Robert-Koch-Institut warnt vor Hirnhautentzündung und rät zur Zecken-Impfung
24.01.2014
Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge, ist die Zahl der Hirnhauterkrankungen durch Zeckenbisse 2013 überdurchschnittlich stark gestiegen. Die Experten raten Personen, die sich in den Risikogebieten im Freien aufhalten, dringend zur Impfung gegen FSME. Die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis wird durch das FSME-Virus verursacht, das von Zecken übertragen wird. Nimmt die Erkrankung einen schweren Verlauf, kann FSME Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns und in der Folge bleibende Schäden wie Lähmungen und andere neurologische Beeinträchtigungen auslösen.
FSME-Impfung ist der einzige Schutz vor Hirnhautentzündung durch Zeckenbisse
„Besonders in Risikogebieten ist mehr Aufklärung nötig. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Impfquoten und Erkrankungszahlen", erläutert Wiebke Hellenbrand vom RKI gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Im vergangenen Jahr registrierte das RKI rund 400 FSME-Fälle. Etwa bei der Hälfte der Erkrankten trat ein schwerer Krankheitsverlauf mit einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung auf. Das tückische an der Krankheit, für die es bisher kein Gegenmittel gibt, sind die Symptome, die zunächst denen einer Grippe ähneln wie allgemeines Unwohlsein, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Erbrechen. Bei schweren Verläufen können weitere Beschwerden hinzukommen. Dazu zählen neurologische Probleme wie Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Konzentrationsschwäche, Epilepsie und Störungen des Gehörs. Darüber hinaus können Bewusstseinsstörungen und Koma auftreten. Befällt das FSME-Virus das zentrale Nervensystem, können Betroffene in seltenen Fällen an der Erkrankung sterben.
FSME ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. „2013 war ein eher starkes Jahr", berichtet Hellenbrand. Im vergangenen Jahr wurden rund 400 Fälle registriert. Zum Vergleich: 2012 waren es 195 Fälle und 2011 424 Infektionen. Davor lag die Zahl meist zwischen 200 bis 300 Fällen pro Jahr. Die Schwankungen haben der RKI-Expertin zufolge verschiedene Ursachen. „Es kommt zum Beispiel darauf an, wie aktiv die Herde in der Natur sind", erklärt Hellenbrand. „So gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Mäuse, die das wichtigste Wirtstier für die Zeckenlarven und Zeckennymphen sind, und der Zahl der Zecken."
Die einzige Möglichkeit, um sich vor FSME zu schützen, ist die Dreifach-Impfung. Die Impfquoten für Kinder seien recht gut, für Erwachsene aber in vielen Gebieten nicht, so die Expertin. „Dabei ist die Infektion für Erwachsene deutlich gefährlicher als für Kinder." Zum Teil seien die Impfquoten sogar rückläufig. Das RKI rät deshalb allen Personen, die in den Risikogebieten wohnen oder sich aufhalten, zur FSME-Impfung. Auch Urlauber, die sich länger im Freien aufhalten, sollten sich impfen lassen.
Risikogebiete für Hirnhautentzündung durch Zeckenbisse
Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland sind als Risikogebiete für FSME ausgewiesen. Warum die Zecken vor allem in diesen Gebieten das FSME-Virus in sich tragen und in anderen Regionen nicht, konnten Forscher bislang nicht klären. „Es gibt auch Gebiete, aus denen das Virus in den vergangenen Jahrzehnten wieder verschwunden ist", erläutert Hellenbrand. Das sei in einigen Regionen in Ostdeutschland der Fall. Die Berechnungen, ob sich an den derzeit ausgewiesenen Risikogebieten etwas ändern wird, beginnen im März nach Abschluss der Auswertung der Meldedaten.
Derzeit erhöht der milde Winter das Risiko für Zeckenbisse. Fallen die Temperaturen an mehreren Tagen hintereinander nicht unter sieben Grad, werden die Nymphen und ausgewachsenen Zecken wieder aktiv und suchen nach einem Wirt. Aber auch bei tieferen Temperaturen und Schnee sterben die kleinen Blutsauger nicht zwangsläufig. Zecken können Frost bis zu minus 20 Grad überstehen.
Neben FSME können Zecken auch Borreliose übertragen. Im Gegensatz zu FSME ist für Borreliose keine Impfung verfügbar. Sogenannte Borrelien können unter anderem Lyme-Borreliose verursachen, die Organe, Gelenke, das Nervensystem sowie die Haut befallen kann. Spaziergänger und Personen, die im Freien arbeiten oder sich in der Natur aufhalten, können sich durch lange, körperbedeckende Kleidung und geschlossene Schuhe schützen. So sollten die Strümpfe über die Hosenbeine gezogen werden, um den Zecken den Zugang zur nackten Haut zu erschweren. Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte der gesamte Körper nach den Tieren abgesucht werden. Hat sich eine Zwecke festgebissen, sollte sie möglichst schnell mit einer Pinzette oder einer speziellen Zecken-Zange entfernt werden, denn die Bakterien benötigen etwa zwischen zwölf und 24 Stunden, um in den menschlichen Körper einzudringen. (ag)
Bild: Jens Bredehorn / pixelio.de
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