Kinder und Jugendliche sollten sich auf die Zeitumstellung vorbereiten
Nach der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit am kommenden Sonntag werden viele Menschen wieder Schwierigkeiten mit ihrem Schlafrhythmus haben und eine Art „Mini-Jetlag“ entwickeln. Dabei sind Kinder und Jugendliche besonders betroffen, betont Schlafforscher Gerhard Klösch von der Universitätsklinik für Neurologie an der MedUni Wien. Der Experte rät daher, dich bereits im Vorfeld auf die Zeitumstellung vorzubereiten.
Mit der Umstellung der Uhren von Winter- auf Sommerzeit am kommenden Sonntag (2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt) geht uns eine Stunde unserer normalen Schlafzeit verloren. Zwar spüren viele Menschen diesen „Mini-Jetlag“ überhaupt nicht, doch Kinder und Jugendliche sollten auf die Umstellung vorbereitet sein, mahnt der Wiener Schlafforscher. Denn junge Menschen seien von der Umstellung am stärksten betroffen.
Junge Menschen mit höherem Schlafbedarf
Rein physiologisch lässt sich bei jungen Menschen bereits eine erhöhte Anfälligkeit für Probleme bei Verschiebung der Schlafzeit feststellen, berichtet der Experte. „Bis zum 10. Lebensjahr brauchen wir zwischen zehn und elf Stunden erholsamen Schlaf, als Jugendliche rund neun Stunden. Erst danach sind sieben Stunden ausreichend“, so Klösch. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten ergeben, dass die Umstellung auf die Sommerzeit Kinder und Jugendliche effektiv 32 Minuten Schlaf koste. Dieses Minus kann sich täglich über zwei Wochen hinziehen und kumulieren, betont der Schlafforscher.
Smartphones verstärken das Problem
Verschärft werde der Effekt oft durch den Gebrauch digitaler Endgeräte wie Smartphones, Tablets uns PC´s. „Das Problem ist, dass digitale Endgeräte mit ihrem blauen Licht Schlaf rauben. Wichtig wäre also, zumindest in den vier, fünf Tagen davor handyfreie Zeiten am Abend zu planen und wenn möglich, eine halbe Stunde früher schlafen zu gehen“, erläutert Gerhard Klösch. Für die Kinder und Jugendlichen könne die Verschiebung der Schlafzeit erhebliche Folgen haben. Denn junge Menschen haben – im Gegensatz zu älteren – am Morgen noch eine Tiefschlafphase, erläutert der Experte. Je später sie schlafen gehen, desto später komme diese Tiefschlafphase.
Unterbrochene Tiefschlafphase
Werden die Kinder und Jugendlichen aufgrund der Zeitverschiebung mitten in ihrer morgendlichen Tiefschlafphase geweckt, sind sie laut Aussage der Forscher wie schlaftrunken. Dies erhöhe auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr. Schon zu „normalen“ Zeiten würden die Kinder und Jugendliche im Wochenverlauf einen enormen „Schlafdruck“ aufbauen, der sich dann am Wochenende bei vielen mit Schlafen bis zur Mittagszeit entlädt, berichtet Klösch. Etwa jede/r Dritte brauche in der Früh einen Wecker, um in den Kindergarten oder in die Schule zu kommen.
Stress-Intoleranz und Leistungstief
Zudem sind die meisten Jugendlichen, chronobiologisch betrachtet, noch „Abendmenschen“, erläutert der Wiener Schlafforscher. Durch die Umstellung auf die Sommerzeit werde das ohnehin vorhandene Schlafdefizit noch zusätzlich verstärkt und sorge für Stress-Intoleranz und ein Leistungstief. Ein Effekt, der laut Aussage des Experten auch den Lehrerinnen und Lehrern bewusst sein sollte. „Tests am Montag nach der Umstellung sind daher nicht besonders ratsam bzw. unfair“, so Klösch.
Weitreichende Folgen der Tagesmüdigkeit
Dem Experten zufolge ist Schläfrigkeit und Tagesmüdigkeit bei Jugendlichen generell ein weitreichendes Problem. So habe eine aktuelle britische Studie gezeigt, dass Jugendliche, die generell häufiger müde sind, nicht nur in der Schule auffällig werden, sondern auch später vermehrt Probleme im sozialen Gefüge zeigen. Die Wissenschaftler aus dem britischen York konnten anhand der Verbrechensstatistik in York zeigen, „dass 15-jährige, die ständig müde und in ihrem sozialen Verhalten auffällig waren, später, als 29-jährige ein um 4,5-fach erhöhtes Risiko hatten, kriminell zu werden“; berichtet Klösch.
Zeitumstellung abschaffen
Der Schlafforscher betont, dass die Zeitumstellung – egal ob von Winter- auf Sommerzeit oder umgekehrt – generell nicht mehr zeitgemäß und unnötig sei. Denn der menschliche Organismus passe sich ohnehin automatisch vor allem an den natürlichen Rhythmus des Lichts an. „Sobald es wieder früher hell wird, passen wir uns an. Dazu brauchen wir keine Zeitumstellung. Licht ist ein optimaler Zeitgeber“, so Klösch. Seiner Aussage zufolge wäre es grundsätzlich besser, bei einer Zeit zu bleiben. (fp)
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