Immer mehr Pflegebedürftige: Geld allein reicht nicht mehr
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird laut Experten bis zum Jahr 2035 auf vier Millionen ansteigen. Doch schon jetzt fehlen Altenpfleger – und die Lücke wird ständig größer. Mit Geld allein wird sich das Problem nicht lösen lassen.
Immer mehr Menschen brauchen Pflege
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in den letzten Jahren über eine weltweit steigende Lebenserwartung berichtet. Die der Deutschen war zuvor sogar auf einem neuen Rekordniveau angelangt. Angesichts der älter werdenden Gesellschaft gibt es auch immer mehr Pflegebedürftige. Laut einer Simulationsrechnung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnten bis 2035 bereits vier Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen sein. Doch schon jetzt fehlen entsprechende Fachkräfte – und die Lücke wird stetig größer.
Anteil der Pflegebedürftigen in Ostdeutschland besonders hoch
Wie das IW in einer Mitteilung schreibt, waren 2015 bundesweit rund drei Millionen Menschen pflegebedürftig, rund 50 Prozent mehr als im Jahr 1999.
Insbesondere in Ostdeutschland ist der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich hoch.
So sind es in Mecklenburg-Vorpommern rund fünf Prozent, in Sachsen mehr als vier Prozent – der Bundesdurchschnitt liegt bei 3,7 Prozent.
Die IW-Simulation zeigt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2035 auf rund vier Millionen steigen wird.
Zahl der Pflegefachkräfte muss stark ansteigen
Um die Pflege dieser Menschen auch in Zukunft gewährleisten zu können, muss die Zahl der Pflegefachkräfte deutschlandweit unbedingt stark ansteigen – bis 2035 auf rund eine halbe Millionen; ein Plus von gut 44 Prozent im Vergleich zu heute.
Schon jetzt werden dringend Altenpfleger gesucht, 2017 kamen auf 100 offene Stellen gerade einmal 22 Arbeitslose. Damit habe sich die Situation in den vergangenen Jahren weiter verschärft.
„Die Zahl der Altenpfleger steigt zwar derzeit an, doch langsamer als der Bedarf. Die Lücke wird größer“, kommentierte IW-Wissenschaftlerin Susanna Kochskämper.
Wie das Institut schreibt, müssen Bund und Länder die Rahmenbedingungen für eine ausreichende Versorgung schaffen und den Pflege-Beruf attraktiver machen, um einen Kollaps zu verhindern.
„Dabei geht es nicht nur darum, das Gehalt anzuheben“, betonte Kochskämper. Anzusetzen sei auch bei der Weiterbildung von Pflegehelfern, ebenso bietet die Digitalisierung die Chance, Abläufe zu optimieren und Pfleger zu entlasten.
„Solche Maßnahmen können aber langfristig nur fruchten, wenn gleichzeitig konsequent Bürokratie abgebaut wird“, so die Expertin. (ad)
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