Wie gesund die Wunderbeeren wirklich?
Goji, Noni oder Acai- immer mehr Menschen schwören auf die Wunderbeeren, denen viele gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt werden. Die Beeren sollen bei Massenleiden wie Diabetes helfen, Krebstherapien unterstützen und einen verjüngenden Effekt produzieren. Doch einen wissenschaftlichen Nachweis gibt es für diese Behauptungen bislang nicht. Dennoch enthalten viele der exotischen Früchte nachweislich hohe Gehalte gesundheitsfördernder Bestandteile wie Vitamin C oder Antioxidantien.
Beeren als Trockenobst, Saft oder Pulver erhältlich
Während viele Befürworter natürlicher Heilmethoden auf die exotischen Früchte schwören, werden sie von anderen geradezu verteufelt. Kritische Stimmen bemängeln meist die hohen Preise sowie die fehlenden wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit. Auch unter Experten sind die Früchte umstritten. So ist Hilke Steinecke, Biologin im Palmengarten in Frankfurt am Main, der Meinung, dass vor allem der Reiz des Exotischen für die Beliebtheit der Beeren verantwortlich ist, wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ erklärt. Acerola-Kirschen würden aus Mexiko stammen, Acai vom Amazonas, Noni ursprünglich aus Hawaii und die Gojibeere aus dem Himalaya, wo sie schon Buddha gegessen haben soll, erläutert die Expertin. Der Drang nach Exotischem werde auch durch das Internet und dem Wunsch nach besonders natürlichen und neuen Heil- und Schönheitsmitteln gefördert.
Mittlerweile sind die Früchte fast überall auf der Welt erhältlich. In Deutschland kann man sie inzwischen auch im Supermarkt kaufen. Meist werden sie in getrockneter Form, als Saft oder Pulver angeboten, weil sie den langen Transport als frisch geerntete Frucht nicht überstehen würden. „Weil sie hochempfindlich sind, gibt es sie aber so gut wie nie frisch”, bestätigt Steinecke. Werden Früchte verarbeitet, kann dabei jedoch die gesundheitsfördernde Wirkung beeinflusst werden. „Viele Stoffe stecken in der Schale. Beim Apfelschälen werfe ich auch Teile des Schutzes weg”, erläutert Bernhard Watzl, Professor für Physiologie und Biochemie der Ernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, gegenüber der Nachrichtenagentur.
Wirkung von Acerola wird von Experten bestätigt
Da die Säfte aus vielen Beeren bitter oder nicht wohlschmeckend wären, werden sie meist anderen Getränken oder Nahrungsmitteln beigemischt. Auch das Pulver wird in der Regel in Verbindung mit anderen Zutaten als Mischung angeboten. Wie Heinrich Stevens von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn der Nachrichtenagentur erklärt, werde Acerola beispielsweise in Konfitüre oder Speiseeis verwendet.
Die Früchte der Acerola-Pflanze gehören zu denen mit dem höchsten Gehalt an natürlichem Vitamin C. Deshalb werde Acerola zur Vorbeugung und Behandlung vieler Erkrankungen wie Diabetes, Allergien, Herz-Kreislauferkrankungen, Infekte, Rheuma und sogar Krebs eingesetzt und sei dort „unverzichtbar”, erklärt Stevens. Vitamin C gehört zu den wichtigsten Antioxidantien und ist somit einer der effektivsten Gegenspieler freier Radikale, die Zellstrukturen sowie genetisches Material schädigen können. Auch der Alterungsprozess wird häufig mit der Wirkung freier Radikale in Verbindung gebracht.
„Früchte haben ein spezielles Spektrum an Inhaltsstoffen wie sekundäre Pflanzenstoffe, die die Gesundheit beeinflussen”, berichtet Watzl. Dazu zählen eben jene Antioxidantien wie die Vitamine C und E, Polyphenole und Mineralstoffe. Polyphenole erfüllen eine spezielle Funktion für die Pflanze, indem sie sie vor Schädlingen schützen. „Weil wir uns in Millionen Jahren in Abhängigkeit von Pflanzen entwickelt haben, wirken Polyphenole auch auf uns.” Dennoch bezweifelt Watzl, dass die vermeintlichen Wunder-Beeren gesünder sind als anderes Obst. „Die helfen so viel wie der Apfel, die Orange.” Zudem haben einige heimische Sorten wie Heidelbeeren, Himbeeren oder Erdbeeren zum Teil sogar einen höheren Gehalt an bestimmten Polyphenolen. Angaben des Max-Rubner-Instituts zufolge enthalten heimische Heidelbeeren mehr Magnesium als beispielsweise Acai.
Gojibeere ist mittlerweile auch in Deutschland heimisch
Großer Beliebtheit erfreut sich auch die Gojibeere. Sie wird meist getrocknet in kleinen Beuteln verkauft, die um die zehn Euro kosten können. Dass sich hinter Goji der gemeine Bocksdorn verbirgt, wissen jedoch nur wenige. Die auch als chinesische Wolfsbeere oder gemeiner Teufelszwirn bezeichnet Pflanze ist mittlerweile auch bei uns heimisch und wächst an mancher Straßenböschung. Gojibeeren sollen den Stoffwechsel anregen und vor Falten schützen. Wissenschaftliche Untersuchungen fehlen jedoch weitgehend.
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden die Früchte bereits seit Jahrtausenden eingesetzt, um das Yin zu erhöhen. Ein Mangel an Yin in Leber und Niere äußert sich der TCM zufolge durch Beschwerden wie Erkältungen, Nachtschweiß, Benommenheit, Müdigkeit, Erschöpfung, Diabetes, vorzeitiges Altern, Schwäche in Rücken und Knien, Schwindel, Tinnitus und Sehschwäche, Anämie, Überanstrengung, Impotenz, Potenzstörungen und Unfruchtbarkeit. Zudem werden Gojibeeren in China zur Behandlung von Bluthochdruck, zu hohem Blutzucker, zur Stärkung des Immunsystems, bei Augenproblemen und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs verwendet. (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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