Zecken-Alarm: So vor Infektionskrankheiten schützen
Die Zeckensaison ist in vollem Gange. Die kleinen blutsaugenden Insekten sollten nicht unterschätzt werden. Sie können Erreger für gefährliche Infektionskrankheiten übertragen. Fachleute erklären, wie Sie sich schützen können und was Sie bei einem Zeckenstich (im Volksmund auch Zeckenbiss genannt) beachten sollten.
Die Monate März bis Oktober gelten als Zeckensaison, doch schon ab etwa sieben bis acht Grad sind Zecken aktiv. Zecken können Tiere und Menschen befallen und Erreger für Infektionskrankheiten übertragen. Hierzulande geht es dabei vor allem um zwei Krankheiten: die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose. Doch es gibt Möglichkeiten, sich davor zu schützen.
Überträger von Krankheitserregern
Durch die milden Winter sind in Deutschland immer mehr Zecken ganzjährig anzutreffen, erklärt die Stiftung Gesundheitswissen auf ihrer Webseite. Ab etwa acht Grad Celsius werden die kleinen Blutsauger aktiv. Die Zeckensaison ist also längst in vollem Gange.
Durch einen Zeckenbiss können die kleinen Tierchen Krankheitserreger übertragen. Hierzulande sind dies insbesondere die FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und die Lyme-Bakterien (Borrelia burgdorferi), Erreger der Lyme-Borreliose.
Während die Borreliose praktisch deutschlandweit überall dort vorkommt, wo es Schildzecken (gemeiner Holzbock) gibt, ist das Vorkommen des FSME-Virus überwiegend auf bestimmte Risikogebiete konzentriert, schreibt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf seiner Webseite.
Und diese Risikogebiete werden immer mehr: 2022 hat das Robert Koch-Institut (RKI) 175 Stadt- beziehungsweise Landkreise in Deutschland als Risikogebiete für das durch Zecken übertragbare FSME-Virus ausgewiesen – sechs mehr als im Vorjahr.
Durch den richtigen Schutz lässt sich diesen Erkrankungen vorbeugen.
Tödliche Verläufe möglich
Die Mehrheit der Menschen, die sich mit dem FSME-Virus infizieren (etwa 70 bis 95 Prozent) bleibt beschwerdefrei oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus, berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „infektionsschutz.de“. Krankheitszeichen treten laut den Fachleuten typischerweise in zwei Phasen auf:
Zunächst zeigen sich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Häufig ist zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet. Für den Großteil der Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden.
Bei einem Teil der Patientinnen und Patienten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Auch eine Rückenmarksentzündung kann auftreten. Symptome sind erneutes Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe können zum Beispiel mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen sowie starker Schläfrigkeit einhergehen.
Als Folgeschäden können unter anderem Lähmungen, Kopfschmerzen, geringere Belastbarkeit und Gefühlsschwankungen noch mehrere Monate anhalten. Doch eine folgenlose Heilung ist auch spät noch möglich. Es kann aber auch zu bleibenden Schäden und Todesfällen kommen.
Infektionen mit Borrelien verlaufen oft unbemerkt
Viele Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Wenn sich jedoch einige Tage oder Wochen nach einem Stich ein abgrenzbarer roter Hautfleck an der Einstichstelle zeigt, kann dies auf eine Borreliose hindeuten. Darauf wird auf dem Portal „gesund.bund.de“ des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hingewiesen.
Typisch ist ein Fleck, der sich ringförmig ausbreitet, bis er einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimeter erreicht. Deshalb ist hier auch von der „Wanderröte“ („Erythema migrans“) die Rede.
Außerdem können innerhalb von sechs Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen auftreten. Solche Beschwerden können ebenfalls auf eine Borreliose hindeuten, auch wenn sich keine Wanderröte zeigt.
Behandlung und Vorbeugung
Eine spezifische Therapie gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis gibt es nicht, nur die Symptome werden behandelt. Eine FSME-Schutzimpfung kann der Virusinfektion jedoch vorbeugen. Für einen kompletten Impfschutz sind insgesamt drei Impfungen nötig – in der Regel im Abstand mehrerer Monate.
Laut dem Portal „impfen-info.de“ der BZgA empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen FSME allen Personen, die sich in FSME-Gebieten aufhalten oder dort wohnen und von Zecken gestochen werden könnten. Das gilt für alle, die sich in der Natur aufhalten. Auch Stadtparks und Gärten sind Lebensräume für Zecken.
Bei Borreliose führt eine frühe Behandlung mit Antibiotika in der Regel zu einer raschen und vollständigen Genesung, heißt es auf „infektionschutz.de“. Eine Schutzimpfung gegen Borreliose steht in Europa bislang nicht zur Verfügung. Den besten Schutz bietet deshalb die Vermeidung von Zeckenstichen. Dabei können einige Maßnahmen helfen:
So sollten bei Aufenthalten im Wald oder auf Wiesen geschlossene Schuhe, langärmlige Hemden und lange Hosen getragen werden. Die Strümpfe über die Hosenbeine ziehen. Empfehlenswert ist helle Kleidung, damit die kleinen Zecken besser erkannt und entfernt werden können.
Wer Zecken-abweisende Mittel verwendet, sollte genau auf die Produktbeschreibung achten. Die Wirkung solcher Mittel ist zeitlich begrenzt und bietet keinen vollständigen Schutz.
Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte der Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden. Die Tierchen mögen warme weiche Hautstellen, weshalb besonders in den Kniekehlen, in den Leisten, unter den Achseln, hinter den Ohren sowie am Kopf und Haaransatz gesucht werden sollte.
Zecken frühzeitig entfernen
Das Zecken entfernen sollte stets schnellstmöglich erfolgen, denn wenn die Entfernung des Insekts in den ersten Stunden nach dem Stich erfolgt, ist das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken, nur sehr gering.
Die Zecke sollte dabei an ihrem Kopfbereich möglichst nah der Haut gegriffen und langsam und gerade herausgezogen werden. Dabei am besten eine Pinzette, eine Zeckenkarte oder ein spezielles Instrument zur Zeckenentfernung verwenden.
Auf Manipulationen an der Zecke, beispielsweise mit Öl, Cremes oder durch Zerquetschen, sollte verzichtet werden, weil dadurch möglicherweise vermehrt Erreger freigesetzt werden. Im Anschluss sollte die Stichstelle sorgfältig desinfiziert werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stiftung Gesundheitswissen: Zeckenbisse: Wie man sich schützen kann, (Abruf: 11.05.2022), Stiftung Gesundheitswissen
- Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege: Durch Zecken übertragbare Krankheiten: FSME und Lyme-Borreliose, (Abruf: 11.05.2022), Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
- Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 9/2022, FSME: Risikogebiete in Deutschland (Stand: Januar 2022), (Abruf: 11.05.2022), Robert Koch-Institut
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: FSME, (Abruf: 11.05.2022), infektionsschutz.de
- Bundesministerium für Gesundheit: Borreliose, (Abruf: 11.05.2022), gesund.bund.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: FSME-Impfung bei Erwachsenen, (Abruf: 11.05.2022), impfen-info.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Borreliose, (Abruf: 11.05.2022), infektionschutz.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.