Raucherhusten ist künftig heilbar: Forscher aktivieren die Selbstheilung der Lunge
27.12.2010
Kann zukünftig zerstörtes Lungengewebe wiederhergestellt werden? Was Hoffnung für Millionen Menschen mit chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) weltweit wäre, glauben Deutsche Forscher jetzt erreicht zu haben: Sie nutzten gezielt den natürlichen Reparaturprozess der Lunge, um zerstörtes Gewebe wieder aufzubauen.
Als chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (chronic obstructive pulmonary diseases, COPD) werden alle Krankheiten der Lunge, die durch Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot bei Belastung gekennzeichnet sind, bezeichnet. In den modernen Industrienationen wie beispielsweise den USA bilden COPD die viert-häufigste Todesursache und von den zehn häufigsten zum Tod führenden Krankheiten ist COPD die einzige, deren Häufigkeit zunimmt, so die Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ursache der Erkrankungen ist oft einen jahrelanger Zigarettenkonsums, so dass COPD umgangssprachlich auch als „Raucherlunge“ bezeichnet wird. COPD ist bislang nicht heilbar, doch für die Betroffenen besteht nun erstmals Grund zur Hoffnung. Denn die Wissenschaftler rund um Dr. Dr. Melanie Königshoff am Comprehensive Pneumology Center des Helmholtz Zentrums München haben am Mausmodell nachgewiesen, dass zerstörtes Lungengewebe durch die Aktivierung eines bestimmten Signalweges zur Kommunikation der Zellen wiederhergestellt werden kann. Nun hoffen die Forscher auch beim Menschen künftig den durch COPD ausgelösten lebensbedrohlichen Verlust des Lungengewebes rückgängig machen zu können.
Wie die Forscher des Helmholtz Zentrums München in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ berichten, nutzten sie die Fähigkeit des Lungengewebes, sich selbst zu reparieren. Diese sei auch bei COPD-Patienten grundsätzlich gegeben, jedoch wird der sogenannte WNT-Signalweg, der für den Wiederaufbau des Lungengewebes entscheidend ist, durch die Erkrankung gehemmt. Im Rahmen ihrer Studie ist es den Wissenschaftlern allerdings gelungen, den WNT-Signalweg bei Mäusen künstlich zu reaktivieren und so die Entwicklung der Emphyseme, das heißt die irreversible Überblähung der Lungenbläschen bei fortschreitender COPD, signifikant zu hemmen. Dadurch habe sich die Lungenfunktion der untersuchten Mäuse wieder deutlich verbessert, so die Aussage der Wissenschaftler vom Münchener Helmholtz Zentrum.
Als nächsten Schritt hoffen die Wissenschaftler um Dr. Dr. Melanie Königshoff den neu entdeckten Wirkungszusammenhang in die Gestaltung der Therapien zur Behandlung von COPD zu integrieren. „Unser Ziel ist es jetzt, den WNT-Mechanismus noch detaillierter zu verstehen, um konkrete therapeutische Ansätze entwickeln zu können“, betonte die Expertin des Helmholtz Zentrums. Wenn es gelingt den WNT-Signalweg auch beim Menschen ähnlich gezielt zu aktivieren, wie im Versuch mit Mäusen, sollte sich die Lungenarchitektur und damit die Lungenfunktion der COPD-Patienten deutlich verbessern lassen, so die Hoffnung der Forscher. Der Verlust des Lungengewebes wäre damit möglicherweise reparabel. (fp)
Lesen Sie auch:
Diagnose Raucherlunge: Erkrankungsrate steigt an
Rauchen schwächt Krebs-Schutzgene
Rauchen begünstigt Zahnausfall
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.