Die Afrikanische Schweinepest breitet sich unter Wildschweinen in Europa aus, und deutsche Landwirte befürchten, dass sich auch Hausschweine anstecken. Studien ergaben jetzt, dass Wolfsreviere so gut wie frei von Schweinepest sind – weil Wölfe als erstes kranke Tiere reißen.
Alarm in Niedersachsen
In Niedersachsen soll nun die tierschutzwidrige Jagd auf Wildschweine deren Bestand eindämmen – das im Bundesjagdgesetz verbotene Schießen von Muttertieren ebenso wie das verbotene Schießen der Tiere vom Auto aus.
Angst vor Umsatzeinbußen
Niedersachsen ist “Schweineland” mit circa 8 Millionen Hausschweinen. Von dem Fleisch gehen zwei Drittel in den Export. Sollten Hausschweine in Deutschland an der Seuche erkranken, würden Importeure wie China, Japan oder Südkorea vermutlich sofort einen Importstopp verhängen.
Sinnlose Tötungen?
Tierschützer kritisieren die Massentötungen von Wildschweinen auch entgegen geltendem Jagdrecht nicht nur als unethisch, sondern auch als sinnlos. Die Jäger töten schlicht alle Wildschweine, die sie treffen – statt bereits Erkrankte.
Überträger: Bauern und Jäger
Wildschweine übertragen das Virus in Mitteleuropa kaum direkt auf Hausschweine, da diese in der industriellen Tierhaltung mit ihren wilden Vorfahren keinen Kontakt haben. Die Ansteckung verläuft hingegen über den Menschen: Bauern, die zugleich Jäger sind, können den Erreger in die Ställe schleppen, wenn er an ihrer Kleidung haftet, an landwirtschaftlichen Fahrzeugen, am Werkzeug und an Maschinen.
Seuchenbekämpfer Wolf
Wölfe jagen mit dem geringsten Aufwand. Deshalb halten sie sich bei Wildschweinen an kranke, junge oder alte Tiere. Beim Ausbruch einer Seuche unter den Beutetieren greift sich der Wolf automatisch die vom Erreger geschwächten Individuen.
Beute Wildschwein
Wildschweine gehören zur Beute von Großkatzen wie Tiger und Leopard. Auch Bären erlegen gelegentlich eines der Tiere. In Deutschland gibt es nur einen tierischen Beutegreifer, der regelmäßig Schwarzwild jagt: Den Wolf.
Slowakische Wölfe sorgen für gesunde Schweine
Zwei Studien aus der von (klassischer) Schweinepest betroffenen Slowakei belegten, dass die Gebiete der Wolfsrudel nahezu frei von der Schweinepest blieben. 93 Prozent aller Fälle von Schweinepest wurden außerhalb der Wolfsreviere verzeichnet, sogar mit einer großen Dichte in der Nähe der Wolfsgebiete, und nur sieben Prozent innerhalb der Wolfsgebiete – und diese meist nahe der Grenze der Wolfsrudel.
Symptome der Schweinepest
Betroffene Tiere leiden unter allgemeiner Schwäche und Abgeschlagenheit. Sie haben hohes Fieber, ihre Bindehaut entzündet sich, und sie fressen kaum. Sie liegen viel und haben Atemprobleme. Typisch sind Krämpfe, Zuckungen und ein schwankender Gang. Kurz gesagt: Sie verlieren ihre Wachsamkeit gegenüber Beutegreifern, können vor Wölfen nicht mehr fliehen oder sich verteidigen. Für hungrige Wölfe ist das ein Sechser im Lotto.
Kann der Mensch den Wolf ersetzen?
Die slowakischen Studien zeigten eindeutig, dass sich die Seuche auch dort verbreitete, wo ein hoher Jagddruck durch den Menschen herrschte. Zwar lässt sich weder beweisen noch widerlegen, ob sich die Verbreitung durch die menschliche Jagd verlangsamte, klar ist aber: Der Jäger Wolf wirkt ungleich besser als “Arzt der Wildnis” als der Jäger Mensch.
Wölfe schützen statt Hass verbreiten
In Niedersachsen leben inzwischen mindestens 18 Wolfsrudel, und deren Territorien überschneiden sich zwischen Hannover und Bremen mit Zentren der Schweinemast. Bei den heimischen Wölfen steht Wildschwein nach Reh ganz oben auf dem Speiseplan. Den besten Schutz vor der Seuche haben die hiesigen Schweinebauern also in den Wäldern vor ihrer Haustür: Er heißt Wolf.
Waschen statt Wölfe schießen
Niedersachsens neuer Umweltminister Olaf Lies ignoriert indessen selbst Basiswissen zum Wolfsverhalten und bedient die Propaganda einer Wolfshetzer-Lobby, die mit Hassfantasien, Tierphobien und erfundenen Wolfsangriffen nur eines durchsetzen will: Wölfe abschießen. Wenn Bauern jedoch ihre Schweine vor der Seuche schützen wollen und zugleich Jäger sind, sollten sie dafür erstens die Wölfe ihren Job als Gesundheitspolizei machen lassen und zweitens darauf achten, mögliche Erreger nicht in die Ställe zu schleppen. (Dr. Utz Anhalt)
Quelle: wilderness-society.org am 7.12.2018: „ Wolfpacks manage disease outbreaks”, abgerufen am 7.12.2018
Autoren- und Quelleninformationen
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