Macht Aloe Vera wirklich schön und gesund?
Die Aloe Vera gilt als eine wahre „Wunderpflanze“, die sich nicht nur hervorragend für die Hautpflege eignet, sondern auch bei verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden helfen kann. Die Heilkraft konnte bislang jedoch nur in wenigen Studien nachgewiesen werden. Vor allem für die Wirksamkeit bei innerer Anwendung fehlen ausreichende Belege.
Ein uraltes Naturheilmittel
Die Aloe Vera ist ein uraltes Naturheilmittel, dass unter anderem gegen Sonnenbrand oder als Hausmittel bei Völlegefühl und anderen Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz kommt. Obwohl die Heilwirkungen der Aloe Vera schon seit Jahrhunderten bekannt sind, ist der positive Nutzen der Wüstenlilie bislang nur für wenige Anwendungsgebiete wissenschaftlich belegt. Gesundheitsexperten der Stiftung Warentest haben nun Studien gesichtet und berichten darüber in einem aktuellen Beitrag.
Anwendungen an der Haut
Aloe Vera ist ein wahrer Allrounder in der Naturheilkunde. Die Pflanze, die auch als Wüstenlilie bezeichnet wird und die sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt wird, kann unter anderem bei einem Blähbauch, Sodbrennen und unangenehmen Druckgefühl im Magen hilfreich sein.
Bekannt sind vor allem aber auch äußere Anwendungsgebiete wie bei Pickeln, Verletzungen, leichten Verbrennungen beziehungsweise Sonnenbrand.
Die Stiftung Warentest hat Gutachter damit beauftragt, Studien zum Thema zu sichten. Deren Bilanz fiel zwar bei einigen Anwendungen an der Haut positiv aus, doch ansonsten stößt die Pflanze offenbar an ihre Grenzen.
Es kommt vor allem auf zwei Rohstoffe an
Weltweit gibt es mehrere Hundert Aloe-Arten. In Kosmetik und Medizin kommt vor allem Aloe Vera zum Einsatz. Sie findet sich in zahlreichen Produkten wie Hautcremes, Joghurts, Kapseln und Säften.
Die Schönheits- und Gesundheitsindustrie setzt laut Warentest vor allem auf zwei Rohstoffe aus der Pflanze:
Zum einen auf Aloe-Latex, einen gelblichen Saft aus dem Bereich außen unter der Blattrinde, der spezielle natürliche Pflanzeninhaltsstoffe, die Anthrachinone enthält. Der Saft schmeckt bitter und wirkt stark abführend.
Manche Hersteller verwenden den Saft noch immer in Arzneien gegen Verstopfung. Die Stiftung Warentest schreibt dazu jedoch in einem Kommentar:
„Die Präparate wirken im Darm vergleichsweise drastisch. Zudem ist bei langfristiger Anwendung ein erhöhtes Risiko für Krebs nicht sicher auszuschließen.“ Die Experten raten zu schonenderen Abführmitteln.
Der andere Stoff, der industriell verarbeitet wird, ist das klare Gel im Innern der Blätter, das als gut verträglich gilt – ihm werden die vielen wundersamen Wirkungen zugesprochen.
Es besteht zu etwa 99 Prozent aus Wasser. Den Rest machen diverse Zucker aus, aber auch Aminosäuren, Fette, Mineralien, Vitamine. Manche Forscher nehmen an, dass die Stoffe im Gesamtverbund günstig wirken. Andere halten einen Zucker namens Acemannan für besonders bedeutsam.
Nutzen bei inneren Erkrankungen nicht ausreichend belegt
Zwar gibt es zu der Wirkung von Aloe Vera zahlreiche Untersuchungen, doch dabei handelt es sich meist um Zell- und Tierversuche. Klinische Studien gibt es kaum.
„Zudem umfassen sie oft nur wenige Teilnehmer und bergen methodische Schwächen“, erklärte Judith Günther, eine promovierte Apothekerin, die für die Arzneimittelbewertungen der Stiftung Warentest sowie das aktuelle Aloe-Gutachten mitverantwortlich ist.
Lediglich zur Wundheilung nach Verbrennungen sowie zur Linderung von Entzündungen im Mund gebe es demnach Hinweise auf einen Nutzen von Aloe-Gel.
„Auch kühlende und befeuchtende Effekte, etwa in Kosmetika oder nach einem Sonnenbrand, scheinen schlüssig“, so Günther.
Wenn es aber um die Behandlung von ernsthaften äußeren, aber auch inneren Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs geht, sei der Nutzen jedoch nicht ausreichend belegt.
Keine schweren Nebenwirkungen
Wie US-Toxikologen im Jahr 2016 in einer Übersichtsarbeit berichteten, scheint das Gel – abgesehen von seltenen allergischen Reaktionen – keine schweren Nebenwirkungen zu verursachen.
Wer Aloe-Vera-Artikel kauft, sollte laut Stiftung Warentest auf die Angaben der Anbieter achten – ob sie beispielsweise Einnahmehinweise geben und den Herstellungsprozess erläutern.
Produkte aus „reinem Blattgel“ oder „reinem Blattmark“ sind demnach vorzuziehen. Extrakte aus dem ganzen Blatt („whole leaf extracts“) können laut der US-Studie auch die möglicherweise schädlichen Anthrachinone enthalten.
Aloe Vera selbst anbauen
Ein besonders Augenmerk sollte den Gesundheitsaussagen gelten. Produkte mit Aloe-Gel zum Schlucken gelten hierzulande als Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittel.
Diese dürfen nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen beworben werden, solange es nicht von der Europäische Lebensmittelbehörde Efsa explizit erlaubt wurde. Bei Kosmetika gelten weniger strenge Regeln.
Manche Nutzer bauen die Pflanze selbst an. Um Gel zu gewinnen, ein Blatt abschneiden und eine Weile senkrecht stellen, damit zunächst der gelbe Saft mit den unerwünschten Anthrachinonen herausfließen kann.
Wenn dann die Rinde gut mit einem Messer abgetrennt wird, bleibt recht festes Gel übrig, dass sich einige Tage im Kühlschrank hält.
Bei innerer Anwendung, wie etwa in einem Smoothie, ist jedoch Vorsicht angebracht, da sich besonders bei der Eigenherstellung nur schwer einschätzen lässt, ob wirklich alle schädlichen Anthrachinone entfernt sind.
Und egal ob selbst geerntet oder gekauft: Zugunsten von Aloe in Eigenregie sollte niemand seine ärztliche Therapie vernachlässigen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.