Gefährliche Gefäßschäden: Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Luftverschmutzung
Luftverschmutzung – und hier vor allem die Feinstaubbelastung – stellt ein globales Gesundheitsrisiko dar. Jedes Jahr sterben weltweit mehr als vier Millionen Menschen an den Folgen. Wie Forscher nun berichten, schadet die schlechte Luft vor allem unserer Herzgesundheit.
Gesundheitliche Folgen der Luftverschmutzung
Wie ein internationales Forscherteam vor Jahren im Fachmagazin „Nature“ berichtete, sterben allein in Deutschland jedes Jahr rund 35.000 Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. Gesundheitsexperten gehen von jährlich weltweit etwa vier Millionen Toten aus. Eine hohe Feinstaubbelastung schwächt aber nicht nur die Lunge, sondern verursacht auch Millionen Fälle von Typ-2-Diabetes und erhöht das Alzheimer-Risiko. Vor allem aber führt Luftverschmutzung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Vor allem Feinstaub ist gefährlich
Die Luftverschmutzung, und hier in erster Linie Feinstaub, ist für weltweit jährlich mehr als vier Millionen Todesfälle verantwortlich.
Die meisten Todesfälle mit knapp 60 Prozent entstehen hierbei als Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der große Prozentsatz an Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat eine internationale Expertengruppe aus Deutschland, England und den USA veranlasst, die negativen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gefäßfunktion zu analysieren.
Die Ergebnisse der Wissenschaftler um Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie I im Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, wurden nun in einem Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift „European Heart Journal“ veröffentlicht.
Gefäße werden geschädigt
Zentrale Forschungsfragen waren, welche Bestandteile der Luftverschmutzung (Feinstaub, Ozon, Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid) besonders schädlich für das Herz-Kreislauf-System sind und über welche Mechanismen die Gefäße geschädigt werden.
„Dieser Bericht in der neuesten Ausgabe des European Heart Journal ist ein weiterer wichtiger Beitrag unserer Arbeitsgruppe Umwelt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Professor Münzel laut einer Mitteilung.
„Zusammenfassend kann man feststellen, dass – in Bezug auf die gefäßschädigende Wirkung der Luftverschmutzung – der Feinstaub eine herausragende Rolle spielt“, sagte der Experte.
„Besonders der Ultrafeinstaub macht uns hierbei große Sorgen. Dieser hat die Größe eines Virus. Wenn der Ultrafeinstaub inhaliert wird, dann geht er über die Lunge sofort ins Blut, wird von den Gefäßen aufgenommen und bewirkt lokal eine Entzündung“, erklärte Münzel.
„Das bedingt letztlich mehr Atherosklerose (Gefäßverkalkung) und führt somit zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Herzinfarkt, akuter Herzinfarkt, Herzschwäche oder auch Herzrhythmusstörungen.“
Und weiter: „Interessant ist sicher auch die Tatsache, dass in Bezug auf die viel diskutierten Dieselabgase in erster Linie der Feinstaub und nicht das Stickstoffdioxid (NO2), die beide bei der Verbrennung von Dieselbrennstoff entstehen, negative Auswirkungen auf die Gefäßfunktion hat.“
Emissionen müssen reduziert werden
Die weiteren Teilnehmer der Expertengruppe sind der Feinstaubforscher Sanjay Rajagopalan von der Cleveland Clinic (USA), der Gefäßforscher und Kardiologie John Deanfield von dem Institut für Cardiovascular Science in London, Univ.-Prof. Dr. Andreas Daiber, Leiter der Molekularen Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz und Prof. Dr. Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie aus Mainz.
„Die Feinstaubteilchen werden hauptsächlich in der Atmosphäre chemisch aus Emissionen von Verkehr, Industrie und Landwirtschaft gebildet. Um niedrige, gesundheitlich unbedenkliche Konzentrationen zu erreichen, müssen die Emissionen aus all diesen Quellen reduziert werden“, kommentierte Professor Lelieveld.
„In Zukunft werden wir intensiv gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Chemie die Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch die Luftverschmutzung insbesondere in Kombination mit (Flug)Lärm bedingt sind, erforschen“, fügte Münzel hinzu. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.