehirnen von älteren Menschen die Signalweiterleitung abnehmend weniger gut funktioniert. „Die neuralen Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Hirn sind zunehmend geschwächt.“ Das Wissenschaftsteam interessierte sich im Besonderen für die zellulären Mechanismen, die bei dieser Verfallserscheinung zu Grunde liegen. So stand dabei der präfrontale Cortex (vorderer Bereich der Großhirnrinde) im Blickpunkt, da dieses Areal für ein funktionierendes Gedächtnis zuständig ist. Gehirnexperten nennen diesen Bereich auch „Hirn-Arbeitsspeicher“. Wie bei einem Computer muss der Speicher ständig aktuell gehalten werden. Die Neuronen müssen für diesen Vorgang immer in Aktion sein.
Wirkstoff unterdrückte Produktion von Molekülen
Die Forscher konnten beobachten, dass bei den älteren Tieren die Neuronen signifikant weniger aktiv waren, als bei Jungtieren. Dabei konnte gesehen werden, dass im vorderen Bereich der Großhirnrinde sich bei den alten Versuchstieren sogenannte cAMP-Moleküle (cyclisches Adenosinmonophosphat) ansammeln. Diese Moleküle wiederum schwächen die Weiterleitung der Informationen an die Neuronen. Im zweiten Versuchsdurchgang wurden den Affen Wirkstoffe verabreicht, die die Produktion der Moleküle unterdrücken sollen. Eine Substanz davon war „Guanfacin“, dass bereits schulmedizinisch vereinzelt bei Bluthochdruck und dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom in den USA verordnet wird. Nach der Verbreichung verbesserte sich in der Tat die Leitungsfähigkeit der Neuronen. Damit wurden bei den älteren Tierprobanden „ein neurochemisches Umfeld“ geschaffen, die dem von Jungtieren ähnelt und die Ionenkanäle blockierten. In weiteren Testreihen sollen nach dem Tierversuch nun klinische Tests folgen, die den Wirkstoff Guanfacine beim Menschen ausprobieren. Die Studienteilnehmer sollen weder an Demenz noch Alzheimer leiden, jedoch das Seniorenalter erreicht haben. Diese Versuchsreihe sei bereits in Vorbereitung.
Altersvergesslichkeit versus Demenz
Unter einer Altersvergesslichkeit versteht man eine leichte kognitive Einschränkung. Diese zeigt sich im Alltag mit Gedächtnisstörungen und einer verminderten Befähigung, sich auf Aufgaben eine längere Zeit zu konzentrieren. Der Wortschatz sowie das Vermögen zu sprechen, sind hiervon ausgenommen. Trotzdem ziehen sich Patienten häufig aus ihrem sozialen Umfeld zurück und gehen Stress-Belastungen aus dem Weg, da hier eine schnelle Informationsverarbeitung von Nöten ist. Die Vergesslichkeit im Alter sollte nicht mit einer Demenz verwechselt werden. Letztere beinhaltet weitaus massivere Störungen und Einschränkungen. Zudem schreitet die Altersvergesslichkeit ab einem bestimmten Alter nicht mehr fort.
Alterungsprozess mit Mitteln der Naturheilkunde begegnen
In der Naturheilkunde werden Extrakte der Ginkgo verabreicht, um den Alterungsprozess zu mindern. Denn im Verlauf der Alterung werden Sauerstoffradikale frei gesetzt, die auf das Gewebe im Körper toxisch wirken. Extrakte der Gingko biloba können diese Radikale abfangen. Noch ist aber strittig, ob die Heilpflanze tatsächlich eine positive Wirkung entfalten kann. Die bisherigen Studienergebnisse sind widersprüchlich. (sb)
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Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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