Zecken können das Bakterium Borrelia burgdorferi übertragen und eine Erkrankung an Lyme-Borreliose auslösen. Bislang gilt ein angemessener Zeckenschutz bei Aufenthalten im Freien als einizige Möglichkeit zur Borreliose-Prävention, doch ein neu entwickelter Impfstoff könnte dies ändern.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Yale University School of Medicine wurde die Wirkung eines neuen Impfstoffs gegen den Erreger der Lyme-Borreliose getestet. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Molecular Therapy“ veröffentlicht.
Probleme bei Behandlung mit Antibiotika
Infektionen mit Borrelien sind realtiv häufig und laut dem Robert Koch-Institut (RKI) werden in Deutschland etwa drei Prozent der drei bis sechs Jahre alten Kinder und sieben Prozent der 14 bis 17 Jahre alten Heranwachsenden mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen.
Die meisten Fälle von Lyme-Borreliose können mit einer mehrwöchigen Antibiotika-Behandlung erfolgreich therapiert werden, doch mitunter zeigt die Behandlung nicht den gewünschten Erfolg und Betroffene entwickeln ein sogenanntes Post-Lyme-Disease-Syndrom, das Symptome wie starke Gelenkschmerzen und neurokognitive Probleme verursachen kann.
Wie schützt man sich vor einer Infektion?
Bisher war die einzige Möglichkeit zur Borreliose-Prävention ein angemessener Zeckenschutz bei Aufenthalten in der Natur. So sollte laut RKI darauf geachtet werden, im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz geschlossene Kleidung zu tragen.
Außerdem könne man die Hosenbeine in die Socken stecken und sogenannte Repellentien (Akarizide) auf Kleidung und Haut aufgetragen, wobei deren Schutzwirkung allerdings zeitlich begrenzt bleibe. Nach Aufenthalten im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden und mögliche Funde sollten sofort entfernt werden, berichtet das RKI.
Lyme-Borreliose durch neuen Impfstoff verhindern
Ein wirksamer Impfstoff könnte hier die Möglichkeiten der Prävention deutlich verbessern, insbesondere für Personen, die sich zum Beispiel beruflich häufig im Freien bewegen. Der jetzt getestete neue experimentelle mRNA-Impfstoff scheint diesen Zweck zu erfüllen.
„Bakterien sind komplexere Organismen als Viren, und daher kann es schwieriger sein, wirksame Impfstoffe gegen sie zu entwickeln. Hier konnten wir ein Ziel für einen mRNA-Impfstoff identifizieren, der vielversprechende Ergebnisse bei der Verhinderung von B. burgdorferi-Infektionen in Tiermodellen zeigt“, betont Studienautor Dr. Norbert Pardi in einer Pressemitteilung.
Einzelne Impfung schützt wirksam vor Infektion
Der neue mRNA-Impfstoff habe sich in Tiermodellen bereits als äußerst wirksam erwiesen. Bereits eine einzelne Impfung habe zu einer starken antigenspezifischen Antikörper- und T-Zell-Reaktion geführt, die vor einer Infektion mit B. burgdorferi schützen kann, so das Team.
Zusätzlich habe der neue Impfstoff auch eine starke Reaktion der B-Gedächtniszellen ausgelöst. Diese könne auch längere Zeit nach der Impfung aktiviert werden, wodurch eine Infektion mit B. Burgdorferi verhindert werde.
„Die mRNA-Technologie ist sehr vielversprechend für die Entwicklung eines Impfstoffs, der die Lyme-Borreliose und die anschließende Entwicklung der schwächenden Symptome von Post-Lyme-Disease-Syndrom verhindern kann“, fügt Studienautor Dr. Pardi hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Matthew Pine, Gunjan Arora, Thomas M. Hart, Emily Bettini, Brian T. Gaudette, et al.: Development of an mRNA-lipid nanoparticle vaccine against Lyme disease; in: Molecular Therapy (veröffentlicht 06.09.2023), Molecular Therapy
- Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion (Stand: 26.5.2023), RKI
- University of Pennsylvania School of Medicine: Penn Medicine develops mRNA vaccine against Lyme disease-causing bacteria (veröffentlicht 20.09.2023), University of Pennsylvania School of Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.