Universität bittet um Mithilfe bei der Aufklärung
Nach den vergangen Meldungen, dass sich zwei neue Zeckenarten in Deutschland angesiedelt haben, scheint sich nun eine dritte Art aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika in Deutschland niederzulassen. Das besonders fiese: Die Zecken haben sich an die Lebensräume des Menschen angepasst und leben und vermehren sich innerhalb von Wohnungen.
Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) lebt eigentlich in Nordafrika und am Mittelmeer. In letzter Zeit wurde sie jedoch auch häufiger in Deutschland gesichtet. „Vor allem in Wohnungen“, warnt Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie der Universität Hohenheim in Stuttgart. In einer Untersuchung will eine Stuttgarter Forschungsgruppe nun klären, wie weit die Verbreitung der neuen Zeckenart schon fortgeschritten ist und ob die Zecken potenzielle Krankheitsüberträger sind. Dazu bittet die Universität um Mithilfe in der Bevölkerung.
Dritte neue Zeckenart macht sich in Deutschland breit
Nach der tropischen Riesenzecke Hyalomma und der Auwald-Zecke, die aus östlicher Richtung eingewandert ist, wurde nun vermehrt eine dritte neue Zeckenart in Deutschland gesichtet. Die kleine, flinke und sich schnell verbreitende Braune Hundezecke scheint sich neuerdings in Deutschland anzusiedeln. Nach Angaben der Universität Hohenheim in Stuttgart fühlt sich die Zecke bei trockenem Klima um die 25 Grad Celsius am wohlsten. Statt im Gras zu sitzen, lauert die Braune Hundezecke in kleinen steinigen Spalten und Ritzen und findet deshalb auch in Wohnungen gute Lebensräume.
Wohnungen bieten den idealen Lebensraum
„Anders als unser Gemeiner Holzbock kann die Braune Hundezecke sehr gut in Wohnungen überleben“, betont die Expertin für Parasitologie. Unsere Wohnungen bieten mit ihrem warmen und trockenen Klima einen idealen Lebensraum, vor allem, wenn sich noch ein Hund in der Wohnung befindet.
Wie ist die Zecke nach Deutschland gekommen?
„Wir können davon ausgehen, dass Besitzer, die mit ihren Hunden im Ausland im Urlaub waren, die Braune Hundezecke nach Deutschland bringen“, berichtet Parasitologin Professor Dr. Ute Mackenstedt. Da die Zecken aber bereits an Hunden entdeckt wurde, die noch nie ihren Hof verlassen hatten, könnte die Art schon Fuß gefasst haben, so die Zeckenexpertin.
Die Braune Hundezecke kann schnell zur Plage werden
Die Expertinnen warnen, dass sich die Braune Hundezecke extrem schnell zu einer regelrechten Plage entwickeln kann. „Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2.000 Eier legen – ein Hundezeckenweibchen bis zu 4.000“, erklärt Fachet. So sei es nicht ausgeschlossen, dass sich innerhalb von wenigen Monaten Populationen von mehreren 100.000 Zecken innerhalb einer Wohnung bilden.
Befällt die Zecke auch den Menschen?
Wie es der Name schon vermuten lässt, bevorzugen die Tiere den Hund. Bei einer schlagartigen Vermehrung befallen sie jedoch auch andere Wirte. Dies kann auch für den Menschen gefährlich werden. „Ist die Population zu groß und der Wirt reicht nicht mehr aus, dann ist die Braune Hundezecke nicht wählerisch und sucht sich den nächstbesten Wirt“, erläutern die Expertinnen. Oftmals sei dies der Mensch.
Potenzielle Krankheitserreger
Zwar wurden Krankheitserreger wie FSME oder Borreliose bislang noch nicht bei den Zecken gefunden, dafür seien sie aber potenzielle Überträger von Rickettsien, die beim Menschen zahlreiche Krankheiten wie Fleckfieber, Rickettsienpocken, die Brill-Zinsser-Krankheit oder das Boutonneuse-Fieber auslösen können. Auch bei Hunden können die Zecken schwere Krankheiten verursachen, warnen die Parasitologinnen.
Zeckenfunde sollten sofort gemeldet werden
„Wenn Sie annehmen, dass es in Ihrem Haushalt zu einem Befall mit den braunen Hundezecken gekommen ist, sollten Sie sich mit einem Experten zu dieser Art in Verbindung setzen, der Sie beim weiteren Vorgehen beraten kann“, empfiehlt Fachet. Durch falsche Maßnahmen könnten sich die Tiere ungestört vermehren. Dadurch könne es zu einem stark erhöhten Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier kommen.
Die Forschenden bittet um Mithilfe in der Bevölkerung
„Wir wollen die betroffenen Fälle gerne betreuen – vom Anfang bis zum Ende des Befalls“, so der Aufruf der Universität Hohenheim. Falls Sie eine ungewöhnlich hohe Anzahl von braunen Zecken in ihrem Haus oder an ihrem Hund entdecken, schicken sie bitte ein Bild der Zecke an hundezecken@uni-hohenheim.de.
Auch die Hyalomma-Zecke wird untersucht
Des Weiteren gehen die Forschenden der Ausbreitung der tropischen Hyalomma-Zecke nach. Diese Zeckenart ist auffällig groß und hat braun-gelb gestreiften Beine. Aufgrund ihrer exotischen Erscheinung ist sie leicht von anderen Zeckenarten zu unterscheiden. Anders als andere Zeckenarten begibt sich die Hyalomma-Zecke aktiv auf die Jagd und verfolgt ihren Wirt über mehrere hundert Meter. Die Tropenzecke gilt als Überträger des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers. Sie wurde in Deutschland in letzter Zeit häufig an Pferden entdeckt. Sollten Sie eine solche Zecke sichten, schicken Sie bitte ein Bild an tropenzecken@uni-hohenheim.de. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Hohenheim: Das Hundezecken-Projekt (Abruf: 05.07.2019), hundezecken.uni-hohenheim.de
- Universität Hohenheim: Die Gattung Hyalomma - zwei neue Zeckenarten in Deutschland (Abruf: 05.07.2019), zecken.uni-hohenheim.de
Wichtiger Hinweis:
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