Anteil der Vegetarier innerhalb von sieben Jahren verdoppelt
22.07.2013
Immer mehr Menschen in Deutschland stehen dem hemmungslosen Fleischkonsum kritisch gegenüber. Eine repräsentative Studie der Universitäten Göttingen und Hohenheim kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Vegetarier sich in den letzten sieben Jahren in Deutschland verdoppelt und ein genereller Trend zu weniger Fleisch eingesetzt hat. Vermehrt würden sich Verbraucher auch bewusst für einen vorübergehenden Fleischverzicht entscheiden und ihren Fleischkonsum insgesamt deutlich reduzieren.
„Veggie-Days, Tierschutz, Fleischskandale: in den letzten Jahren wird verstärkt über Fleischkonsum diskutiert“, berichtet die Universität Hohenheim in einer aktuellen Pressemitteilung. Nun hätten Agrarwissenschaftler der Universitäten Hohenheim und Göttingen untersucht, wie hoch der Anteil der Vegetarier und der Wenig-Fleischesser (Flexitarier) in Deutschland tatsächlich ist und welche Motive sie antreiben. Mit einem Anstieg auf 3,7 Prozent habe sich der Anteil der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Flexitarier sei heute mehr als jeder Zehnte (11,6 Prozent der Befragten). Knapp zehn Prozent (9,5 Prozent) gaben zudem an, ihren Fleischkonsum reduzieren zu wollen. „Insgesamt lässt sich bei 60 Prozent der Deutschen eine generelle Bereitschaft für einen geringeren Fleischkonsum feststellen“, weshalb die deutsche Agrar- und Fleischwirtschaft verstärkt auf geringere Mengen und dafür höhere Qualität setzen sollte, raten die Studienautoren. Allerdings sind einige Menschen (13,5 Prozent der Befragten) bis heute regelrechte Fleisch-Fanatiker und würden ihren Konsum noch steigern, wenn es billiger wäre, so das Ergebnis der repräsentativen Befragung. Zwei Prozent erklärten, sie würden unabhängig vom Preis künftig in jedem Fall mehr Fleisch essen als bisher.
Trend zum geringeren Fleischkonsum
Professor Achim Spiller von der Universität Göttingen erläuterte, dass „der Trend zum weniger Fleisch essen wahrscheinlich auch in Zukunft anhalten (wird), da dahinter meinungsprägende Trendgruppen unter den Verbrauchern stehen.“ Zwar sehen immer noch drei Viertel der Deutschen ihren Fleischkonsum als unproblematisch, doch würden sich die Verbraucher insgesamt verstärkt an Nachhaltigkeitsmotiven orientieren, was zu einem drastischen Rückgang des Fleischkonsums führen könne. Dies finde auch in dem relativ hohen Anteil der erstmals erhobenen Flexitarier Ausdruck.
60 Prozent bereit für Einschränkungen ihres Fleischkonsums
Professor Spiller schätzt, dass bei Umsetzung entsprechender Maßnahmen „wie zum Beispiel Informationskampagnen der Anteil der Deutschen, die bereit wären, Ihren Fleischkonsum einzuschränken, auf 60 Prozent steigern“ würde. Treibende Kraft sei dabei der Gedanke an die eigene Gesundheit, erklärte Anette Cordts, Koordinatoren der Befragung an der Universität Göttingen. Bei den Personen, die sich bereits heute vegetarisch ernähren, spiele auch das Tierwohl eine besondere Rolle. Hinzu kommen Umweltschutzbedenken, welche bei einigen Menschen ebenfalls zu einem geringeren Fleischkonsum führen. Doch seien sich weite Teile der Bevölkerung bisher der Umweltproblematiken bei der Produktion tierischer Lebensmittel nicht bewusst.
Fleischkonsum bei hohem Bildungsniveau tendenziell geringer
Zwei Drittel der Personen in Deutschland, die sich vegetarisch ernähren, sind Frauen, was für ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein des weiblichen Geschlechts in puncto Ernährung spricht. In Bezug auf das Alter ließen sich indes keine Zusammenhänge feststellen, berichten die Forscher. Vegetarier waren in allen Altersgruppen anzutreffen. In Bezug auf das Bildungsniveau und Einkommen hätten sich hingegen deutlich Unterschiede beim Fleischkonsum der verschiedenen Gruppen ergeben. Professor Harald Grethe von der Universität Hohenheim erläuterte, dass den Ergebnissen der aktuellen Umfrage zufolge „der Fleischkonsum mit steigendem Bildungsgrad und höherem Einkommen“ abnimmt. (fp)
Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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