Feuchtes Wetter und Hochwassergebiete ideal für Mücken und Zecken
22.06.2013
Die meisten Bürger, die sich in den letzten Tagen in Parks oder der Natur aufhalten konnten, haben es schon bemerkt: Mücken und Zecken sind diese Jahr besonders zahlreich. Unter anderem die Hochwassergebiete sind wahre Brutstätten für Stechmücken.
Ob Stechmücken mehr Krankheiten übertragen, wisse man nächstes Jahr
Nachts beim Einschlafen, tagsüber am See oder im Park und später beim Grillabend: Mücken nerven! Allein schon das Summen hält viele vom Schlafen ab und dann erst die juckenden, roten Stellen an allen möglichen Stellen des Körpers, die nicht bedeckt waren. Aber selbst durch Kleidung stechen manche der kleinen Biester. Parfümierte Haut und vor allem ein kohlendioxidhaltiger Atem wirken geradezu als Lockstoffe auf Stechmücken, von denen nur die Weibchen stechen. Kohlgemüse scheint die kleinen Blutsauger dagegen abzuschrecken. Als natürliche Schutzmittel werden oft Zitronen- oder Lavendelöl empfohlen, die allerdings auch schnell verfliegen. Dr. Helge Kampen, Leiter des Labors für Medizinische Entomologie (Insektenkunde) am Friedrich-Loeffler-Institut Greifswald, erläutert: „Ausgetestet sind Abwehrstoffe wie Diethyltoluamid und Icaridin." Dabei kommt Diethyltoluamid, auch bekannter unter der Bezeichnung DEET, vor allem in Mitteln, die für tropische Gegenden geeignet sind, zum Einsatz. Und der Wirkstoff Icaridin kommt eher in europäischen Ländern zum Einsatz.
Kampen erklärt, wie das unangenehme Summen der Mücken, die in Süddeutschland auch Schnaken genannt werden, zustande kommt: durch deren Flügelschlag. In diesem Jahr droht die Plage wegen dem feuchten Wetter besonders intensiv zu werden. „Wissenschaftliche Belege dafür gibt es aber nicht", sagt Kampen, verweist aber auf allgemeine Erfahrungswerte, nach denen es Mücken und Zecken feucht und warm mögen. Prof. Detlef Michel vom Institut für Virologie der Uni Ulm meint: „Wir rechnen vermehrt mit Stechmücken, die vor allem im Flachwasser ihre Eier ablegen", und spielt damit auf die Hochwassergebiete an. Deshalb sei es auch gut möglich, dieses Jahr öfter gestochen zu werden. „Dass die Stechmücken mehr Krankheiten übertragen, kann man allerdings nicht sagen. Noch nicht. Das wissen wir erst rückblickend – im nächsten Jahr", so der Virologe.
Gegen Zeckengefahr vorbeugen
Wenn man also den Sommer nicht ausschließlich in geschlossenen, klimatisierten Räumen verbringen will, kann man der Mückenplage nicht komplett entgehen. Einigen Risiken, die von Zecken ausgehen, kann man jedoch schon vorbeugen. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, was für eine Gefahr von den kleinen braunen Tierchen (eine Milbenart) ausgeht: sie können FSME und Borreliose übertragen. Mit ihren Kieferklauen ritzt die Zecke die Haut ein und schiebt anschließend ihren Rüssel in die Wunde. Es handelt sich also um einen Zeckenstich und nicht um einen Zeckenbiss, wie es meist umgangssprachlich heißt. Im Durchschnitt trägt etwa jede zwanzigste Zecke die Viren für die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in sich, die zu Hirnhautentzündungen und dauerhaften Lähmungen führen kann, erklärt Ralph Brodel vom FSME-Netzwerk in Nürnberg. Bei dem FSME-Netzwerk handelt es sich um eine Verein zur Hilfe betroffener Patienten. Vor allem in Süddeutschland, mit Schwerpunkt Bayern und Baden-Württemberg, gebe es viele Zecken mit FSME-Viren. Nur eine Impfung biete einen nahezu vollständigen Schutz. Diese wird in der Regel von der Krankenkasse bezahlt. Im Jahr 2012 gab es bundesweit 195 Fälle von gemeldeten Gehirnentzündungen durch Zecken. Prof. Michel erklärt: „Die Erkrankungsfälle nehmen leicht zu, wie in den letzten Jahren auch“ und führt das auf ein „gesteigertes Freizeitverhalten" zurück. Außerdem meint er: „FSME ist näher an die Stadtgebiete herangerückt."
Nicht mit Borreliose zu verwechseln
FSME, ausgelöst von Viren, ist nicht zu verwechseln mit Borreliose, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird, kann jedes Organ befallen und es gibt keine Impfung dagegen. Deshalb ist es besonders wichtig, darauf zu achten, wie sich die Stelle, an der eine Zecke entfernt wurde, entwickelt. Noch wochenlang kann es sein, dass sich an der Stelle ein roter Ring bildet und diese sogenannte Wanderröte spricht für Borreliose. Die Blausteiner Hautärztin Dr. Marianna Steinert erklärt: „Dann muss ein Antibiotikum gegeben werden." Grundsätzlich gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als Nachsorge. Gegen Zeckenstiche könne man sich etwa durch helle, Arme und Beine bedeckende Kleidung, schützen. Und man solle seinen Körper,vor allem auch den Kopf, immer wieder inspizieren. Weil Zecken sehr klein sind, am besten mit einer Lupe, dann wird schneller deutlich, ob ein kleiner dunkler Fleck auf der Haut eventuell ein Blutsauger mit Risikopotential ist. Bei Mückenstichen ist dies viel einfacher, sie jucken und meist hat bereits das nervige Summen angekündigt, dass es soweit ist. (ad)
Bild: Frank Hollenbach / pixelio.de
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