Viele Zahnpasten überzeugen, ebenso viele fallen durch
Richtige Zahnpflege ist die Voraussetzung für eine gute Zahngesundheit und neben der Zahnbürste spielt hier die gewählte Zahnpasta eine entscheidende Rolle. Welche Zahnpasten gut zur täglichen Mundhygiene geeignet sind und welche nicht, hat das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ untersucht – mit ambivalentem Ergebnis. Viele Produkte waren als „sehr gut“ zu empfehlen, doch von ebenso vielen ist nach Einschätzung der Tester abzuraten.
Täglich haben wir Zahnpasta im Mund und vertrauen ihr unsere Zahngesundheit an. Doch halten die Produkte, was sie versprechen? Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ hat nun 38 Universalzahncremes in Bezug auf deren Wirkung beim Kariesschutz und mögliche schädliche Inhaltsstoffe untersucht. Das Ergebnis macht deutlich, dass hier durchaus beachtliche Abweichungen in der Qualität zwischen den verschiedenen Produkten auftreten. Bei Weitem nicht jeder Zahnpasta können Verbraucherinnen und Verbraucher bedenkenlos ihre Zahngesundheit anvertrauen.
38 Zahnpasten getetstet
Für ihre Untersuchung haben die Tester „in Supermärkten und Drogerien 38 Universalzahncremes eingekauft, darunter sieben zertifizierte Naturkosmetikprodukte“, berichtet „Öko-Test“. Schon bei dem Preis lagen erhebliche Unterschiede zwischen den Produkten vor. So kostete das teuerste Produkt 6,95 Euro pro 100 Milliliter, das günstigste indes nur 36 Cent pro 100 Milliliter. Für den Kariesschutz besonders wichtig, ist laut Aussage der Tester vor allem das enthaltene Fluorid in den Zahnpasten. Dies war daher ein maßgebliches Bewertungskriterium.
Überprüfung der Inhaltsstoffe
Auch müssen die Produkte ausreichend schäumen, um eine gute Zahnreinigung zu ermöglichen, sollte hierfür allerdings kein schäumendes Natriumlaurylsulfat enthalten, das die Schleimhäute reizen kann, so die Mitteilung von „Öko-Test“. Darüber hinaus haben die Tester nach bedenklichen Inhaltsstoffen wie Parabenen als Konservierer oder PEG/PEG-Derivaten gesucht, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Zudem ließen sie labortechnisch überprüfen, wie viel Aluminium und Zink in den Produkten enthalten war.
Fluorid der beste Kariesschutz?
Enthält eine Zahncreme kein Fluorid, komme dies einem Verzicht auf den wichtigen Kariesschutz gleich, weshalb die Tester dies stärker abwerteten als einzelne bedenkliche oder umstrittene Inhaltsstoffe, berichtet „Öko-Test“. Um der Zahnkrankheit durch Hygiene vorzubeugen, existiere derzeit kein besserer Wirkstoff als Fluorid. Zwar könne Fluorid in hohen Dosen auch zu gesundheitlichen Schäden führen, wie beispielsweise bei Kindern zu einer Fluorose. Doch „Erwachsene, die sich zweimal täglich die Zähne putzen, brauchen sich um zu viel Fluorid nicht zu sorgen“, erläutert das Verbrauchermagazin. Kinder sollten indes fluoridhaltige Zahncreme nicht oder nur in sehr geringen Mengen verwenden.
19 Zahnpasten „sehr gut“, 13 Produkte „mangelhaft“ oder „ungenügend“
Insgesamt war das Testfeld laut „Öko-Test“ gespalten. So sei die Hälfte der Zahncremes mit „sehr gut“ bewertet worden, „darunter auch zwei zertifizierte Naturkosmetikprodukte sowie ein Großteil der sehr günstigen Produkte im Test.“ Allerdings erhielten auf der anderen Seite 13 Zahnpasten ein „ungenügend“ oder „mangelhaft“ als Bewertung. Auf Fluorid haben beispielsweise zwei konventionelle und fünf zertifizierte Naturkosmetikprodukte verzichtet, weshalb sie entsprechend abgewertet wurden.Die verwendeten Alternativen seien wenig überzeugend, so „Öko-Test“.
Fragwürdiger Kariesschutz bei Verzicht auf Fluorid
Den Angaben der Tester zufolge enthielten fast alle überprüften Naturkosmetik-Zahncremes Xylitol statt Fluorid. Ein Süßungsmittel, dem eine kariesprophylaktische Wirkung zugeschrieben wird. Doch liegen bislang „keine brauchbaren Studien (vor), die zeigen, dass eine xylitolhaltige Zahncreme ohne Fluorid tatsächlich Karies ähnlich effektiv vorbeugt wie fluoridhaltige Pasten“, mahnt „Öko-Test“. Die teure Dr. Wolff’s Biorepair Zahncreme habe auf künstlichen Zahnschmelz aus Zink-Carbonat-Hydroxylapatit gesetzt, der mikroskopisch kleine Zahndefekte verschließen soll. Ein Wirkprinzip, bei dem ebenfalls nicht hinreichend durch Studien belegt ist, dass es Karies vergleichbar gut vorbeugt wie Fluorid. Zudem war in der teuren Markenzahnpasta der Konservierer Propylparaben enthalten, dem eine hormonähnliche Wirkung zugesprochen wird.
Tensid reizt die Schleimhäute
Der Schaum beim Zähneputzen ist wichtig, damit Essensreste und Zahnbelag besser abtransportiert werden können, doch leider verwenden zwölf Pasten dafür Natriumlaurylsulfat, berichtet „Öko-Test“. Dies sei „ein aggressives Tensid, das die empfindlichen Schleimhäute reizen kann.“ Zahnpasten mit enthaltenem Natriumlaurylsulfat wurden daher von den Prüfern abgewertet.
Zahnpaste mit Zink für Kinder ungeeignet
Auch Produkte die Zink enthielten, erhielten Abzüge in der Bewertung, wenn diese nicht als „ungeeignet für Kinder“ deklariert waren. Denn Zink ist zwar wichtig für die Gesundheit, doch Kinder und Jugendliche schöpfen die empfohlene Menge bereits über Lebensmittel aus. Daher empfehle das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), bei zinkhaltigen Zahnpflegeprodukten darauf hinzuweisen, dass sie für Kinder nicht geeignet sind, berichtet „Öko-Test“.
Art des Fluorids nicht von Bedeutung
Am Ende ist vor allem der Fluoridgehalt der Zahnpasta für den Kariesschutz bei Erwachsenen entscheidend und hierbei spielt es keine Rolle, welche Art von Fluorid in der Zahnpasta steckt, erläutert Dr. Jürgen Fedderwitz, praktizierender Zahnarzt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). „Ob Natriumfluorid, Aminfluorid oder Natriummonofluorphosphat – für Verbraucher ist es nicht entscheidend. Wichtiger ist es, eine Fluoridzahncreme zu verwenden, die Ihnen schmeckt, denn nur damit putzen Sie lange genug“, wird der Experte von „Öko-Test“ zitiert.
Gezielter Verzicht auf Fluorid?
Allerdings verweist zum Beispiel der Hersteller Laverana in einer Stellungnahme gegenüber dem Verbrauchermagazin darauf, dass auch Zahnpflegeprodukte ohne Fluoride angeboten werden, da es „hinreichende Studien, gerade im Bereich der alternativen Behandlungsmethoden, (gebe), die auf das Zusammenspiel von Fluoriden und enzymatischen Beeinflussungen eingehen, die zu Autoimmunreaktionen führen können bzw. Fluoride als giftig einstufen.“ (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.