FSME: Höher gelegene Gebiete nun stärker betroffen
Bekanntermaßen kann das Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Virus durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen werden. Inzwischen ist bekannt, dass auch die Auwaldzecke diesen gefährlichen Erreger übertragen kann. Fachleute berichten nun, dass in manchen Regionen jetzt auch höher gelegene Gebiet stärker von FSME betroffen sind.
Die Auwaldzecke, die zur Gattung der Buntzecken gehört, kann Menschen befallen und Krankheiten übertragen, darunter die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). In der Regel bevorzugen Buntzecken Wildtiere als Wirt, im erwachsenen Stadium befallen sie jedoch auch oft Haustiere wie Hunde oder Katzen. Die Auwaldzecke verbreitet sich laut Fachleuten inzwischen bundesweit.
Mehr als 8.000 Zeckenfunde
Im Rahmen einer Studie, die die Bevölkerung dazu aufrief, Zeckenfunde einzusenden, sammelte Prof. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim über 8.000 Zecken aus ganz Deutschland.
„Der Großteil davon sind Zecken der Gattung Dermacentor, darunter vor allem die Auwaldzecke Dermacentor reticulatus. Die Einsendungen kamen aus allen Bundesländern. Daran sehen wir, dass sich die Auwaldzecke bundesweit ausbreitet“, erklärt die Forscherin in einer aktuellen Mitteilung.
Verbreitung einer Tropenzecke untersucht
Außerdem untersuchte die Wissenschaftlerin in ihrem Forschungsprojekt die Verbreitung der Tropenzecken Hyalomma, die durch Zugvögel in Deutschland eingetragen werden.
„Im Jahr 2021 wurden uns nur 10 Tropenzecken zugesendet“, sagt Prof. Ute Mackenstedt – in den Jahren 2019 und 2020 waren es insgesamt 191. „In den beiden Jahren hatten wir warme Sommer mit langen Trockenperioden, während die Temperaturen 2021 niedriger waren. Das deutet darauf hin, dass die Entwicklung der Tropenzecke von den Wetterbedingungen abhängt.“
Mit mehr heißen Sommern mit langen Trockenphasen könnten sich auch die Tropenzecken hierzulande weiterentwickeln. Sie übertragen gefährliche Krankheitserreger, beispielsweise das Zecken-Fleckfieber.
Infektion kann tödlich enden
Schon jetzt stellen heimische Zecken ein Gesundheitsrisiko für Menschen dar. Dass der Holzbock FSME überträgt, ist lange bekannt. Auch in den bundesweit verbreiteten Auwaldzecken wurde das FSME-Virus nachgewiesen. Durch Zeckenstiche können die Viren auf Menschen übertragen werden und so zu FSME-Erkrankungen führen.
Den Angaben zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich in den Risikogebieten bei 1:50 bis 1:100.
Nach etwa zehn Tagen treten grippeähnliche Symptome auf. Bei rund einem Drittel der Patientinnen und Patienten kommt es nach einer vorübergehenden Besserung zu einem erneuten Fieberanstieg und einer zweiten Krankheitsphase.
Bei leichten Verläufen klagen die Erkrankten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Krankheitsverläufen sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle.
Für etwa ein Prozent der Patientinnen und Patienten endet die Krankheit tödlich. Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, können nur die Symptome therapiert werden. Schützen kann eine FSME-Impfung.
Abnahme im Süden – Zunahme im Norden
Im Vergleich zum Vorjahr gingen die FSME-Erkrankungen 2021 zurück (416 Fälle); 2020 waren es 712 Fälle. Obwohl die Zahlen vor allem in Süddeutschland zurückgingen, treten die meisten Erkrankungen noch immer in Baden-Württemberg und Bayern auf.
„Wenn man einzelne Landkreise betrachtet, zeigen sich ganz unterschiedliche Entwicklungen“, so Dr. Rainer Oehme, Laborleiter des Landesgesundheitsamts im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.
„In manchen Kreisen nahmen die Fälle ab, in anderen traten hingegen mehr Fälle auf. Insgesamt sind in Süddeutschland besonders höher gelegene Landkreise betroffen.“ Dies deute darauf hin, dass sich Zecken, die mit dem FSME-Virus infiziert sind, in höhere Gebiete bewegen. Auf Bundesebene gibt es ebenfalls regionale Unterschiede bei den FSME-Fällen.
„Während die Fallzahlen in Süddeutschland zurückgingen, breitet sich FSME in Norddeutschland zunehmend aus“, erläutert Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
„Das deutet darauf hin, dass unterschiedliche Umweltfaktoren in den beiden Regionen Einfluss auf die Verbreitung der Krankheit haben.“ Diese neue Erkenntnis zeige weiteren Forschungsbedarf zur Epidemiologie der FSME und mache eine angepasste Impfstrategie erforderlich. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Hohenheim: Neue Zeckenarten & FSME: Große Herausforderungen für den Gesundheitsschutz, (Abruf: 09.03.2022), Universität Hohenheim
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.