Erhöhte Tumorgefahr durch mehrmaliges Röntgen beim Zahnarzt
10.04.2012
Wer häufig beim Zahnarzt geröntgt wird, hat ein erhöhtes Risiko für gutartige Gehirntumore. Das ergab eine neue US-amerikanische Studie, für die rund 3000 Probanden untersucht wurden. Für Kinder unter zehn Jahren ist die Strahlenbelastung demnach besonders gefährlich. Die Forscher empfehlen, Röntgenuntersuchungen beim Zahnarzt zukünftig auf ein Mindestmaß zu beschränken.
Dreifach erhöhtes Risiko für gutartige Gehirntumore
Ein- oder mehrmaliges Röntgen beim Zahnarzt führt zu einem dreifach erhöhten Risiko, an einen sogenannten Meningiom, einem gutartigen Hirntumor zu erkranken. Bei Kinder, die unter zehn Jahre alt sind, ist die Wahrscheinlich durch häufiges Röntgen sogar fünffach erhöht. Das fanden US-amerikanische Wissenschaftler um Elizabeth Claus, einer neurologischen Chirurgen am Brigham und Women’s Hospital in Boston und der Yale School of Public Health, jüngst heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichten Sie im Fachmagazin „Cancer“.
Demnach seien Dentale Röntgenaufnahmen eindeutig mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für ein Meningiom verknüft. Dies zeige sich besonders, wenn die Röntgenuntersuchungen im jungen Alter durchgeführt würden. Das Röntgen beim Zahnarzt gehöre zu den häufigsten Quellen für Strahlenbelastungen der Menschen in den USA und in anderen Industrieländern, schreiben die Forscher. „Unseres Wissens nach ist dies die bisher umfangreichste Studie, die den Zusammenhang zwischen dentalen Röntgenaufnahmen und dem Risiko für ein Meningiom untersucht hat.“
Die Forscher empfehlen aufgrund der Studienergebnisse, Röntgenuntersuchungen beim Zahnarzt auf ein absolutes Mindestmaß zu beschränken „Obwohl diese Aufnahmen ein wichtiges Werkzeug der Diagnose bei einigen wenigen sein können, kommt mehr Zurückhaltung den meisten Patienten zugute“, erklärten die Wissenschaftler. Es sei bereits seit einiger Zeit bekannt, dass radioaktive Strahlung beziehungsweise Röntgenstrahlen Meningiome verursachen könnten. Jedoch sei noch nicht klar gewesen, dass gängige Röntgenuntersuchungen beim Zahnarzt in diesem Ausmaß zu der Erkrankung beitragen können.
Patient sollte mit Zahnarzt Notwendigkeit des Röntgens abwägen
Meningiome werden durch die Entartung von Hirnhautzellen ausgelöst. Frauen sind häufiger von den gutartigen Tumoren betroffen als Männer. Sie sind die am häufigsten auftretende Geschwulsterkrankung im Schädel.
„Wir wollen nicht, dass Menschen denken, jede Röntgenbehandlung ist wie eine geladene Waffe. Sie sind für die Zahngesundheit wichtig. Patienten sollte ein Gespräch mit ihrem Zahnarzt über die Notwendigkeit des Röntgens führen, um die Zähne mit einem möglichst geringen Einsatz der Röntgenstrahlung gesund zu erhalten“, sagt die Studienleiterin Dr. Elisabeth Claus gegenüber „nydailynews.com“. „Gehen Sie weiterhin zum Zahnarzt.“
Auch Dr. Michael Schulder, stellvertretender Vorsitzender der Abteilung für Neurochirurgie am North Shore Hospital, ist der Meinung, dass kein Grund zur Panik bestehe. „Die Chance für die Entstehung dieser Tumore bei Patienten, die jährlich geröntgt wurden, war immer noch niedrig“, sagte er gegenüber dem Internetportal. „Dennoch sollten Zahnärzte und ihre Patienten in Erwägung ziehen, Röntgenuntersuchungen seltener als jährlich durchzuführen, solange keine Notwendigkeit durch auftretende Symptome besteht."
Panorex-Röntgenaufnahmen stellen besonders hohes Risiko für Hirntumore dar
Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler 1433 Patienten mit einem Meningiom und 1350 gesunde Probanden als Kontrollpersonen. Die Patienten waren im Alter zwischen 20 und 79 Jahren und erhielten die Diagnose zwischen April 2006 und April 2011. Die Probanden mussten angeben, wie häufig drei verschiedene Formen von Röntgenuntersuchungen beim Zahnarzt bei ihnen durchgeführt wurden. Zu den Untersuchungen gehörten sogenannte Mundfilme, für die der Patient auf ein Stückchen Film beißt, seitliche Röntgenbilder des Kiefers und sogenannten Panorex-Aufnahmen, bei denen das Röntgengerät einmal um den Kopf wandert und ein komplettes Panorama des Gebisses erstellt.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei Patienten, bei denen mindestens einmal pro Jahr eine Mundfilm-Aufnahme gemacht wurde, 1,4 bis 1,9-mal häufiger Meningiome entstanden sind als bei nur selten oder gar nicht geröntgten Personen. Bei den Panorex-Aufnahmen, die mit einer höheren Strahlenbelastung verbunden seien, liege das Risiko sogar drei- bis fünfmal höher. Ähnlich jedoch nicht statistisch signifikant sehe es bei den seitlichen Aufnahmen aus, berichten die Forscher. (ag)
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Bild: Liza Litsch / pixelio.de
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